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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Katzen sitzen lassen und ist abgehauen.«
    »Hält sie Kontakt zu Ihnen?«
    »Nö. Einmal habe ich sie gesehen, da war ich acht. Wir haben einen Tag zusammen verbracht – oder eher einen halben. Sie ist mit mir zum Ludlow Beach gefahren und hat mir beim Planschen in den Wellen zugesehen, bis meine Lippen blau angelaufen sind. Zu Mittag haben wir an einem Imbissstand gegessen, dem bei der High Ridge Road.«
    »Den kenne ich gut.«
    »Ich hatte einen Milkshake und dazu frittierte Muscheln. Die habe ich seitdem nie wieder gegessen. Ich muss total überdreht gewesen sein. Ich weiß noch, dass ich schon beim Aufwachen den Bauch voller Schmetterlinge hatte, weil ich wusste, dass sie kommt. Wir waren gerade auf dem Weg in den Zoo, als mir im Auto schlecht geworden ist. Da hat sie mich postwendend wieder nach Hause gebracht.«
    »Was wollte sie denn?«
    »Wer weiß? Was auch immer es war, sie hat es seitdem nicht wieder gewollt. Aber Pop war super. In der Hinsicht habe ich Glück gehabt.«
    »Er hat Schuldgefühle Ihretwegen.« Sie drehte den Kopf und sah mich an. »Wieso das? Nichts von alledem ist seine Schuld.«
    »Er glaubt, er hat Sie vernachlässigt, als Sie noch jünger waren.«
    »Oh. Na ja, das schon, aber was hat das damit zu tun? Er hat seine Entscheidungen getroffen und ich meine.«
    »Schon, aber ganz allgemein gesprochen ist es besser, Entscheidungen zu vermeiden, die einen im Gefängnis landen lassen.«
    Sie lächelte. »Sie haben mich damals nicht gekannt. Ich war entweder betrunken oder bekifft und manchmal beides zugleich.«
    »Wie haben Sie dann Ihren Job durchgehalten?«
    »Ich habe mir die Trinkerei für Abende und Wochenenden aufgespart. Das Gras habe ich vor und nach der Arbeit geraucht. Harte Drogen habe ich nie genommen – Heroin, Crack oder Speed. Das Zeug kann einen echt übel zurichten.«
    »Hat denn nie jemand gemerkt, dass Sie bekifft waren?«
    »Doch, mein Chef.«
    »Und wie haben Sie es geschafft, das Geld zu nehmen? Dafür braucht man ja eigentlich einen klaren Kopf.«
    »Glauben Sie mir, in manchen Punkten war ich immer ganz klar. Waren Sie schon mal im Gefängnis?«
    »Einmal über Nacht«, gestand ich und ließ es klingen, als wäre es ein Ausflug mit meiner Pfadfinderinnengruppe gewesen.
    »Weswegen?«
    »Tätlicher Angriff gegen einen Polizisten und Widerstand gegen die Staatsgewalt.«
    Sie lachte. »Wow. Wer hätte das gedacht? Sie sehen eigentlich total brav aus. Ich wette, Sie gehen nur bei Grün über die Straße und frisieren nie die Zahlen in Ihrer Steuererklärung.« »Stimmt. Ist das schlimm?«
    »Nein, schlimm ist es nicht. Es ist nur langweilig«, erwiderte sie. »Haben Sie nie Lust, mal die Sau rauszulassen? Ein Risiko einzugehen, auch wenn Sie sich dabei womöglich selbst reinreiten?«
    »Mir gefällt mein Leben so, wie es ist.«
    »Ist doch total öde. Ich würde wahnsinnig werden.«
    »Was mich wahnsinnig macht, ist, die Kontrolle zu verlieren.«
    »Was machen Sie dann, wenn Sie sich mal amüsieren wollen?«
    »Ich weiß nicht … ich lese viel und gehe joggen.«
    Sie sah mich an und wartete auf die Pointe. »Und das war’s? Sie lesen viel und gehen joggen?«
    Ich lachte. »Es klingt jämmerlich, wenn man es sich bewusst macht.«
    »Und wo machen Sie mal einen drauf?«
    »›Einen draufzumachen‹ liegt mir eigentlich weniger, aber wenn ich etwas essen oder ein Glas Wein trinken will, gehe ich meist in ein Lokal bei mir in der Nähe. Es heißt Rosie’s Tavern, und die Besitzerin ist eine Bärenmama, was bedeutet, dass ich essen kann, ohne von Männern, die auf der Jagd sind, belästigt zu werden.«
    »Haben Sie einen Freund?«
    »Nicht direkt«, erwiderte ich. In der Richtung wollte ich mich lieber nicht allzu genau von ihr ausfragen lassen. Ich blickte zu ihr hinüber. »Falls es Ihnen nichts ausmacht, wüsste ich gern, ob Sie vorher schon mal Ärger gehabt haben.«
    Sie sah aus dem Fenster auf ihrer Seite. »Kommt darauf an, wie Sie das sehen. Ich war zweimal auf Drogenentzug. Und ich habe wegen eines ungedeckten Schecks sechs Monate im Bezirksgefängnis gesessen. Als ich rauskam, war ich finanziell ruiniert, also habe ich einen Offenbarungseid geleistet. Und jetzt kommt das Perverse: Kaum war das passiert, habe ich mit der Post jede Menge Angebote für Kreditkarten bekommen, und jede einzelne war bereits genehmigt. Wie hätte ich da widerstehen sollen? Die habe ich auch bis zum Anschlag ausgereizt. Dreißigtausend Mäuse, bis die Gitter runtergerasselt

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