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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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sind.«
    »Dreißigtausend wofür?«
    »Ach, Sie wissen schon. Das Übliche. Glücksspiele, Drogen. Einen Haufen habe ich auf der Rennbahn verspielt, und dann bin ich nach Reno gefahren und habe die Automaten gefüttert. Nebenher habe ich Poker mit hohen Einsätzen gespielt, aber die Karten waren gegen mich. Nicht, dass ich deswegen aufgehört hätte. Ich habe mir eingebildet, ich könnte nur eine bestimmte Zeit lang verlieren, und dann müsste sich das Blatt zwangsläufig wenden und der Geldregen auf mich runterprasseln. Dummerweise bin ich nie so weit gekommen. Im Handumdrehen war ich pleite und stand auf der Straße. Das war 1982. Pop hat mich in sein Haus geholt und meine Schulden beglichen. Und wie steht’s mit Ihren Lastern? Eines müssen Sie doch haben.«
    »Ich trinke Wein und gelegentlich einen Martini. Früher habe ich Zigaretten geraucht, aber damit habe ich aufgehört.«
    »Hey, ich auch. Ich hab’s vor einem Jahr gesteckt. War echt krass.«
    »Es ist hart«, bestätigte ich. »Was hat Sie dazu veranlasst?«
    »Ich wollte einfach beweisen, dass ich es kann«, antwortete sie. »Und was ist mit anderen Drogen? Haben Sie schon mal gekokst?«
    »Nein.«
    »Quaaludes, Vicodan, Percocet?«
    Ich wandte den Kopf und starrte sie an.
    »Ich hab ja nur gefragt.« »Als Schülerin habe ich Gras geraucht, aber später habe ich mit dem Zeug aufgehört.«
    Sie ließ den Kopf zur Seite sinken. »Schnarch.«
    Ich lachte. »Warum schnarch?«
    »Sie leben wie eine Nonne. Wo bleibt der Spaß, verdammt noch mal?«
    »Ich habe Spaß. Ich habe jede Menge Spaß.«
    »Ach, Sie brauchen sich nicht zu rechtfertigen. Ich habe kein Urteil über Sie gefällt.«
    »Doch, haben Sie.«
    »Ja, gut, vielleicht ein klein wenig. Ich bin vor allem neugierig.«
    »Worauf?«
    »Wie man in dieser Welt zurechtkommt, wenn man nicht mehr ständig am Abgrund lebt.«
    »Vielleicht finden Sie’s raus.«
    »Darauf würde ich zwar nicht wetten, aber man soll ja die Hoffnung nie aufgeben.«
    Als wir uns Santa Teresa näherten, hatten sich bleiche Nebelschwaden über die Landschaft gelegt. Ich fuhr am Strand entlang, wo sich die Palmen dunkel von der sanften Helligkeit des Pazifiks abhoben. Reba hatte den Blick nicht vom Meer abgewandt, seit es südlich von Perdido in Sicht gekommen war. Als wir an der Ausfahrt Perdido Avenue vorbeifuhren, drehte sie den Kopf zur Seite, um es langsam im Nebel verschwinden zu sehen. »Haben Sie schon mal vom Double Down gehört?«
    »Was ist das?«
    »Der einzige Pokersalon in Perdido – der Schauplatz meines Untergangs. Hab mich oft tierisch amüsiert da drinnen, aber das ist ein für alle Mal vorbei. Hoffe ich zumindest.« Der Highway wand sich von der Küste weg, und Reba betrachtete die hügeligen Zitrusplantagen rechts und links der Straße. Häuser und Geschäfte nahmen zu, bis schließlich die Stadt selbst auftauchte – zwei- und dreistöckige weiße Steinhäuser mit roten Ziegeldächern, Palmen und immergrünen Pflanzen, alles architektonisch vom spanischen Einfluss geprägt.
    »Was hat Ihnen eigentlich am meisten gefehlt?«, wollte ich wissen.
    »Mein Kater. Er ist langhaarig, orange gescheckt, und ich habe ihn, seit er sechs Wochen alt war. Zuerst hat er ausgesehen wie eine kleine Puderquaste. Jetzt ist er siebzehn und ein toller alter Knabe.«
    Ich verließ den Highway an der Ausfahrt Milagro und sah auf die Uhr. Es war 12 Uhr 36. »Haben Sie Hunger? Wir hätten noch Zeit für ein Mittagessen, falls Sie sich vor dem Termin bei Ihrer Bewährungshelferin ein bisschen stärken wollen.«
    »Das wäre super. Ich hatte schon Hunger, als wir losgefahren sind.«
    »Hätten Sie doch was gesagt. Möchten Sie irgendwas Bestimmtes?«
    »McDonald’s. Für einen doppelten Cheeseburger könnte ich einen Mord begehen.«
    »Ich auch.«
    »Zweiundzwanzig Monate«, sinnierte ich beim Essen. »Was haben Sie die ganze Zeit gemacht?«
    »Ich habe gelernt, Computer zu programmieren. Das ist kinderleicht. Außerdem habe ich Gefängnisstatistiken auswendig gelernt.«
    »Wie unterhaltsam.«
    Sie tauchte ihre Pommes eine nach der anderen in einen Ketchupsee und verschlang sie wie Würmer. »War es wirklich. Ich bin oft in der Bücherei gesessen und habe mich in Studien über weibliche Häftlinge vertieft. Wenn ich früher auf einen Artikel zu dem Thema gestoßen bin, hat mich das Thema völlig kalt gelassen. Jetzt ist es auf einmal relevant. Zum Beispiel 1976: Da saßen elftausend Frauen in Staats- und Bundesgefängnissen. Bis

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