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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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mich vergewissert hatte, dass sie sowohl meine Privat- als auch meine Büronummer hatte. Ich empfahl ihr, sich ein paar Tage Zeit zum Eingewöhnen zu gönnen, aber sie entgegnete, sie sei jetzt zwei Jahre lang eingesperrt gewesen, hätte nichts zu tun gehabt und sich gelangweilt, und jetzt wolle sie raus. Ich sagte, sie solle mich am nächsten Vormittag anrufen, dann würden wir eine Uhrzeit ausmachen, zu der ich sie abholen käme.
    »Danke«, sagte sie und öffnete die Beifahrertür. Die betagte Haushälterin stand bereits auf der Veranda vor dem Haus und hielt nach Reba Ausschau. Neben ihr saß ein großer, langhaariger, orangefarbener Kater. Als Reba die Autotür zuschlug, tappte der Kater die Verandatreppe herunter und stolzierte gemessenen Schrittes auf sie zu. Reba bückte sich und nahm ihn auf die Arme. Sie wiegte ihn und vergrub das Gesicht in seinem Fell, eine Demonstration der Zuneigung, die der Kater als sein gutes Recht hinzunehmen schien. Reba trug ihn zur Veranda zurück. Ich wartete, bis sie die Haushälterin umarmt hatte und mit dem Kater unterm Arm drinnen verschwunden war, dann legte ich den ersten Gang ein und machte mich auf den Weg zurück in die Stadt.
    Ich fuhr zu meinem Büro und blieb so lange, bis ich sämtliche Anrufe erwidert und die Post geöffnet hatte. Um fünf Uhr hatte ich alles erledigt, was ich mir vorgenommen hatte, also schloss ich ab und setzte mich für die kurze Strecke nach Hause ins Auto. Dort angekommen, leerte ich den Briefkasten und zerrte die übliche Mischung aus Werbesendungen und Rechnungen heraus. Vertieft in einen Prospekt von einem Schneider aus Hongkong, der mit mir ins Geschäft kommen wollte, trat ich durch das quietschende Tor. Ein Kreditbüro bot mir schnelles Bargeld an; Anruf genügte. War ich nicht ein Glückspilz?
    Henry stand im Garten und sprengte die Terrasse mit einem steten Wasserstrahl, der so dick war wie ein Besenstiel und Blätter und Steinchen von den flachen Platten in den Rasen dahinter fegte. Die Spätnachmittagssonne war durch die Wolkendecke gedrungen, und so kamen wir endlich in den Genuss von ein wenig Sommer. Henry trug ein T-Shirt und abgeschnittene Jeans und hatte seine langen, eleganten Füße nackt in ein Paar abgenutzte Flipflops gesteckt. Hinter ihm stand William, wie gewohnt in einem schicken dreiteiligen Anzug, und passte auf, dass ihn keine Spritzer aus dem Schlauch trafen. Er stützte sich auf einen schwarzen Spazierstock mit geschnitztem Elfenbeingriff. Die beiden waren am Streiten, hielten aber lange genug inne, um mich höflich zu begrüßen.
    »William, was hast du denn mit deinem Fuß gemacht? Ich habe dich noch nie mit einem Stock gesehen.«
    »Der Arzt hat gemeint, ein Stock würde mich stabilisieren.«
    »Es ist ein Accessoire«, sagte Henry.
    William ignorierte ihn.
    »Tut mir Leid, wenn ich euch unterbreche«, sagte ich. »Ich habe euch wohl mitten im Gespräch gestört.«
    »Henry ist entscheidungsschwach, was Mattie betrifft«, erklärte William.
    »Ich bin nicht entscheidungsschwach! Ich bin vernünftig. Ich bin siebenundachtzig Jahre alt. Wie viele gute Jahre bleiben mir denn noch?«
    »Sei nicht albern«, entgegnete William. »Auf unserer Seite der Familie ist schon immer jeder mindestens hundertdrei geworden. Hast du gehört, was sie über ihre Familie erzählt hat?
Ich dachte, sie zitiert aus dem ärztlichen Handbuch. Krebs,
Diabetes und Herzkrankheit? Ihre Mutter ist an
Gehirnhautentzündung           gestorben.       Ausgerechnet
    Gehirnhautentzündung! Glaub mir, Mattie Halstead wird lange vor dir das Zeitliche segnen.«
    »Warum soll ich mir darüber den Kopf zerbrechen? Keiner von uns wird in absehbarer Zeit ›das Zeitliche segnen‹«, entgegnete Henry.
    »Du bist ein Narr. Sie kann sich glücklich schätzen, wenn sie dich kriegt.«
    »Warum denn das, um Himmels willen?«
    »Sie braucht jemanden, der ihr zur Seite steht. Niemand will krank und allein sein, schon gar nicht, wenn es aufs Ende zugeht.«
    »Ihr fehlt überhaupt nichts! Sie ist gesund wie ein Pferd. Sie wird mich um mindestens zwanzig Jahre überleben, was man von dir nicht gerade behaupten kann.«
    William wandte sich an mich. »Lewis wäre nicht so stur –«
    »Was hat Lewis denn damit zu tun?«, wollte Henry wissen.
    »Er mag sie. Wenn du dich erinnerst, war er auf der Kreuzfahrt höchst aufmerksam ihr gegenüber.«
    »Das ist Monate her.«
    »Sag du’s ihm, Kinsey. Vielleicht dringst du zu ihm durch.«
    Mir wurde leicht

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