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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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hängte es wieder weg. Manchmal legte sie ein Teil auf die anderen, die sie sich bereits über den Arm gehängt hatte. In regelmäßigen Abständen suchte sie die Umkleidekabine auf und kehrte zwanzig Minuten später zurück, nachdem sie sich entschieden hatte. Manche Teile ließ sie liegen, und den Rest häufte sie neben der Kasse auf, während sie weitersuchte. Innerhalb von zwei Stunden hatte sie Hosen, Röcke, Jacken, Unterwäsche, Oberteile, zwei Kleider und sechs Paar Schuhe erstanden.
    Wieder im Auto legte sie den Kopf gegen die Lehne und schloss die Augen. »Früher habe ich so vieles als selbstverständlich genommen, aber das ist ein für alle Mal vorbei. Wohin jetzt?«
    »Das überlasse ich Ihnen. Wohin wollen Sie denn?«
    »An den Strand. Ziehen wir die Schuhe aus und laufen durch den Sand.«
    Wir landeten am Ludlow Beach, nicht weit entfernt von meiner Wohnung. Über uns auf der Steilküste thronte das Santa Teresa City College. Der Himmel war grau bis zum Horizont, und der Wind peitschte die Wellen und wehte Gischt an den Strand. Wir schlossen unsere Schuhe zusammen mit meiner Umhängetasche und Rebas Einkäufen im Auto ein. Die Picknicktische auf der Grünfläche waren verlassen, bis auf ein paar Möwen, die sich um eine Brottüte kabbelten, die verschlossen am Rand einer Mülltonne liegen geblieben war. Reba nahm die Tüte, riss das Zellophan auf und warf die Krumen ins Gras. Die Möwen kamen kreischend aus allen Richtungen angeflogen.
    Wir trotteten durch einen etwa hundert Meter breiten Streifen weichen Sands zwischen dem Parkplatz und der Brandung. An der Wasserlinie schwappten die eiskalten Wellen gefährlich nahe an unsere nackten Füße. »Was ist denn da eigentlich mit Beck gelaufen?«, fragte ich.
    Sie warf mir ein kurzes Lächeln zu. »Es hat mich umgeworfen, ihm so ganz zufällig über den Weg zu laufen.«
    »Tatsächlich? Das ist aber komisch. Ich hatte den Eindruck, Sie hätten alles von langer Hand vorbereitet.«
    Sie lachte. »Nein, wirklich nicht. Warum sollte ich?«
    »Reba.« Die großen braunen Augen richteten sich ganz auf mich.
    »Ehrlich. Er war der letzte Mensch, mit dem ich dort gerechnet hätte.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das ist nicht wahr. Sie lügen mir frech ins Gesicht. Sie wollten unbedingt auf der anderen Seite der Nische sitzen, damit Sie nach ihm Ausschau halten konnten.«
    »Das ist nicht wahr. Ich hatte keine Ahnung, dass er dorthin kommen würde. Ich war völlig baff.«
    »Moment, Moment, Moment. Halten Sie mal kurz den Mund, dann sage ich Ihnen, was hier läuft. Ich lüge seit Jahren, und Sie können mir glauben, dass ich weiß, wann jemand die Wahrheit frisiert. Bei mir läuft rund um die Uhr ein Schwindelsensor. Ich habe Sie beide gestern Abend beobachtet, und es ist mir wie Schuppen von den Augen gefallen. Ich war lediglich schmückendes Beiwerk, die Person, die man früher als Anstandswauwau bezeichnet hat. Sie haben ihn vom Amt für Bewährungshilfe aus angerufen und ihm gesagt, wo Sie am Abend sein würden.«
    Sie schwieg einen Augenblick. »Kann sein. Aber ich war mir nicht sicher, ob er kommen würde.«
    »Oh, und wie er gekommen ist, falls sein Verhalten im Auto als Hinweis gelten darf.«
    Ihr Kopf fuhr herum, und sie starrte mich ungläubig an. »Sie haben uns nachspioniert?«
    »Dafür werde ich bezahlt. Wenn Sie nicht gesehen werden wollen, dann tun Sie es nicht in aller Öffentlichkeit.« »Ist das fies!«
    »Reba, Ihr Vater macht sich Sorgen um Sie. Er will nicht, dass Sie wieder abstürzen.«
    Sie packte mich am Arm und sah mich mit ernster Miene an.
    »Sagen Sie es nicht Pop. Bitte. Was würde das schon bringen?«
    »Ich habe noch nicht entschieden, was ich tue. Es könnte allerdings hilfreich sein, wenn Sie mir verraten würden, was eigentlich abläuft.«
    »Darüber will ich nicht sprechen.«
    »Ach, probieren Sie’s doch einfach mal. Wenn Sie wollen, dass ich die Klappe halte, weihen Sie mich lieber ein.« Ich sah ihr an, wie sehr sie in Versuchung war. Welche Frau kann schon der Gelegenheit widerstehen, über einen Mann zu reden, auf den sie dermaßen steht?
    »Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Ich habe jahrelang für ihn gearbeitet, und er hat mich immer unterstützt …«
    »Nicht die lange Version, Darling, nur die wichtigsten Stichpunkte. Sie haben eine Affäre, stimmt’s?«
    »Es ist viel mehr als das. Ich bin verrückt nach ihm, und er ist verrückt nach mir.«
    »Das mit der Verrücktheit glaube ich gerne. Seit

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