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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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unter Dach und Fach hat, spricht er die Scheidung an. Bis dahin ist alles gelaufen, also was soll sie dann noch machen? Sie muss sich eben mit den Fakten abfinden und die Realität akzeptieren.«
    »Sie sollten sich mal reden hören. Sie erzählen mir hier, dass er einen Schlachtplan ausgeheckt hat, mit dem er seine Frau über den Tisch ziehen kann. Was ist er eigentlich für ein Mann? Zuerst betrügt er sie, und dann zockt er sie auch noch ab? Ach, Moment mal. Vergessen Sie’s. Gerade ist mir eingefallen, dass Sie ihn ja zuerst abgezockt haben, also sind Sie wahrscheinlich das ideale Paar.«
    »Sie haben keine Ahnung von Liebe. Ich wette, Sie waren in Ihrem ganzen Leben noch nie verliebt.«
    »Wechseln Sie nicht das Thema.«
    »Aber es stimmt doch, oder?«
    Ich rollte mit den Augen und schüttelte entnervt den Kopf.
    »Sie sind ein solcher Kindskopf.«
    »Na und? Das tut doch niemandem weh.« »Ach ja? Und was ist mit seiner Frau?«
    »Sie wird sich schon wieder beruhigen, wenn erst einmal alles ausgesprochen ist.«
    »Haben die beiden Kinder?«
    »Sie wollte nie Kinder.«
    »Da kann man ja in diesem Fall von Glück sagen. Hören Sie, Darling. Ich weiß genau, wie Sie ticken. Ich war nämlich selbst mal mit einem verheirateten Mann liiert. Zu der Zeit hat er zwar von seiner Frau getrennt gelebt, aber verheiratet waren sie trotzdem. Und wissen Sie, was ich gelernt habe? Sie haben keine Ahnung, was sich zwischen Eheleuten abspielt. Es interessiert mich nicht die Bohne, wie er die Beziehung Ihnen gegenüber darstellt, aber Sie sollten nicht in fremden Revieren wildern. Es ist, wie wenn Sie über glühende Kohlen gehen. Ganz egal, wie groß auch Ihr Glauben ist, Sie verbrennen sich trotzdem die Füße.«
    »Pech. Es ist zu spät. Es ist wie beim Würfeln. Wenn einem die Würfel aus der Hand gefallen sind, kann man nur noch zusehen.«
    »Unterbrechen Sie es wenigstens, bis er frei ist«, sagte ich.
    »Ich kann nicht. Ich liebe ihn. Er ist alles für mich.«
    »Mein Gott, Reba. Gehen Sie zum Psychiater, und lassen Sie sich den Kopf zurechtrücken.«
    Ihr Gesicht verschloss sich. Sie wandte sich abrupt um und entfernte sich von mir, ehe sie ihre folgenden Äußerungen über die sich weitende Distanz zwischen uns über die Schulter nach hinten richtete. »Sie haben ja keine Ahnung, wovon Sie reden. Sie haben den Mann nur ein einziges Mal gesehen, also können Sie Ihre bescheuerten Ansichten für sich behalten. Es geht Sie nichts an und Pop auch nicht.« Sie ging weiter in Richtung Parkplatz. Mir blieb nichts anderes übrig, als hinter ihr herzutrotten. Auf der Fahrt zum Haus ihres Vaters sprachen wir kaum ein Wort. Als ich sie absetzte, nahm ich an, dass mein Auftrag damit erledigt war. Sie war aus dem Gefängnis entlassen worden. Sie war zu Hause. Sie hatte ihren Führerschein zurück, und sie besaß einen Schrank voller Klamotten. Nichts, was sie getan hatte – zum Beispiel mit einem Mann schlafen –, war eine Verletzung ihrer Bewährungsauflagen, also gingen mich ihre Handlungen und ihr Verhalten nichts an.
    Sie stieg aus und nahm ihre Tüten vom Rücksitz. »Mir ist durchaus klar, dass Sie es gut meinen, und ich weiß Ihre Besorgnis zu schätzen, aber ich habe für meine Sünden bezahlt, und jetzt gehört mein Leben mir. Wenn ich falsche Entscheidungen treffe, habe ich eben Pech gehabt. Es hat nichts mit Ihnen zu tun.«
    »Ist mir recht. Ein schönes Leben noch«, sagte ich.
    Sie machte die Autotür zu. Dann blieb sie stehen und lehnte sich kurz zum Fenster herein. Ich dachte schon, sie wolle mehr sagen, doch sie beließ es dabei. Ich sah ihr nach, bis sich die Haustür hinter ihr geschlossen hatte, und machte mich dann auf den Weg ins Büro. Dort angekommen, tippte ich eine Rechnung, mit der ich Nord Lafferty die fünfhundert Dollar pro Tag für die zwei Tage, die ich gearbeitet hatte, berechnete. Ich steckte die Rechnung in einen Umschlag, den ich zuklebte und adressierte. Auf dem Nachhauseweg fuhr ich kurz an der Post vorbei, hielt an und warf den Umschlag in den am Straßenrand bereitstehenden Briefkasten.

9
    Zum Abendessen machte ich mir ein Sandwich mit heißem, hart gekochtem Ei und massenhaft Mayo und Salz, während ich vage und unaufrichtig schwor, meine Ernährung zu ändern, in der ein betrüblicher Mangel an Obst, Gemüse, Ballaststoffen, Körnern und Nährstoffen aller Art herrscht. Eigentlich hatte ich früh ins Bett gehen wollen, aber gegen sieben fiel mir aus unerfindlichen Gründen die Decke auf den

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