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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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zu Hause vorbeizufahren und meine Pistole zu holen. Fast hätte ich den Kopf aufs Lenkrad geschlagen. Was dachte ich mir eigentlich dabei? Eine Schusswaffe kam nicht infrage. Ich wollte ja auf niemanden schießen. Noch dazu wegen eines Computers. Völlig absurd.
    Aber andererseits... verdammt... andererseits... wenn Martys Telefon angezapft war, hatte das FBI garantiert auch Becks Telefonanschlüsse verwanzt. Bestimmt hatte ein FBI-Mann das Geplänkel zwischen Beck und Reba mitgehört, also waren sie vielleicht bereits unterwegs zu unserem Treffpunkt.
    Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie Reba auf ihre Uhr spähte. »Tick-tack. Tick-tack«, sagte sie. »Die Zeit läuft.«
    »Wo Marty wohl ist?«
    »Das hat Beck nicht gesagt. Schätzungsweise ganz in der Nähe.«
    Frustriert schüttelte ich den Kopf. »Völliger Irrsinn, dass ich da mitmache.« Ich drehte den Schlüssel im Zündschloss und fuhr rückwärts aus der Parklücke. »Sehen wir uns wenigstens vorher noch auf dem Gelände um — oder haben Sie das schon getan?«
    »Nicht direkt. Wozu die Mühe? Sie sind doch die Expertin.«
    Die Fahrt dauerte eine halbe Ewigkeit. Ich wechselte auf den Freeway, um schneller voranzukommen. Ein großer Fehler. Es herrschte dichter Verkehr, eine Stoßstange klebte an der nächsten, da sich zwei Spuren zu einer verengt hatten, nachdem auf einer der nach Norden verlaufenden Spuren ein Unfall geschehen war. An der Unfallstelle blinkten die Blaulichter der Highway Patrol und der Krankenwagen. Auf unserer Straßenseite gab es eigentlich gar keinen Engpass, wegen der vielen Schaulustigen standen wir aber trotzdem im Stau.
    Als wir an der Ausfahrt Cabana Boulevard anlangten, hatten wir kaum mehr eine Minute übrig. Ich gestehe, ich fuhr die letzten anderthalb Meilen zu schnell, dies in der Hoffnung, dass uns ein Polizist aufhalten würde. Doch ich hatte kein Glück. Das Meer lag zu unserer Rechten, durch den Strand, einen Fahrradweg und einen breiten, von Palmen bestandenen Grünstreifen von der Straße getrennt. Zur Linken passierten wir eine Reihe von Motels und Restaurants. Der Gehweg war voller Touristen, was ich irgendwie seltsam beruhigend fand.
    An der Milagro Street bog ich in den vereinbarten Parkplatz ein. Es war kein einziges Auto da, was (vielleicht) hieß, dass die Schläger, die Beck eventuell mitbrachte, zumindest nicht vor uns eingetroffen waren. Reba wies mich an, am anderen Ende des Parkplatzes zu wenden und zum Eingang zurückzufahren. Ich tat wie geheißen, ehe ich rückwärts in eine Lücke manövrierte, die Schnauze zur Straße gerichtet, um im Falle eines Falles schnell den Rückzug antreten zu können. Wir stiegen aus. Reba klappte ihren Sitz vor und lud den Koffer aus. Sie zog den Griff heraus und rollte den Koffer zur Vorderseite des Käfers. »Er soll ruhig wissen, dass wir es ernst meinen«, erklärte sie.
    Hinter uns schlugen die Wellen auf den Sand. Sie gewannen an Wucht, bevor sie auf die Küste trafen, und wallten dann wieder zurück. Das Wasser war von einem intensiven Schwarz mit einem zarten weißen Rand an den Stellen, wo das Mondlicht auf die Wellengipfel traf. Eine feuchte Brise wehte mir das Haar in die Höhe und schlug gegen die Beine meiner Jeans. Ich wandte mich um und suchte den Strand hinter uns ab, während ich von einem Bein aufs andere hüpfte, um mich warm zu halten. Bis jetzt waren wir allem Anschein nach allein.
    Reba lehnte sich an den vorderen Kotflügel, steckte sich eine Zigarette an und rauchte. Zehn Minuten verstrichen. Sie sah auf die Uhr. »Was soll das? Will er das verfluchte Teil jetzt haben oder nicht?«
    Auf der anderen Straßenseite fuhren Hotelgäste auf den Parkplatz des Santa Teresa Inn. Zwei Parkwächter und vereinzelte Fußgänger liefen herum. Im Restaurant im ersten Stock waren die Tische zu dem großen, gewölbten Panoramafenster hin ausgerichtet. Man sah mehrere Gäste, obwohl ich angesichts der Dunkelheit bezweifelte, dass sie uns ebenfalls sahen. Ein schwarz-weißer Streifenwagen kam näher, bog rechts ab und fuhr in schnellem Tempo die Milagro Street hinauf. In mir wallte Hoffnung und flaute ebenso schnell wieder ab.
    »Lassen Sie uns lieber verschwinden. Die Sache behagt mir nicht«, sagte ich.
    Erneut sah Reba auf die Uhr. »Noch nicht. Wenn er bis halb zwölf nicht da ist, hauen wir ab.«
    Um 23 Uhr 19 kamen langsam zwei Wagen herangefahren und bogen in den Parkplatz ein. Reba ließ ihre Zigarette fallen und trat sie aus. »Das vordere ist Martys Auto. Das

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