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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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war schon auf der Kreuzfahrt ganz offensichtlich. Ich habe meinen Vorstoß gemacht und er seinen. Wenn er der Herausforderung nicht gewachsen ist, warum beklagt er sich dann bei mir?«
    »Mattie hat Schluss gemacht. Sie hat gesagt, dass sie ihn nicht wiedersehen will.«
    »Oh«, sagte Lewis zerstreut. »Tut mir Leid, das zu hören, aber das hat nichts mit mir zu tun.«
    »Doch. Du bist nach Kalifornien geflogen und hast dich in etwas eingemischt, was dich überhaupt nichts anging. Daran ist nichts >harmlos<. Das war eine bösartige Attacke.«
    »Nein, nein. Ganz und gar nicht. Wie kommst du nur dazu, das zu behaupten? Ich würde mir eher den rechten Arm abhacken, als so etwas zu tun.«
    »Aber du hast es getan, Lewis.«
    »Du bist komplett auf dem Holzweg. Das war nicht meine Absicht. Henry war schon immer mein Lieblingsbruder. Er weiß, dass ich ihn unheimlich gern habe.«
    »Dann solltest du dir schleunigst überlegen, wie du alles wieder einrenken kannst.«

    Um kurz vor acht kam Reba aus ihrem AA-Treffen und marschierte auf mein Auto zu. Es war nach wie vor hell. Eine massive Nebelbank hing am Horizont, und der vom Meer landeinwärts ziehende Wind brachte kühlere Luft mit. »Fühlen Sie sich besser?«
    »Nicht unbedingt, aber ich bin trotzdem froh, dass ich hingegangen bin.«
    »Wollen Sie jetzt noch essen gehen?«
    »Mist, wir müssen zurück zu mir fahren. Ich habe die Fotos vergessen.«
    »Wozu brauchen Sie die?«
    »Als Gedächtnisstütze«, erklärte sie. »Ich möchte Sie gern mit jemandem bekannt machen. Er isst jeden Freitagabend um neun im selben Lokal. Ich habe mich heute Morgen etwas umgehört, nur um eine Ahnung zu bestätigen, die ich hatte. Wir fahren schnell noch mal raus zu Pop, holen die Bilder, sprechen Klartext mit meinem Bekannten und stellen dann noch ein paar Nachforschungen an.«
    »Ist neun Uhr nicht ziemlich spät fürs Abendessen?«
    »Na, hoffentlich. Im Gefängnis isst man nachmittags um fünf. Das ist vielleicht deprimierend. Man kommt sich vor wie ein Kleinkind.« Sie wandte sich auf dem Sitz nach hinten. »Warum fahren Sie denn hier weiter? Sie hätten dort hinten rechts abbiegen müssen.«
    »Wir müssen nicht extra zu Ihnen zurückfahren. Ich habe einen Satz Bilder bei mir im Büro. Cheney hat sie mir gegeben.« Ich fragte mich, ob es sie stutzig machen würde, dass ich ebenfalls Abzüge der Fotos hatte, doch sie war offenbar in Gedanken schon bei etwas anderem, da sie mir einen forschenden Blick zuwarf.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Mir fällt nur auf, dass Sie Cheneys Namen fallen lassen, sooft sich die Gelegenheit dazu bietet. Haben Sie den von ihm?«, fragte sie und zeigte mit dem Finger auf mich.
    »Was soll ich von ihm haben?«
    »Den Knutschfleck am Hals.«
    Verlegen fuhr ich mir mit der Hand an den Hals. Sie lachte. »War nur ein Scherz.«
    »Sehr witzig.«
    »Na ja, es würde mir eben gefallen, wenn Sie ein Liebesleben hätten.«
    »Und mir würde es gefallen, wenn mein Liebesleben meine Privatangelegenheit bliebe«, gab ich zurück. »Wer ist denn nun der Mann, mit dem Sie mich unbedingt bekannt machen wollen?«
    »Marty Blumberg. Der Rechnungsprüfer in Becks Firma.«

18

    An meinem Büro angekommen, ließ ich Reba im Auto sitzen und den Käfer im Leerlauf vor sich hin tuckern, während ich hineinspurtete und den Umschlag aus der Schreibtischschublade holte. Ich setzte mich wieder hinters Steuer, reichte ihr den Umschlag und musterte sie aus dem Augenwinkel, ehe ich den Block umrundete und Richtung Passages fuhr. Reba nahm die Fotos aus dem Umschlag und beäugte sie, als würde sie unter einem Mikroskop Ungeziefer sezieren. Dann schob sie sie wortlos in den Umschlag zurück. Ihre Miene verriet nichts.
    Ich fand die vermutlich letzte Lücke in der Tiefgarage, die sich wie eine flache, graue Höhle unter dem Einkaufszentrum entlangzog. Wir trabten zum Aufzug und fuhren ins Erdgeschoss, wo sich sämtliche Geschäfte befanden. Reba ging mit dem Umschlag in der Hand zwei Schritte vor mir her und zwang mich zu einer schnelleren Gangart, wenn ich mit ihr Schritt halten wollte. Wenigstens kam sie mir nicht mehr so überdreht vor wie zuvor, und darüber war ich froh. »Wohin gehen wir?«
    »Zu Dale’s.«
    »Warum zu Dale’s? Das ist eine Spelunke«, wandte ich ein.
    »Stimmt nicht. Es ist ein Wahrzeichen von Santa Teresa.«
    »Das ist die Müllkippe auch.«
    Dale’s war eine völlig schmucklose Kneipe, deren Gäste ausschließlich zum Trinken kamen und zu weiter nichts. In

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