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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Vielleicht könnte ich auch mal auf einen Sprung ins Double Down gehen und einfach nur zusehen. Das schadet doch nichts.«
    »Würden Sie bitte mit diesem Schwachsinn aufhören? Sie können tun, was Sie wollen, aber machen Sie sich bloß nichts vor. Sie suchen nur nach einer Ausrede, um sich selbst zu zerstören.«
    »Ja, das würde es sicher leichter machen.«
    »Wie wär’s, wenn ich mich jetzt ins Auto setze und Sie abhole?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht ist es ja gar keine so tolle Idee. Wenn ich Lucinda mit ihm allein lasse, fällt ihr garantiert etwas ein, womit sie Ärger machen kann.«
    »Ach, kommen Sie. Was kann sie schon tun? Ihr Vater hat mir gesagt, er sei fertig mit ihr.«
    »Irgendwie schafft sie es immer wieder. Ich hab’s ja schon miterlebt. Pop ist wie ich — willensschwach und unentschlossen, nur nicht so leichtsinnig. Außerdem, wenn er angeblich fertig mit ihr ist, warum sitzt sie dann im Zimmer nebenan?«
    »Hören Sie auf, sich an ihr festzubeißen. Sie ist die geringste Ihrer Sorgen. Jetzt lassen Sie mir ein paar Minuten Zeit, damit ich mir etwas anziehen kann, und dann komme ich.«
    »Sind Sie sicher, dass Sie ausgehen wollen?«
    »Sicher bin ich sicher. Schlendern Sie schon mal langsam die Einfahrt hinunter, dann treffen wir uns am Tor.«

    Auf der Fahrt versuchte ich, mir über die Situation klar zu werden. Reba stand kurz davor, die Kontrolle über sich zu verlieren. Seit sie sich die erste Zigarette angesteckt hatte, wartete ich auf Anzeichen dafür, dass ihr emotionaler Druck nachließ. Nach zwei Jahren in Haft war sie nicht an Konflikte in der realen Welt und deren reale Konsequenzen gewöhnt. Selbst wenn es im Gefängnis schrecklich war, hatte man sie dort auf eine Art in Schach gehalten, die ihr ein Gefühl von Sicherheit vermittelte. Jetzt war sie mit zu vielen Dingen auf einmal konfrontiert, und sie wusste nicht, wie sie den Ansturm verkraften sollte. Schlimm genug, erfahren zu müssen, dass Beck sie dazu überlistet hatte, den Sündenbock für ihn zu machen, aber noch schlimmer war festzustellen, dass er eine Affäre mit einer Frau begonnen hatte, die sie für ihre beste Freundin gehalten hatte. Sie war robust genug, um seine Betrügerei zu schlucken, aber vielleicht nicht robust genug, um den Bruch zu vollziehen. Ich konnte ihre Unschlüssigkeit verstehen: Sie war seit Jahren abhängig von ihm. Was mir jedoch Sorgen machte, war ihre geringe Stresstoleranz. Wenn das Treffen mit Vince Turner sofort stattgefunden hätte, wäre sie vielleicht ohne weiteres darauf eingestiegen und hätte alles ausgeplaudert, was sie wusste. Schon angesichts der Verzögerung von nur drei Tagen bestand die Gefahr, dass sie die Selbstkontrolle verlor. Und auch wenn ich nicht für sie verantwortlich war, war ich doch an der Belastung beteiligt, die sie an den Rand des Abgrunds gebracht hatte.
    Bei meiner Ankunft am Haus der Laffertys hockte Reba auf einem großen Sandsteinfelsen rechts vom Tor. Sie trug eine marineblaue Windjacke, Jeans und Turnschuhe, hatte die Knie angezogen und rauchte eine Zigarette. Als sie mich sah, nahm sie einen letzten Zug und kletterte herunter. Sowie sie in den Wagen gestiegen war, spürte ich die nervöse Energie, die sie abstrahlte wie Hitze. Ihre Bewegungen waren hektisch, und ihre Augen glänzten übertrieben. »Was haben Sie denn mit Ihren Haaren gemacht?«, wollte sie wissen.
    »Schneiden lassen.«
    »Sieht gut aus.«
    »Danke.« Ich legte den Rückwärtsgang ein und wendete.
    Sie reckte den Hals und wandte den Blick zum Tor. »Ich hoffe nur, sie ist weg, wenn ich zurückkomme. Es ist echt die Höhe, dass sie einfach unangekündigt hereinschneit.«
    »Woher wollen Sie wissen, dass sie ihn nicht vorher angerufen hat?«
    »Das wäre ja noch schlimmer. Wenn er in ihren Besuch eingewilligt hat, ist er verrückter als ich.«
    »Hey, atmen Sie mal tief durch, und reißen Sie sich zusammen. Sie sind ja ganz zappelig.«
    »Entschuldigung. Ich habe das Gefühl, als würde jemand in mir stecken, der durch meine Haut herauskrabbeln will. Wenn ich nur einen Mann hätte. Noch lieber wäre mir ja ein Drink, aber Sex wäre auch nicht schlecht.«
    »Rufen Sie Ihren AA-Paten an. Sind die nicht für so etwas zuständig?«
    »Ich habe noch keinen gefunden.«
    »Dann rufen Sie Priscilla Holloway an.«
    »Mir fehlt nichts. Machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe ja Sie«, erklärte sie lachend.
    »Ja, toll. Das wird mir aber zu viel.«
    »Tja, mir auch, wissen Sie? Ich versuche ja nur,

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