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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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gelegt hatte, als habe er Claudia zwar oberflächlich gelobt, in seinen Worten jedoch so etwas wie Kritik angelegt. Katinka bog nach links in die Storchsgasse ab und sauste mit Schwung gegen die Einbahnstraßenrichtung hinab. Als Schülerin hätte sie Hellmreich definitiv nicht gemocht, und obwohl sie Claudia Herzing nicht kannte, war sie sich ziemlich sicher, sie lieber als Lehrerin gehabt zu haben als Hellmreich. Für sie gibt es keine hoffnungslosen Fälle. Wie er das gesagt hatte! Als sei jeder, der einen Menschen nicht nur nach dessen Schulnoten bewertete, ein übler Fantast. Katinka strampelte die Michaelsberger Straße wieder hoch und ließ anschließend das Rad den Maienbrunnen hinunterrollen. Die Straße war so eng, dass die Autos teils zurückstoßen mussten, um den entgegenkommenden Verkehr durchzulassen. Katinka schlängelte sich zwischen den Blechkisten rücksichtslos durch und aktivierte überhitzte, zornige Hupkonzerte.
    Der Biologie- und Chemielehrer Dietram Zenk war allein stehend. Er wohnte im Erdgeschoss eines gepflegten Hauses gleich bei der Abzweigung zum Abtsberg. Artig bat er Katinka herein.
    »Möchten Sie etwas trinken?«
    Katinka fühlte sich völlig vertrocknet.
    »Das wäre nett. Es ist unglaublich heiß.«
    »Sie sagen es. Die Sandkirchweih wird was werden bei der Hitze. Alkoholleichen, Chaoten, dehydrierte Jugendliche. Ach, na ja. Mich geht’s nichts an.«
    Er fummelte zittrig eine Flasche Bitter Lemon aus dem Kühlschrank und ließ sie prompt fallen. Zum Glück war sie aus Plastik. Katinka hob die Flasche auf und stellte sie auf den Küchentisch.
    »Danke. Entschuldigung, Sie sollen doch nicht … Ich …« Zenk schwieg und goss zwei Gläser voll. Er bugsierte sie auf ein Tablett und trug es vor Katinka her in ein braunes Wohnzimmer. Alle Arten von Braun und Beige saugten Katinka die letzte Energie aus dem Körper. Braune Deckentäfelung, braune Schrankwand, braune Bilderrahmen, ein beige-brauner Teppichboden, eine beigefarbene Sesselgarnitur. Die moosgrünen, geblümten Vorhänge bemühten sich redlich um ein wenig Abwechslung auf der Farbpalette, allerdings ohne nennenswerten Erfolg.
    Katinka sank auf einen der Sessel. Die Kleider klebten ihr am Leib. Tom würde über dieses Zimmer endlos lästern. Er, der Farbe so liebte! Sie verkniff sich ein Grinsen. Sorgsam platzierte Zenk zwei gläserne Untersetzer mit Blumenmuster auf dem Kirschholztisch und setzte dann vorsichtig die Limonadengläser ab.
    »Sie sind Chemielehrer, nicht wahr?«, fragte Katinka angelegentlich. Zenk wirkte ziemlich verkniffen, sie würde ihn erst in eine etwas entspanntere Stimmung versetzen müssen. Er schien nur ungern auf die Frage einzugehen.
    »Biologie und Chemie, ja!«, verkündete Zenk. »Wissen Sie, die meisten erinnern sich ungern an diese Fächer. Entweder lieben sie sie, oder sie haben einfach komplett versagt.«
    »Ich fand Chemie immer ganz abenteuerlich«, sagte Katinka und beruhigte die Kontrollwespe, die drohend um ihre Ohren summte. »All diese Versuche, wo man nie wusste, ob es laut knallt, sich irgendwas verfärbt oder zu stinken anfängt … Sie schienen mir wie Ausflüge für die Sinne.«
    Zenk nickte erfreut. »Sehen Sie, sehen Sie!«, rief er. Dann stockte er plötzlich, griff schließlich halbherzig nach dem Limonadenglas und trank einen Schluck.
    Katinka durchforstete ihr Gehirn, um ein weiteres Gesprächsthema zu finden, aber es war ihr unmöglich, sich etwas aus den Rippen zu schneiden. Also sagte sie ganz einfach: »Claudia Herzing ist verschwunden.«
    Zenk stutzte. Er stellte das Glas ab, und nun verschüttete er eine gehörige Portion Bitter Lemon.
    »Verschwunden?« Er räusperte sich, um die Heiserkeit zu kaschieren. Die Nervosität schien sich auf seine Stimmbänder gesetzt zu haben.
    »Wissen Sie etwas darüber?«, fragte Katinka in behutsamem Tonfall. Vor Schreck riss Zenk die Augen weit auf.
    »Wissen? Ich? Wieso? Ich …« Er brach ab und nahm wieder das Glas zur Hand. Voller Konzentration setzte er es an die Lippen. Katinka blickte ihn geradeheraus an und wartete ab.
    »Claudia … sie ist eine so herzensgute, so engagierte Kollegin, wirklich. Was meinen Sie denn mit … verschwunden?«
    »Sie machte sich zu einem Spaziergang auf und kam nicht zurück.«
    »Ihr armer Mann! Er muss verzweifelt sein. Und wie erklärt er es den Kindern …« Zenk trank sein Glas leer.
    »Ihr Verschwinden muss nicht gleich ein Verbrechen zu bedeuten haben«, beruhigte Katinka. »Sie kennen Frau

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