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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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verließ sie hinter Britta das Hofcafé , ging rasch durch die in der Hitze ausgestorbene Austraße zur Hasengasse und betrat ihr Büro. Anrufbeantworter und Faxgerät hatten nichts Neues zu melden. In der Gemeinschaftstoilette im Treppenhaus wischte sich Katinka mit Küchenkrepp und kaltem Wasser den Schweiß aus dem Gesicht, tupfte sich unter den Achseln ab und putzte ihre Brille. Kurzsichtig blinzelte sie in den trüben Spiegel. Auf ihrem Nasenrücken waren deutlich zwei rote Brillenabdrücke zu sehen. Katinka seufzte, ging wieder in ihre Detektei, kippte das Fenster des Nebenraumes, packte eine Flasche Mineralwasser in ihren Rucksack und charterte erneut ihr Fahrrad.
     

4. Mila Düthorn
    Die Strecke nach Scheßlitz zog sich in die Länge. Zwischen Memmelsdorf und Drosendorf meinte Katinka, überhaupt nicht mehr anzukommen. Ihre Haut brannte. Sie war gar nicht auf die Idee gekommen, sich mit Sonnenmilch einzucremen. Hinter Drosendorf bewunderte sie den Blick auf Giechburg und Gügel. Unendlich lange schien es ihr her, dass sie dort oben zwischen der Burg und der kleinen Felsenkirche mit Tom spazieren gegangen war. Beide hatten sie zu wenig Zeit, tagsüber mal rauszufahren, und wenn sie am Wochenende etwas unternahmen, dann blieben sie meist im Stadtgebiet, gingen ins Kino oder auf einen der typischen Bierkeller. In Straßgiech wäre Katinka beinahe von einem Mähdrescher gerammt worden. Mit einem beherzten Schlenker wich sie aus und sprang bei voller Fahrt vom Rad. Ein paar Leute standen vor der Wirtschaft und starrten sie an. Keiner sagte etwas. Katinka fragte sich, was geschehen würde, wenn wirklich ein Unfall passierte. Schnell stieg sie auf und strampelte weiter.
    Bis Scheßlitz brauchte sie fast eine Stunde, fand aber die Adresse von Claudia Herzings Freundin ziemlich schnell. Mila Düthorn stand schon am Gartentor und winkte ihr zu.
    »Hallo!«, rief sie. »Sie sind aber sportlich!«
    Lachend bat sie Katinka in ihren Garten und begann sogleich eine Abhandlung über das Wetter. Sie wirkte frisch und gut gelaunt. Mit der Präzision der echten Fränkin gelang es ihr, sämtliche Ps und Ts durch Bs und Ds zu ersetzen. Im Gegenzug ließ sie das R wie mit einem Schnelzgummi abgeschossen durch ihre Wörter schwirren.
    »Dass Sie das bei der Hitze so aushalten«, meinte sie dann und bot Katinka Platz auf der Terrasse an. Auf dem Korbtischchen standen eine Kanne Eistee und ein Teller mit Keksen bereit.
    »Bitte, bedienen Sie sich«, sagte Mila Düthorn. »Ich habe am Montag schon alles gehört, dass Claudia verschwunden ist, meine ich. Johannes hat mich angerufen, er wollte nämlich wissen, ob Claudia zufällig bei mir wäre.«
    Katinka trank ihren Eistee und wartete schweigend ab.
    »Ich mache mir wirklich Sorgen. Es passt nicht zu Claudia, einfach abzuhauen. Ab und zu kriegte sie mal zu viel, wie alle Mütter und Hausfrauen, dann besprach sie sich aber mit Johannes und fuhr mal für ein Wochenende weg. Sie hat sich nie einfach so aus dem Staub gemacht … bisher jedenfalls.« Milas Blick wanderte in die Ferne. Von der Terrasse aus sah man über die in der Hitze glühenden Felder, der Wald glänzte silbrig, als habe die sengende Sonne ihn ausgebleicht. Katinka fragte sich kurz, ob es nicht doch Sinn machen würde, auf dem Land zu leben, aber dann machte sie etwas in Milas Geplapper stutzig.
    »Bis jetzt ist Claudia eigentlich nie aus dem Raster gefallen«, sagte sie gerade.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Na, sie ist eine ganz normale Frau, die ihre Familie liebt, in ihrem Beruf Erfüllung findet, Hobbys hat und sich sozial engagiert.«
    »Sie betonen das so: bis jetzt«, gab Katinka zurück und wartete ab.
    »Na ja, die Dinge können sich ändern, nicht?«, fragte Mila erstaunt. Eine leichte Röte flog über ihre Wangen. Sie wischte sich die Stirn. »Eine wahnsinnige Hitze! Leben Sie in der Stadt? Wie können Sie das aushalten!«
    Katinka grinste.
    »Ich lüfte die Wohnung nur nachts, tagsüber wird alles verrammelt, kein Lichtstrahl dringt herein. Aber erzählen Sie noch ein bisschen von Claudia Herzing. Sie sind gute Freundinnen, oder?«
    »Ja, kann man so sagen«, nickte Mila und nahm sich einen Keks. »Claudia ist für mich so eine Art Inspiration. Ich bin ein wenig phlegmatisch manchmal, gebe ich zu. Claudia reißt mich immer wieder mit hoch. Sie hat mich ermuntert, im Kirchenchor mitzusingen. Ich habe es nicht so mit der Kirche, aber dort sind die Leute nett und aufgeschlossen. Verstehen Sie, ich habe nicht

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