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Kirmes des Todes

Kirmes des Todes

Titel: Kirmes des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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mich auch interessiert“, ergänzte der Bernhardiner, den Waldhausen offensichtlich auch eingeweiht hatte, wie Bahn erstaunt feststellte.
    „Ich weiß es nicht, Fritz. Ich habe bis heute nacht noch nie etwas davon gehört“, antwortete Bahn, „deswegen habe ich noch vorehelichen Krach bekommen.“ Das leichte Kneifen von Gisela in seinen Oberschenkel zeigte ihm, daß sie verstanden und verziehen hatte. „Ich habe da nur einige Vermutungen wegen Taschen und so.“
     
     
    Thea dachte nach. „Konrad hat die Geschichte doch erst im letzten Sommer geschrieben. Da hatte er wohl gerade mit Kirmes-Schmitz gesprochen. Er wollte noch bis zur diesjährigen Annakirmes warten, um dann eine Story zu machen. Angeblich fehlten ihm noch einige Informationen. ‘Im dritten Jahr’ sollte der Titel lauten. Da war irgend etwas mit der Kirmes. Konrad vermutete, daß es in diesem Jahr einen Skandal geben würde.“ Thea nippte kurz an ihrem Glas. „Er hat mir gesagt, er müsse die Kirmes noch abwarten. Dann könne er eine große Schweinerei aufdecken.“ Thea schwieg, das Schlucken fiel ihr schwer.
    Waldhausen wandte sich an Bahn. „Dein Kollege war wohl spitze, muß ich sagen“, meinte er bewundernd. „Der hat schon im letzten Jahr erkannt, wo hier der Hase läuft Kompliment.“ Bahn blickte ihn fragend an. „Was ist denn?“
    „Warte es ab, mein Freund“, vertröstete ihn der Lokalchef, „du könntest von alleine darauf kommen.“
    Küpper nickte bestätigend, was Bahns Verunsicherung nur noch steigerte. Versonnen lächelte Waldhausen ihn an, oder war es gar hinterlistig, dieses Lächeln?
    „Ich glaube, es gilt einiges zu klären und zu erklären“, sagte Waldhausen ruhig. „Dank Konrad und Thea Schramm, die sich an das Manuskript erinnerte, haben wir vom Schicksal von Kirmes-Schmitz erfahren.“
    „Wenn ich etwas sagen darf“, meldete sich bescheiden Küpper zu Wort. „Das Schreiben der Versicherung ist übrigens authentisch. Ich habe mich bei der Kontinentalia erkundigt.“ Er flüsterte fast, als dürfe es niemand hören. „Mein Bruder arbeitet dort in der Rechtsabteilung. Er hat für mich nachgeforscht. Es ist kompliziert und eine verdammt verzwickte Rechtslage. Da es sich bei der Abgabe der Zapfanlage um eine Gefälligkeitsausleihe gehandelt haben könnte, besteht für den Ausleiher keine Haftpflicht. Demnach braucht seine Haftpflichtversicherung nicht für einen Schaden aufzukommen.“ Küpper schüttelte den Kopf. „Die Haftpflichtversicherung ist Sache des Entleihers.“
     
     
    „Aber warum ist die Zapfanlage denn überhaupt explodiert?“, wollte Bahn wissen.
    „Fehlerhafte Gasflasche, defekte Leitung, unsachgemäße Handhabung? Wer weiß es schon?“ Der Bernhardiner blickte betrübt. „Und die Versicherung von Schmitz sah keine Veranlassung, die Ursache feststellen zu lassen. Sie war ja nicht betroffen.“
     
     
    „Moment“, mischte sich Waldhausen ein, „die Versicherung sagte, sie sei nicht betroffen. Wenn Kirmes-Schmitz der Entscheidung widersprochen hätte, hätte sie wohl Ursachenforschung betrieben. Oder nicht?“
     
     
    „Doch“, bestätigte Küpper. „Wie mir mein Bruder erklärte, werde bei derartigen Schadensfällen, in denen ja eine gewaltige finanzielle Leistung erbracht werden muß, zunächst einmal ein Anspruch zurückgewiesen. Wenn sich der Versicherungsnehmer meldet, wird reagiert, wenn er schweigt, ist die Versicherung aus dem Schneider.“
    „Ich kann mir vorstellen, daß dieser Fall im Endeffekt nicht zum Nachteil von Kirmes-Schmitz ausgegangen wäre“, überlegte Waldhausen. „Da sind wohl unterschiedliche Rechtsauffassungen möglich.“
    „Richtig“, pflichtete ihm Küpper bei. „Da aber Kirmes-Schmitz nicht reagiert hat, war für die Versicherung die Sache erledigt.“
    „Dann hat er also bezahlt, weil seine Versicherung nicht zahlen wollte“, folgerte Bahn.
    Doch Waldhausen korrigierte ihn. „Das stimmt so nicht, Helmut. Er hat bezahlt, obwohl er wahrscheinlich nicht bezahlen mußte und vielleicht er und auch seine Versicherung nicht bezahlen mußten.“
     
     
    Sein Kollege und auch die beiden Frauen schauten ihn erstaunt an. Sie hatten nichts verstanden, wie Waldhausen mit einem Blick in die Runde erkannte. „Ich versucht mit einem einfachen Beispiel: Helmut, du leihst dir bei mir einen Hammer aus und gibst ihm einen Freund, damit er bei dir einen Nagel in die Wand schlägt. Dabei löst sich der Hammerkopf, der durch die Gegend fliegt und deinen Freund

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