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Kishons beste Familiengeschichten.

Kishons beste Familiengeschichten.

Titel: Kishons beste Familiengeschichten. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Lebensfreude und des Glücks:
    »Papi wegfahren! Mami wegfahren! Beide wegfahren! Schnell, schnell! Walum Papi noch hier! Walum, walum…«
    Und jetzt stürzten wieder die Tränen aus den Augen, sein kleiner Körper bebte, seine Hände krampften sich am Koffergriff fest, mit seinen schwachen Kräften wollte er den Koffer zu mir heranziehen.
    »Wir fahren ja, Amir, kleiner Liebling«, beruhigte ich ihn. »Wir fahren sehr bald.«
    »Nicht bald! Jetzt gleich! Mami und Papi jetzt gleich wegfahren!«
    Das war der Grund, warum wir unsere Abreise ein wenig vorverlegen mußten. Die letzten Tage waren recht mühsam. Der Kleine gab uns allerlei zu schaffen. In der Nacht weckte er uns durchschnittlich dreimal aus dem Schlaf, um uns zu fragen, warum wir noch hier sind und wann wir endlich fahren. Er hängt sehr an uns, Klein Amir, sehr. Wir werden ihm viele gestreifte Päckchen Kaugummi mitbringen. Auch die Kinderpsychologin bekommt ein paar Päckchen.

Ein pädagogischer Sieg
     
     
     
    Als wir in Rom das Flugzeug zur Heimreise bestiegen, war uns seltsam unbehaglich zumute. Etwas lag in der Luft. Wir hätten nicht zu sagen vermocht, was es war – aber es lag.
    »Die Pilotenkanzel gefällt mir nicht«, murmelte die beste Ehefrau von allen.
    Ich schwieg.
    »Und dieses merkwürdige Motorengeräusch«, äußerte sie einige Minuten später, während das Flugzeug die Piste entlangrollte.
    Auch mir schien etwas an dem Geräusch nicht ganz geheuer. Um die Nervosität meiner Frau nicht noch zu steigern, blieb ich bei meinem Schweigen und betete stumm in mich hinein.
    Das Flugzeug hob sich vom Boden ab. Es brauchte beunruhigend lange, ehe es an Höhe gewann.
    Was war das nur. Was, um des Himmels willen…
    »Ich hab’s!« rief meine Frau plötzlich aus. »Der gestreifte Kaugummi! Wir haben den Kaugummi vergessen!«
    Bleicher Schrecken durchfuhr mich. Ich versuchte das verzweifelte Bündel Mensch neben mir zu trösten.
    »Vielleicht«, stotterte ich, »vielleicht erinnert sich Amir nicht mehr…«
    Aber ich glaubte selbst nicht daran.
    Während der kurzen Zwischenlandung in Athen eilten wir von Kiosk zu Kiosk, um Kaugummi zu kaufen. Es gab keinen. Das Kaugummi-Ähnlichste, das man uns anbot, war eine zwei Meter große Stoffgiraffe. Wir nahmen sie, und dazu noch eine Miniaturplastik der Akropolis, eine Puppe in griechischem Schottenrock sowie ein Ölgemälde der Jungfrau mit dem Kinde.
    Zwei Stunden später landeten wir auf dem Flughafen von Tel Aviv.
    Als wir von fern die beiden kleinen Knaben erspähten, die uns hinter der Sperre erwartungsvoll entgegenblickten, begannen unsere Herzen wild zu klopfen. Mit Rafi würde es keine Schwierigkeiten geben, er war jetzt schon alt genug, er war ein vernünftiges Kind, außerdem hatten wir ihm sicherheitshalber einen Helikopter aus Schokolade und ein Luftdruckgewehr gekauft, ganz zu schweigen von der elektrischen Eisenbahn und dem gefütterten Wintermantel (der eigentlich nicht zählte); der Billardtisch und das Motorboot würden nachkommen. Nein, um Rafi brauchten wir uns nicht zu sorgen. Aber wie stand es mit Amir?
    Wir hoben ihn hoch, wir herzten ihn, wir setzten ihn behutsam wieder zu Boden. Und während ihm seine Mutter vorsorglich über die Locken strich, fragte sein Vater:
    »Na? Haben wir die Stoffgiraffe mitgebracht oder nicht?«
    Amir gab keine Antwort. Er sah zuerst die Giraffe an und dann seine Eltern, mit dem gleichen leeren Blick, als wären wir ihm völlig aus dem Gedächtnis entschwunden. Für ein kleines Kind sind drei Wochen eine sehr lange Zeit. Vielleicht erkannte er uns nicht. Und von Menschen, die man nicht kennt, wird man wohl schwerlich gestreiften Kaugummi erwarten können.
    Im Auto saß er stumm auf den Knien seiner Großmutter und starrte vor sich hin. Erst als die Stadt Tel Aviv in Sicht kam, glomm in seinen Augen ein erstes Anzeichen von Familienzugehörigkeit auf.
    »Wo ist Kaugummi?« fragte er.
    Ich brachte kein Wort hervor. Auch die beste Ehefrau von allen beschränkte sich auf ein unartikuliertes Seufzen, das nur langsam die Gestalt halbwegs zusammenhängender Worte annahm:
    »Der Onkel Doktor… weißt du, Amirlein… der Onkel Doktor sagt, gestreifter Kaugummi ist schlecht fürs Bauchi… ungesund, weißt du…«
    Amirs Antwort erfolgte so plötzlich und in so übergangsloser Lautstärke, daß der Fahrer den Wagen verriß.
    »Onkel Doktor blöd, Onkel Doktor ekelhaft!« brüllte er. »Papi und Mami pfui. Amir will Kaugummi haben. Gestreiften

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