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Kishons beste Familiengeschichten.

Kishons beste Familiengeschichten.

Titel: Kishons beste Familiengeschichten. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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hüstelte sie. Und damit endete das verheißungsvolle Gespräch. In jeder anderen Hinsicht, ich sagte es schon, war sie der Inbegriff einer Babysitterin: zuverlässig, ruhig, immer frei, immer Josepha.
    Wir respektierten sie sehr, und auch die Kinder schienen sich an die klösterliche Stille, die sie um sich verbreitete, binnen kurzem gewöhnt zu haben. Unsere gelegentlichen Einladungen zum Abendessen schlug sie mit bescheidenem, nahezu ängstlichem Kopfschütteln aus. Aß sie jemals? Hatte sie überhaupt die normalen Bedürfnisse eines normalen Menschen? Meine Frau bezweifelte es.
    »Das arme Kind«, murmelte sie. »Ich finde es einfach unnatürlich, daß ein junges Mädchen in diesem Alter immer frei ist.«
    Die beunruhigenden Symptome häuften sich. Ob Vormittag oder Abend oder halb drei am Nachmittag – Josepha ist stets bereit zum Babysitten und Heftübertragen. Einmal riefen wir kurz vor Mitternacht bei ihr an, als selbst die Grillen schon schliefen:
    »Sind Sie frei?«
    »Ja.«
    »Können Sie jetzt gleich herüberkommen?«
    »Ja.«
    Meine Frau legte den Hörer auf; ihre Augen waren feucht:
    »Es ist tragisch. Niemand kümmert sich um sie. Sie hat keinen Menschen auf der ganzen weiten Welt…«
    Aber nach einiger Zeit begann sogar meine Frau, wen könnte es wundern, ein wenig abzustumpfen. Ihr Mitgefühl wich einer nüchternen, von Kritik nicht mehr ganz freien Einstellung.
    »Etwas stimmt nicht mit dieser Person«, murrte sie. »Die muß irgendwelche Hemmungen haben. Und wer weiß, woher…«
    Das wirkte sich in weiterer Folge auch auf ihr eigenes Seelenleben aus. Es konnte geschehen, daß sie nach einem erfolgreichen Anruf bei Josepha den Hörer hinschmiß und wütend ausrief:
    »Sie ist schon wieder frei! Schon wieder!!«
    In einer sturmgepeitschten Nacht, gegen drei Uhr, schlüpfte die beste Ehefrau von allen aus dem Bett und tastete sich zum Telefon:
    »Sind Sie frei, Josepha?«
    »Ja.«
    »Jetzt?«
    »Sofort.«
    »Danke, es ist nicht nötig.«
    Um es rundheraus zu sagen: meine Frau begann Josepha zu hassen. Sie war überzeugt, ein seelisch und geistig defektes Geschöpf vor sich zu haben. Vermutlich gingen diese Defekte auf Josephas frühe Kindheit zurück, als sie mit zwölf Jahren in der Schule saß und aussah wie sieben.
    »Hier mein Lieblingsschüler«, sagte der Lehrer zum Inspektor, der das Klassenzimmer betrat, »Tirsa, die Kluge… Miriam, die Schöne… Josepha, die Freie…«
    Sogar am Unabhängigkeitstag war sie frei. Sogar den Unabhängigkeitstag verbrachte sie mit Babysitten und Heftübertragen, bis in die späten Abendstunden.
    »Jetzt wird’s mir wirklich zu blöd.« Die beste Ehefrau von allen schluchzte beinahe vor Zorn. »Wieso hat diese verdammte Person keinen Freund, keinen Verehrer, keinen Liebhaber? Warum zieht sie sich so entsetzlich schlecht an? Warum wird sie ihre Pickel nicht los? Was bildet sie sich eigentlich ein?« Nicht einmal Josephas Kurzsichtigkeit wollte sie ihr glauben. Wahrscheinlich dienten die Brillen nur dem Zweck, etwaige Interessenten abzuschrecken.
    Da im Befinden meiner Frau keine Besserung eintrat, konsultierte ich unseren Arzt. Auf seinen Rat lud ich den ziemlich erwachsenen Sohn eines benachbarten Ehepaars ein, uns am nächsten Abend zu besuchen.
    Josepha saß da und übertrug. Der Anblick des jungen Mannes lähmte sie völlig. Als er ihr die Hand hinhielt, brachte sie mit kaum hörbarer Stimme nur ein einziges Wort hervor:
    »Josepha.«
    Das war alles.
    Die große Wende kam in Gestalt des älteren Bruders unseres erfolglosen Erstlingsbesuchs. Er hieß Naftali, verfügte über breite Schultern und wild behaarte Beine sowie über keinerlei Respekt vor dem weiblichen Geschlecht, setzte sich dicht neben Josepha und sah ihr beim Übertragen so lange zu, bis sie damit aufhörte und sich aufs Babysitten beschränkte. Zum Schluß wechselten sie sogar ein paar Worte miteinander, und der Händedruck beim Abschied erstreckte sich über mehrere Sekunden.
    »Vielleicht«, raunte mir meine vielerfahrene Ehefrau zu, »vielleicht ist das der Anfang.«
    Wenige Tage später geschah es. Meine Frau fragte telefonisch bei Josepha an, ob sie frei wäre, und die Antwort lautete:
    »Nein.«
    »Was, nein?«
    »Ich habe zu tun.«
    Ein Lächeln überirdischen Triumphs glitt nach Beendigung ihres Telefonats über das Antlitz meiner Frau. Ich schloß mich an. Wir beteten gemeinsam.
    Von diesem Tag an besserte sich die Lage sprunghaft. Beim nächsten Anruf war es kein Hüsteln mehr,

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