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Kishons beste Familiengeschichten.

Kishons beste Familiengeschichten.

Titel: Kishons beste Familiengeschichten. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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ihr.
    »Tu dir nichts an«, fauchte sie. »Was ich trage, ist ein Doppel-Mini. Die neueste Kreation. Aber davon verstehst du nichts.«
    Nebenbei möchte ich erwähnen, daß der Verkürzungsprozeß sich vom Verlängerungsprozeß grundsätzlich unterscheidet. Man könnte ihn als sein diametrales Gegenteil bezeichnen. Zum Verkürzen braucht man nichts weiter als eine Schere. Zum Verlängern braucht man einen neuen Rock.
    Unter diesen Umständen wird man meine Erregung verstehen, als ich eines Abends – wir hatten einen Konzertbesuch vor – meine Frau in einem plissierten Rock herankommen sah, der ihr weit über die Knie reichte.
    »Weib!« schrie ich auf. »Du hast verlängert!«
    »Bist du verrückt geworden? Um keinen einzigen Zentimeter!«
    Ich trat auf sie zu, machte von meinen ehelichen Kontrollbefugnissen Gebrauch und schob ihren Pulli ein wenig hoch. Mein Verdacht bestätigte sich: der Rock war bis zu den Hüftknochen herabgelassen, ähnlich wie bei einem Cowboy oder Sheriff die Hosen. Sie hatte gleichzeitig recht und unrecht. Sie hatte gleichzeitig nicht verlängert und verlängert. Und jedenfalls hatte sie sich der Pariser Maffia unterworfen. Daran änderte sich auch nichts durch ihren Hinweis, daß dieser »süße neue niedrige Mini« mich keinen Heller kosten würde.
    »Für mich ist das keine Geldfrage«, replizierte ich erbittert. »Es geht ums Prinzip.«
    Wie immer, wenn es um ein Prinzip geht, wurde schließlich ein Kompromiß geschlossen: die unterste Mini-Grenze sollte fortan 3 cm über dem Knie enden.
    Die Abmachung wurde etwa zwei Wochen lang eingehalten. Am Beginn der dritten, als wir uns wieder einmal zu einem abendlichen Ausgang anschickten, endete der Rock meiner Ehefrau 3 cm unterhalb ihrer Knie statt oberhalb.
    Anstelle der verlangten Erklärung wurde mir lediglich ein Achselzucken zuteil:
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Oder glaubst du vielleicht, daß meine Knie sich nach oben verschieben?«
    Noch ehe ich dieser interessanten Überlegung nähertreten konnte, sprudelten aus der besten Ehefrau von allen die heiligsten Schwüre hervor, daß sie keinen wie immer gearteten Modeblödsinn mitmachen würde, sie nicht, und wenn es einem dieser Pariser Homosexuellen einfiele, lange Röcke zu kreieren, dann sollte er sie doch selbst tragen, dieser Transvestit, sie würde sich zu so etwas niemals hergeben, ganz zu schweigen vom Geld, und sie fände den in letzter Zeit aufgetauchten Midi-Rock einfach grauenhaft, nicht Fleisch noch Fisch und nichts für sie.
    Einige Wochen später waren nicht bloß die Knie meiner Frau restlos verschwunden, sondern auch ihre Beine. Nur noch die Schuhspitzen lugten unter ihrem Rocksaum hervor. Außerdem schien sie gewachsen zu sein.
    Da ich sie durch neuerliche Erkundigungen nicht wieder zu lügenhaften Ausflüchten zwingen wollte, beschloß ich, dem Rätsel auf eigene Faust nachzuspüren. In der folgenden Nacht stellte ich mich schlafend und wartete, ob etwas geschehen würde.
    Es geschah etwas. Die beste Ehefrau von allen schlüpfte aus dem Bett und begab sich kurz darauf – ein großes Tablett vor sich her tragend – in den Keller. Ich folgte ihr in gemessenem Abstand und auf Zehenspitzen, also sehr langsam. Als ich den Keller erreicht hatte, saß sie bereits an der Nähmaschine, umgeben von vielen Metern Stoff in vielen Farben, emsig das Trittbrett bedienend, vor Anstrengung und Wollust keuchend. Von Zeit zu Zeit drang aus ihrem Keuchen ein unartikuliertes Wort hervor.
    Es klang wie »Maxi… Maxi…«
    Wortlos wandte ich mich um und kehrte zu meinem einsamen Lager zurück. Es war mehr als eine bloß physische Einsamkeit, die mich überkam. Ich war verlassen. Ich hatte verloren. Die Mafia hatte gesiegt.

Die große Steak-Saga
     
     
     
    Die folgende Geschichte wäre niemals geschrieben worden, hätte es in dem vor kurzem eröffneten Restaurant Martin & Maiglock nicht diese riesenhaften Steaks gegeben, die wie eine gezielte Demonstration gegen die Sparmaßnahmen unseres Ernährungsministers aussahen.
    Wir – die beste Ehefrau von allen, die drei Kinder und ich – nehmen unser Mittagessen jeden Samstag bei Martin & Maiglock ein, und jeden Samstag stellen sie diese fünf Riesenportionen vor uns hin. Beim erstenmal glaubte ich noch an einen Irrtum oder an eine ausnahmsweise erfolgende Kundenwerbung. Aber es war, wie sich alsbald erwies, keine Ausnahme. Es war die Regel, und sie macht besonders den Kindern schwer zu schaffen. Verzweifelt starren sie auf ihre

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