Kishon's schönste Geschichten für Kinder
dabei ertappte, wie er in meinen
Hosentaschen etwas suchte. „Was tust du da?" fragte ich. „Ich suche Geld. Gilli braucht einen Seeigel. "
„Da soll doch der liebe Gilli von seinem Papi das Geld stehlen. "
„Kann er nicht Sein Papi ist nervös. "
Ich beriet mich mit der Mutter des Täters. Wir beschlossen, mit Amirs Lehrerin zu sprechen, die auch noch einige andere Lehrer hinzuzog. Es wurde eine massenhaft besuchte Elternversammlung.
Nach Meinung des Lehrers beläuft sich die Anzahl der im Besitz der Schüler befindlichen Bilder auf drei bis vier Millionen in jeder Klasse.
„Vielleicht", meinte einer der Lehrer, „sollte man den Kindern kein Taschengeld mehr geben, dann können sie auch keine Bilder mehr kaufen. "
Da erzählte ich sorgenvoll, daß Amir auch so bereits zu stehlen begänne. Allgemeines Gelächter antwortete mir. „Mein Sohn",
berichtete eine gebeugte Mutter, „hat unlängst einen bewaffneten Raubüberfall unternommen. Er drang mit einem Messer auf seinen Großvater ein, der sich geweigert hatte, ihm Geld für den Ankauf von Bildern zu geben. " Mehrere Väter schlugen vor, für längere Zeit kein Papier mehr zu kaufen, um die Papierhersteller für die Bildchen zu strafen. Andere wollten für mindestens ein halbes Jahr den Kauf von Klebstoff verbieten lassen. Ein Gegenvorschlag, vorgebracht von einem gewissen Herrn Blum, empfahl: Man sollte den Kindern so viele Bilder kaufen, bis sie endgültig genug davon hätten. Dieser Vorschlag wurde angenommen. Am nächsten Tag brachte ich einen ganzen Korb voll mit neuen Bildern nach Hause, darunter die
„Kultur der Azteken" und „Leonardos erstes Flugzeug".
Amir nahm mein Geschenk ohne sonderliche Aufregung entgegen.
Er verwendete die Bilder zu Tauschzwecken und stopfte sie in alle noch aufnahmefähigen Schubladen und Kasten. Die übrigen stapelte er im Hur. Seither muß ich mir jeden Morgen mit einer Schaufel den Weg zur Haustür freilegen. Das Badezimmer ist von Dinosauriern blockiert. Und das Album, mit dem der ganze Ärger angefangen hat, ist längst unter den „Gesteinsbildungen der Tertiärzeit" begraben.
Gestern gelang es mir, mein Arbeitszimmer so weit zu säubern, daß ich mich in den freigewordenen Schaukelstuhl setzen konnte, um ein wenig zu lesen.
Plötzlich stand mein Sohn vor mir, in der Hand etwa fünfzig identische Fotos des bekannten Fußballstars Giora Spiegel. „Ich habe auch schon zweiundzwanzig Pelé und ein Dutzend Beckenbauer"
informierte er mich nicht ohne Stolz. Die „"Welt des Sports" war auf der Bildfläche erschienen und machte den „Wundern def\\felt erbarmungslose Konkurrenz. Ich verabschiede mich von Euch. Es war schön, jahrelang für Euch zu schreiben. Solltet Ihr längere Zeit nichts von mir hören, dann sucht nach mir am besten in der linken Ecke des Wohnzimmers unter dem Haufen schußkräftiger südamerikanischer Rügelstürmer und europäischer Tormänner.
Ein schönes Spielchen
Wir waren schon eine ganze Weile lang am Tisch gesessen und hatten wortlos in unserem Kaffee gerührt. Jossele langweilte sich.
„Weißt du was?" sagte er endlich. „Spielen wir Poker!" „Nein", sagte ich. „Ich hasse Karten. Ich verliere immer. " „"Wer spricht von Karten? Ich meine jüdisches Poker. " Jossele erklärte mir kurz die Regeln. Jüdisches Poker wird ohne Karten gespielt, nur im Kopf.
„Du denkst dir eine Zahl, und ich denk' mir eine Zahl", erklärte mir Jossele. „Wer sich die höhere Zahl gedacht hat, gewinnt. Das klingt sehr leicht, aber es hat viele Fallen. Also?" „Einverstanden", sagte ich. „Spielen wir. " Jeder von uns setzte fünf Piaster ein, dann lehnten wir uns zurück und begannen uns Zahlen zu denken. Alsbald deutete mir Jossele durch eine Handbewegung an, daß er seine Zahl gefunden hätte. Ich bestätigte, daß auch ich soweit sei. „Gut", sagte Jossele. „Laß deine Zahl hören. "
„11", sagte ich.
„12", sagte Jossele und steckte das Geld ein. Ich hätte mich ohr-feigen können. Denn ich hatte zuerst 14 gedacht und war im letzten Augenblick auf 11 heruntergegangen, ich weiß selbst nicht warum.
„Höre", sagte ich zu Jossele. „Was wäre geschehen, wenn ich 14
gedacht hätte?"
„Dann hätte ich verloren. Das ist ja die Spannung daran, daß man nie wissen kann, wie es ausgeht. Aber wenn deine Nerven dafür zu schwach sind, dann sollten wir vielleicht aufhören. " Ohne ihm zu antworten, legte ich zehn Piaster auf den Tisch. Jossele tat desgleichen. Ich dachte
Weitere Kostenlose Bücher