Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kismet Knight

Titel: Kismet Knight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Hilburn
Vom Netzwerk:
anderen Beruf suchen.
    Ich entschied, dass ich meinen niedlichen Chiropraktiker anrufen würde, sobald ich nach Hause kam. Irgendwann würde ich wieder etwas Übung bekommen müssen.

Kapitel 4
    Die nächsten paar Tage vergingen ohne ungewöhnliche Vorkommnisse. Ich telefonierte mit Vaughan, dem Chiropraktiker, und wir machten aus, dass wir uns am kommenden Wochenende zum Abendessen treffen würden. Er wirkte so überrascht und erfreut über meinen Anruf, dass ich mich ernstlich auf das Treffen zu freuen begann. Vielleicht würde ich mich sogar dazu zwingen, eine Einkaufstour zu machen und mir etwas zum Anziehen zu besorgen.
    Die Anzeigen, die ich in die Zeitungen hatte setzen lassen, um Psychotherapie für Vampire anzubieten, hatten zu ersten Anfragen geführt, und ich begann, Termine zu planen und Gruppen zusammenzustellen. Allmählich wurde mir klar, dass es sehr wichtig sein würde, eine sorgfältige Vorauswahl zu treffen. Nach meinen Erfahrungen mit Devereux würde ich die Leute mit milden Formen von Wirklichkeitsverlust von den ernstlich Verwirrten trennen müssen. Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, hatten meine Anzeigen nicht nur das Interesse von Möchtegernvampiren geweckt, sondern auch das von Leuten, die sich für andere Aspekte des Paranormalen interessierten. Unglückseligerweise gehörten dazu auch diejenigen, die sich durch ihren Hass auf alles definierten, was sie nicht verstanden.
    Einer dieser Anrufer war Brother Luther. Er hinterließ mir Nachrichten auf dem Anrufbeantworter, in denen er mich daranerinnerte, dass die Strafe für den Umgang mit Dämonen und Satansjüngern die ewige Höllenqual war. Ich war mir nicht sicher, ob Brother Luther einer Organisation angehörte oder das einzige Mitglied seiner Privatgemeinde darstellte, aber er war sehr enthusiastisch und in der Formulierung seiner Ansichten sehr dramatisch. Er sprach mit einem Südstaatenakzent und erinnerte mich an die fundamentalistischen Prediger, die ich als Kind während meiner Besuche bei Verwandten in den Smoky Mountains erlebt hatte. In der Regel nahm ich Anrufe dieses Typs nicht weiter ernst, und ich ging davon aus, dass er ein harmloser Schwafler war.
    Was mir dagegen nachging, war die Art und Weise, wie ich mich Devereux gegenüber aufgeführt hatte. Ich wusste, dass ich ihn anrufen und mich entschuldigen sollte, aber aus irgendeinem Grund brachte ich es nicht fertig, den Hörer abzunehmen. Schon an ihn zu denken löste bei mir wieder genau die gleiche seltsame, überwältigende Reaktion aus. Ich fürchtete mich vor ihm und fühlte mich zugleich von ihm angezogen, und diese beiden Emotionen schienen sich in meinem Geist zu etwas Furchterregendem zusammenzutun. Und so tat ich nichts, außer zu grübeln.
     

     
    Als Midnight zu ihrem nächsten Termin auftauchte, steckte sie nicht in ihrem Vampirkostüm, und sie kam nicht allein. Bevor sie den Mund aufmachte, hätte ich sie fast nicht erkannt. Sie trug Jeans, Laufschuhe und ein Renaissance-Faire-T-Shirt, hatte ihr langes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und sah aus wie das brave normale Mädchen von nebenan. Es stellte sich heraus, dass unter dem ganzen Make-up eine bildschönejunge Frau gesteckt hatte. Neben ihr saß im Wartezimmer ein dünnes zerbrechlich aussehendes Geschöpf mit dunklen Ringen unter den grünen Augen und wirrem schwarzem Haar.
    »Dr. Knight, das ist Emerald. Ich habe sie mitgebracht, weil ich nicht wusste, was ich sonst machen soll. Irgendetwas stimmt nicht mit ihr.« Midnight legte ihrer Freundin den Arm um die Schultern und schob sie in mein Sprechzimmer.
    Sie setzten sich nebeneinander auf das Sofa, und Emerald sah mich mit leerem Blick an. Ich hatte diesen Gesichtsausdruck bei Traumatisierten gesehen – es war, als funktionierte der Körper weiter, während der Geist sich in eine dunkle Kammer zurückgezogen und die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    Ich blieb vor den beiden stehen. »Was ist mit ihr passiert?«
    Midnight sah mit einem verängstigten Blick zu mir auf. »Als ich heute ganz früh am Morgen nach Hause kam, saß sie auf den Stufen vor der Haustür und stierte ins Leere. Wie ein Zombie. Und seither hat sie noch kein einziges Wort gesagt.«
    »Emerald?« Ich ging vor ihr in die Hocke, wobei ich nur dankbar sein konnte, dass mein Hosenanzug aus dehnbarem Material bestand. Ich hielt ihr den Zeigefinger vor das Gesicht und bewegte ihn nach rechts und links, während ich zugleich ihre Augen beobachtete. Sie zeigte keinerlei

Weitere Kostenlose Bücher