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Kismet Knight

Titel: Kismet Knight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Hilburn
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Reaktion. Ich streckte den Arm aus und berührte ihre Hand. Sie war eiskalt.
    »Midnight, ist Emerald immer so bleich? Wie lange ist sie schon krank?«
    »Ich denke mal, ich habe gar nicht wirklich gewusst, dass sie krank ist. Sie hat sich beschwert, weil sie so müde ist, und ziemlich viel geschlafen, aber ich war dermaßen mit Bryce beschäftigt, dass ich nicht weiter darauf geachtet habe. Ich muss wirklich eine miese Freundin gewesen sein.« Tränen glitzerten in ihren Augen.
    Na ja, vielleicht ist es nur gut, wenn Midnight sich eine Weile um ihre Freundin kümmert. Wenigstens hat sie dann etwas, das sie von dieser Vampirspielerei ablenkt. Auch wenn sie jetzt unglücklich ist – ich bin froh, dass sie Gefühle zeigt
.
    Ich berührte Emeralds Wange mit dem Handrücken. »Ich bin keine Ärztin, aber ich glaube, wir sollten Emerald ins Krankenhaus bringen. Es ist einfach nicht normal, dass ein Mensch eine so niedrige Körpertemperatur hat.« Und als ich da so dicht vor ihr kniete, konnte ich außerdem ein paar Blutergüsse an ihrem Hals und Dekolleté erkennen. Ich drehte vorsichtig ihren Kopf zur Seite, um besser zu sehen, und fand zwei Reihen kleiner Einstichstellen, die an ihrem Hals nach unten verliefen. Ich zog den Kragen ihrer Jacke zur Seite und stellte fest, dass die Wunden bis nach unten zu ihrem Brustansatz reichten. Und ich fand etwas getrocknetes Blut an ihrer Haut und Kleidung.
    Ich wollte gerade sagen, dass es ganz danach aussah, als wäre Emerald von irgendeinem Tier gebissen worden, als Midnight erläuterte: »Das da sind Vampirbisse.«
    Ich war in Versuchung, der Behauptung zu widersprechen, aber angesichts von Midnights bestürztem Gesichtsausdruck überlegte ich es mir anders. Sie machte sich wirklich Sorgen um ihre Freundin.
    Im Augenblick ging es mir nur darum, Emerald in ein Krankenhaus zu bringen. Ich war nicht in der richtigen Stimmung für Rollenspiele, aber ich wollte auch das empfindliche Vertrauen nicht beschädigen, das zwischen Midnight und mir entstanden war. Eine Verbindung herzustellen war ein entscheidender Schritt in der Therapie; ich wollte die Illusion nicht beenden.
    Ich stand auf. »Bringen wir sie ins Krankenhaus! Wir können mein Auto nehmen.« Ich wusste, dass Midnight in der Regel zu Fuß oder mit dem Bus zu ihren Terminen kam, und so ging ichdavon aus, dass ich fahren würde. Außerdem hatte ich nicht vor, die beiden aus den Augen zu lassen, bevor ich nicht wusste, dass sie in guten Händen waren.
    Midnight stand auf und hielt Emerald aufrecht, während ich meine Handtasche und die Autoschlüssel holte. Ich öffnete die Tür, stützte Emerald auf der anderen Seite, und dann schoben wir uns zu dritt seitwärts ins Wartezimmer hinaus.
    »Hey, Ronald!«, grüßte Midnight einen nett aussehenden jungen Mann, der dort saß und wartete.
    »Oh, Ronald, ich fürchte, wir werden unseren Termin verschieben müssen. Wir haben einen kleineren Notfall hier«, erklärte ich – als ob das nicht offenkundig gewesen wäre.
    Ronald war einer der »Lehrlinge«, die Midnight zu mir geschickt hatte, und dies wäre unser erster Termin gewesen. Ich war gespannt gewesen, ob er kostümiert auftauchen würde, aber er hatte es nicht getan. Sein frisch gewaschenes rotbraunes Haar reichte ihm bis über die Schultern, und seine runden kupferbraunen Augen wirkten warm und freundlich. Tatsächlich gab es nur zwei Hinweise auf die Szene, der er angehörte – ein T-Shirt mit der Aufschrift »Theatre of Blood« und ein Pentagramm, das an seinem Ohrläppchen baumelte.
    Er stand auf. »Kann ich helfen?«, fragte er; seine Stimme klang besorgt. »Emerald ist eine Freundin von mir. Mein Auto steht direkt vor der Tür.«
    Ohne meine Antwort abzuwarten, trat er in den Gang hinaus, trabte zum Aufzug hinüber und drückte auf den Knopf.
    Netter Kerl
, dachte ich.
    Unter anderen Umständen hätte ich vielleicht gezögert, bevor ich sein Hilfsangebot annahm. Schließlich hatte ich mich mit ihm bisher nur am Telefon unterhalten und wusste eigentlich sehr wenig über ihn. Aber mein inneres Radar schickte mirkeine Warnsignale, und so beschloss ich, das Risiko einzugehen und ihm zu vertrauen. Außerdem bestand die Möglichkeit, dass wir Emerald tragen mussten, und unter diesen Umständen würde ich einen zusätzlichen Satz Muskeln bestimmt nicht ablehnen.
    Ich hatte erwartet, dass Ronalds Auto aussehen würde wie etwas, das man auf einem Album von Grateful Dead zu sehen bekam, aber es war überraschend normal – und

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