Kite
Hoffentlich.«
»Also, was ist mit Geneva?«
Ich riss mich zusammen und schüttelte den Kopf. »Ich fühle mich zwar geehrt, dass ihr drei euch so rührend um mich kümmert, aber die Antwort ist nein. Und ich möchte euch bitten, nie wieder so etwas zu …«
»Jetzt reicht’s aber«, sagte Herb.
Verwundert über seine wütende Stimme, wandte ich mich ihm zu.
»Du hast diese Macho-Mutter-Nummer schon viel zu lange durchgezogen, Jack. Wir wollen dir helfen, und du legst dichquer, wo es nur geht. Du
kannst
das nicht allein durchziehen. Du schadest damit nur dir selbst und den Leuten, denen du etwas bedeutest.«
Ich wusste nicht genau, was ich darauf erwidern sollte. Herb und ich stritten fast nie, weshalb mir bei seiner Schimpftirade erst einmal die Spucke wegblieb.
»Wir haben es!« Herb und ich drehten uns zu Tom um, der das Taschenbuch wie eine Trophäe schwenkte und es dann aus dem Plastikbeutel zog.
»
Der Feuerteufel
, ein Thriller von Andrew Z. Thomas «, las er von dem reißerischen Cover ab, das einen Mann mit diabolischem Grinsen zeigte, der ein Feuerzeug in der Hand hielt.
»Thomas?«, sagte Herb. »Das war doch dieser berühmt-berüchtigte Autor. Angeblich hat er eine Menge Leute umgebracht und ist dann spurlos verschwunden.«
»Ich hab das Buch gelesen«, sagte Tom und tippte auf den Einband. »Da kommt ein Pyromane drin vor, der alle diese Leute anzündet. Es gibt da eine Szene, wo der Schurke einem seiner Opfer ’nen Schlauch in die Kehle steckt und ihm Flüssiganzünder einflößt. Dann zündet er Streichhölzer an und wirft sie ihm in den offenen Mund, bis er Feuer fängt.«
»Klingt ja nett«, sagte ich und fragte mich dabei, was für ein krankes Hirn sich so etwas ausdachte. Mir schauderte bei dem Gedanken, einem von diesen Thriller-Autoren persönlich zu begegnen.
»Es war sogar ziemlich gut«, sagte Tom. Offensichtlich hatte er meinen Abscheu bemerkt. »Der Autor hat sich bei den wirklich schlimmen Sachen sogar noch zurückgehalten. So ’ne Art harmloser Stephen King.«
»Schau mal nach, ob da was drin ist«, sagte ich zu ihm.
Tom blätterte im Buch herum und fand etwa in der Mitte eine mit Eselsohr markierte Seite.
Einunddreißigstes Kapitel, Seite hundertzwei.
Seltsamerweise befand sich um den Buchstaben
n
in dem Wort
Bullen
ein Kringel.
Ich überflog den Text auf die Schnelle.
Der Feuerteufel ~ Andrew Z. Thomas
Die Bullen waren überall. Sizzle konnte die Blaulichter auf den Streifenwagen durch die Fenster sehen. Sie hatten das Lagerhaus umzingelt. Ihre Bullenstimmen dröhnten durch die Megaphone und forderten ihn auf, herauszukommen und sich zu ergeben.
Soso. Ergeben sollte er sich.
Ihr dummen, dummen Bullen.
Er warf einen Blick auf das einzige Druckmittel, das er noch in der Hand hatte. Oder besser:
gehabt
hatte. Der FBI-Agent war immer noch mit Handschellen an den metallenen Klappstuhl gefesselt, aber er sah aus wie ein Marshmallow, das man zu lange über dem Lagerfeuer geröstet hatte. Schwarz wie ein Nigger und immer noch am Qualmen. Einfach nur tragisch. Der letzte Mensch, mit dem er seinen Spaß gehabt hatte, indem er ihn anzündete.
»Christopher Rogers …«
Schon wieder dieser Bulle, der mit ihm verhandeln wollte.
»Wir wollen nur mit Ihnen reden.«
Hmm.
Oder lieber doch nicht.
Er hatte ja immer noch einen halbvollen Benzinkanister.
Und eine Schachtel Streichhölzer.
Sizzle setzte sich auf den ölbefleckten Zementboden. Wenn er es sich genau überlegte, musste er zugeben, nie an diese Möglichkeit gedacht zu haben. Wahrscheinlich wegen der unvorstellbaren Schmerzen. Aber es gab schlimmere Dinge als Schmerz. Zum Beispiel hinter Gittern sitzen und nicht mehr das tun können, was einem am meisten Spaß machte.
Er öffnete den Kanister und schüttete sich den Inhalt über den Kopf. Während draußen die Bullen immer wieder die alte Leier abzogen, von wegen sich ergeben und »in einen Dialog treten«, atmete er diese wunderbaren Dämpfe ein.
Jetzt kam das Vergnügen. Der leichte und gleichzeitig der schwere Teil.
Die Streichholzschachtel stammte aus einem Nobelhotel in Asheville, North Carolina, das er sich hin
Weitere Kostenlose Bücher