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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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und wieder gönnte … Grove Park Inn hieß der Laden. Sizzle öffnete sie und nahm ein Streichholz heraus.
               
Er dachte nicht groß über sein Leben nach und schwelgte auch nicht in Erinnerungen.
               
Er wollte es einfach nur riechen, selbst wenn es der Geruch seines eigenen Fleisches war, das gleich verbrennen würde.
               
Er zündete das Streichholz an und starrte drei Sekunden, die ihm wie eine Ewigkeit vorkamen, in die wunderbare gelbe Flamme.
               
»Aus kleinem Funken lodert große Flamme.«
    102
    Da ich wusste, dass ich das Buch nicht so schnell wieder bekommen würde, bat ich Tom, es hochzuhalten. Dann machte ich ein paar Bilder von dieser Seite und von dem Cover. Als ich damit fertig war, gab Herb das Buch den Kriminaltechnikern.
    »Wer ist LK?«, wollte Tom von mir wissen. Herb hatte ihm offensichtlich noch nichts erzählt.
    »Wir gehen davon aus, dass es sich um Luther Kite handelt«, sagte ich.
    Tom nickte andächtig. Alle hatten schon von meiner Begegnung mit Kite gehört. Ich hatte bei der gerichtlichen Untersuchung eines von ihm begangenen Mordes, den ich mit eigenen Augen gesehen hatte, als Zeuge ausgesagt. Bei dem Vorfall hatteich einen Beinbruch erlitten. Der war zwar inzwischen wieder verheilt, aber die Dinge, die ich hatte mit ansehen müssen …
    Sagen wir’s mal so: Lieber würde ich mir beide Beine brechen lassen, als so etwas noch einmal zu erleben.
    Phin hatte keine Ahnung, wie schlimm meine Albträume wirklich waren. Obwohl es mir gelungen war, mir die Psychiater vom Leib zu halten, hatten meine nächtlichen Internet-Recherchen meinen Verdacht bestätigt, dass ich zahlreiche Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung aufwies. Nach der Geburt, und wenn die Sache mit Kite aus der Welt geschafft war, würde ich mich ernsthafter damit befassen. Andererseits standen Schlaf und ich seit eh und je auf Kriegsfuß. Und mein Bluthochdruck konnte nicht noch schlimmer werden.
    »Jetzt, wo ich’s mir genauer überlege …«, sagte Tom und rieb sich dabei am Kinn. »Es gibt da so ein Gerücht im Hinblick auf eine Verbindung zwischen Luther Kite und Andrew Z. Thomas.«
    »Was für eine Verbindung?«
    »Ich lese viel und manchmal schaue ich auf Wikipedia Informationen über Autoren nach. Vor ein paar Monaten hab ich mir den Eintrag über Thomas angesehen, nachdem ich sein Buch
Der Beifahrer
gelesen hatte. Es gibt da ein paar alte, ungelöste Kriminalfälle, wo Thomas und Kite zur gleichen Zeit am gleichen Ort waren. Das hat vielen wilden Theorien auf der Webseite des Autors Nahrung gegeben.«
    Die Sanitäter kamen mit einem Leichensack und begannen damit, Jessicas Überreste zu entfernen.
    Ich wusste, dass es hier für mich nichts mehr zu tun gab. Schließlich war ich nicht mehr bei der Polizei.
    Aber ich konnte mit eigenen Nachforschungen über eine mögliche Verbindung zwischen Kite und Thomas beginnen. Kite war zwar zweifellos ein übler Bursche, hatte aber kein umfangreiches Vorstrafenregister. Er wurde im Zusammenhangmit einer Handvoll Delikte gesucht und in Chicago gab es einen Haftbefehl auf seinen Namen, aber ansonsten wusste man über ihn erstaunlich wenig.
    Ich wollte eine SMS an Phin schreiben und ihm mitteilen, dass ich abfahrtbereit war, aber meine Hand versagte mir den Dienst. Ich sah einen Augenblick zu, wie sie zitterte, und dann kam es mir mit einem Schlag so vor, als würde das Ganze nicht wirklich passieren, als träumte ich nur und stünde kurz vor dem Aufwachen. Aber ich wachte nicht auf. Stattdessen wurde alles immer kleiner, als ob ich in einen tiefen Brunnen fiele.
    Dann wurde mir plötzlich schwarz vor Augen.

Luther
15. März, sechzehn Tage vorher
Achtzehn Stunden nach dem Vorfall mit dem Bus
    »Und wie heißen Sie?«
    »Patricia.«
    »Und wie noch?«
    »Reid.«
    »Darf ich Pat zu Ihnen sagen?«
    »Äh, ja. Lassen Sie mich jetzt gehen?«
    »Ich stelle hier die Fragen, Pat.«
    »Oh, Entschuldigung.«
    »Ist schon okay. Sagen Sie, Pat, halten Sie sich für perfekt?«
    »Nein, ganz und gar nicht.«
    »Haben Sie Angst, Pat?«
    »Ja.«
    »Das ist gut. Wer vor mir Angst hat, fängt an, weise zu werden. Ich stelle Ihnen jetzt ein paar Fragen und möchte, dass Sie diese offen und ehrlich beantworten. Ich gehe mal davon aus, dass Sie die Schreie nebenan gehört haben.« Er deutet auf die Betonwand.
    »Ja.«
    »Dieser Herr dachte, seine privaten Sünden gingen mich nichts an. Ich war also

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