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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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ihr? Da war doch wirklich nichts dabei.
    Rob hielt ihr die Tür auf, und schon waren sie draußen in der kühlen Frühjahrsnacht.
    Jessica blieb am Straßenrand stehen und steckte die Hände in die Taschen ihrer Jacke. Unentschlossen hielt sie nach einem Taxi Ausschau, nicht sicher, ob sie überhaupt eins brauchte.
    »Ich bin wirklich froh, dass ich Sie spontan gefragt habe, ob ich mich zu Ihnen setzen darf«, sagte Rob.
    »Mir geht’s genauso«, sagte Jessica. »Das war wirklich ein netter Abend.«
    Komm schon, mach weiter. Ich hab dir doch schon ein deutliches Signal gesendet. Wenn ich gewollt hätte, dass unser Date zu Ende ist, hätte ich längst gute –
    »Hätten Sie vielleicht Lust auf einen kleinen Nachtspaziergang?«
    Rob hielt ihr seinen Arm hin. Es war seine bisher kühnste Geste, und sie wurde weich dabei.
    »Das klingt verlockend.« Sie hängte sich bei ihm ein und spürte die Muskeln unter seinem Hemd.
    »Ich dachte mir, wir könnten vielleicht runter zum Fluss gehen«, schlug Rob vor. »Da ist es nachts immer so schön.«
    Sie gingen auf der West Fulton Street nach Osten. Am Nachthimmel über ihnen glänzten die Wolken im Schein der Großstadtlichter.
    »Es ist schon witzig«, sagte Rob, als sie unter dem Kennedy Expressway hindurchgingen, »wenn man bedenkt, dass ich jetzt an drei Montagen hintereinander abends ausgegangen bin, und Sie sind die erste Frau, die mich eingeladen hat, dass ich mich zu ihr setze.«
    »Und ich bin froh, dass ich es getan habe«, sagte Jessica. »Ich geh auch oft aus.«
    »Allein?«
    »Ja. Es ist halt … na ja, Sie wissen schon … nicht leicht, Leute kennenzulernen.«
    »Die
richtigen
Leute.«
    »So ist es.« Sie lachte. »Die meisten sind total oberflächlich.«
    »Es ist fast schon ’ne Seuche«, sagte Rob. »Die Leute sagen nie, was sie wirklich denken. Jeder macht heutzutage den anderen was vor.«
    »Das sehe ich ganz genauso, Rob.«
    Die Straßen waren ruhig und verlassen. Nur hin und wieder taumelten ein paar übrig gebliebene Nachtschwärmer aus Kneipen und hielten nach ihren Autos oder einem Taxi Ausschau.
    Vor ihnen erhob sich die City wie eine leuchtende Bergkette in den Nachthimmel und Jessica konnte den Fluss riechen. Vom Wasser wehte eine feuchtkalte Brise zu ihnen herüber.
    Als sie die North Canal Street entlanggingen, sah der Fluss wie flüssiges Glas aus.
    Sie bogen in die Kinzie Street, die über den Fluss führte. Mitten auf der Brücke blieb Rob stehen, und sie lehnten sich ans Geländer und sahen zu, wie das Wasser unten vorbeifloss.
    Die Lichter der City glitzerten im Dunkeln.
    Ein angenehmer, stiller Augenblick, dachte sie. Dass sie so etwas bei ihrem ersten Date erleben durften, war vielleicht kein schlechtes Omen.
    Rob deutete auf die alte Kinzie-Street-Eisenbahnbrücke. »Haben Sie die schon mal aus nächster Nähe gesehen?«, fragte er. »Ich meine vom Ufer aus?«
    »Ich bin noch nie zu Fuß auf die andere Seite gegangen.«
    »Na, dann wird es aber Zeit.«
    »Im Ernst?«
    »Ja, gehen wir.«
    Er nahm sie fest an die Hand. Den Rest der Strecke über die Brücke legten sie in einem schnelleren Tempo zurück und liefen dann die Flusspromenade entlang nach Süden. Er gingzügig und zielstrebig, und Jessica musste sich Mühe geben, mit ihm Schritt zu halten.
    »Sind Sie sicher, dass man hier entlanggehen darf?«, fragte sie.
    »Na klar. Wir haben die Stadt ganz für uns allein.«
    Es war bereits Viertel nach zwei, als sie am Fuß der historischen Eisenbahnbrücke ankamen, einer beweglichen, klappbaren Konstruktion, die in einem Fünfundvierzig-Grad-Winkel über dem Chicago River in den Himmel ragte.
    In der Ferne ertönten Sirenen von Polizei- oder Rettungsfahrzeugen, aber ansonsten war die Stadt ungewöhnlich still.
    Wie die Ruhe vor einem Schneesturm.
    Mit Ausnahme eines weißen Lieferwagens, der neben dem Fußweg parkte, war nirgendwo in der Nähe ein Fahrzeug zu sehen.
    Rob legte seinen Arm um sie.
    Sie neigte den Kopf zur Seite und ließ ihn auf seiner Schulter ruhen. In diesem Augenblick verspürte sie ein starkes Bedürfnis, ihn zu küssen. Jetzt war die perfekte Gelegenheit dafür – wie sie da am Flussufer standen und das Gefühl hatten, als wären sie die einzigen Menschen, die in dieser tollen Stadt noch wach waren.
    Er starrte zu den Stahlträgern der Brücke empor. Jetzt musste sie ihn nur noch dazu bringen, sie anzusehen, und dann musste es einfach passieren.
    Die perfekte Art und Weise, einen wunderschönen Abend ausklingen zu

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