Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Titel: Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Boyd
Vom Netzwerk:
Fenster, an dem ich gestern gestanden und auf den Rasen geblickt hatte! Dann entfernten sich die Spuren wieder vom Haus und führten auf den Wald zu. Mich fröstelte. Ich zog meine Strickjacke enger um mich. Vielleicht waren das die Spuren eines Tiers. Von dem Kater waren sie definitiv nicht. Vielleicht von einem Reh. Die kamen öfter mal in der Dämmerung aus dem Wald. Diese Spuren mussten noch ganz frisch sein. Doch so sehr ich mir auch einredete, die Abdrücke würden von einem Reh stammen, so konnte ich doch nicht ignorieren, dass dieses Reh dann verdammt große Füße gehabt haben musste.

3. Kapitel
Im Bann des dunklen Waldsees

    Es waren mehrere Tage vergangen, seitdem ich die Fußabdrücke entdeckt hatte. Jeden Morgen ging ich ums Haus und suchte im taunassen Gras nach weiteren Spuren. Doch ich konnte nichts Auffälliges entdecken. Langsam entspannte ich mich wieder. Je öfter ich darüber nachdachte, desto überzeugter war ich, dass es sich bei den Spuren wirklich um eine Tierfährte gehandelt hatte und genau das versuchte ich meiner Freundin Kari am Telefon zu erklären.
    »Wer sollte auch sonst in den frühen Morgenstunden ums Haus schleichen? Hier gibt es so viele Tiere. Eigentlich waren die Abdrücke auch gar nicht so groß.«
    »Hm«, machte Kari. »Bist du sicher?«
    »Ja«, erwiderte ich im Brustton der Überzeugung. »Vielleicht ist es ein Iltis gewesen. Die kommen gerne mal bis an die Häuser ran, hat mir Rune erzählt. Ein Reh war es jedenfalls bestimmt nicht.« Ich lachte.
    »Aber du hast doch gesagt, dass die Spuren wie menschliche Fußabdrücke aussahen«, warf Kari zaghaft ein.
    »Quatsch, die letzte Zeit ist für mich echt mies gewesen. Das weißt du doch. Ich bin einfach nur… na ja überspannt. Dazu kam noch diese Begegnung mit der komischen Frau im Wald.«
    »Ja, die finde ich echt gruselig. Vielleicht war sie es?« Damit sprach Kari aus, was ich mir auch schon überlegt hatte. Doch ich wischte den Gedanken schnell fort. »Nein, ich denke nicht. Ich habe sie jedenfalls nicht mehr gesehen.«
    »Aber du warst auch nicht mehr im Wald spazieren, oder?«, fragte Kari nach.
    »Äh, ehrlich gesagt nein.«
    Ich war am Morgen nach der Entdeckung der Spuren nicht in der Stimmung gewesen, beim Sommerhaus zu bleiben. Kurzentschlossen fuhr ich nach Jönköping. Dort machte ich einen ausgiebigen Stadtbummel. Dabei kam ich an unserem Angelladen vorbei – einem kleinen, dunklen Laden, in dem Vater mit uns Kindern immer Angelschnüre, Wobbler und Löffelblinker gekauft hatte. Ich war wie verzaubert stehen geblieben und fand mich plötzlich in dem Geschäft wieder. Dort entdeckte ich sofort das Regal mit den Blinkern und griff zielstrebig nach meinem Lieblingsköder – einem orange-silbernen Löffelblinker. Den gleichen Blinker, den ich damals in den Seerosen verloren hatte an dem Tag, an dem Ben…
    »Hallo! Bis du noch da?«, rief Kari ins Telefon.
    »Oh, ja entschuldige! Ich war in Gedanken«, beeilte ich mich zu antworten.
    »Sofie, ich mache mir wirklich Sorgen um dich. Vielleicht wäre es besser gewesen, ich hätte dich begleitet.« Kari wirkte aufgeregt. Ich konnte sie förmlich vor mir sehen, wie sie nervös auf einer ihrer Haarsträhnen herumkaute.
    »Ach Kari, ich weiß doch, dass du dich so auf das Volontariat beim Fernsehen gefreut hast. Und es ist auch eine prima Chance für dich. Wie hätte ich dich bitten sollen, mich unter diesen Umständen hierher zu begleiten? Außerdem bin ich wirklich gerne einmal allein nach all der Aufregung.«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte für einen Moment Stille. Ich sah meine Freundin in Gedanken zweifelnd die Stirn krausziehen.
    »Sofie, ich weiß ja, dass du gut allein zurechtkommst. Du bist wirklich stark. Das habe ich immer an dir bewundert. Die letzten Schuljahre hast du quasi allein den Haushalt geschmissen, wenn deine Mutter ihre Depressionen hatte. Aber dort bist du wirklich ganz einsam. Alle deine Freunde sind doch hier. Wenn dir nun etwas passiert? Du könntest dir den Fuß verstauchen und hilflos im Wald liegen, oder ähnliches. Und wenn dann noch unheimliche Leute dort rumlaufen. Also ich weiß nicht …«
    »Es ist lieb, dass du dir Sorgen machst, aber das ist völlig unnötig«, versicherte ich ihr. Ich wollte nicht, dass meine Freundin sich solche Gedanken machte und wechselte das Thema. »Aber jetzt erzähl mir lieber wie es bei deinem Volontariat läuft.«
    Kari zögerte einen Moment und platzte dann mit einer positiven Neuigkeit raus:

Weitere Kostenlose Bücher