Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen
Hackbällchen verschloss. Den ganzen restlichen Nachmittag hatte ich am Herd gestanden und die Bällchen gebraten. Sie waren mir sehr gut gelungen – fand ich, als ich davon naschte. Fast so gut wie die Köttbullar, die man im Supermarkt kaufen konnte.
Ich füllte Kaffee in die Thermoskanne. Dann verstaute ich alles in einem großen Picknickkorb. Zufrieden mit meinem Werk inspizierte ich noch einmal den Inhalt. »Vielleicht sollte ich ein Fernglas einstecken«, überlegte ich noch laut. Ich lief ins Wohnzimmer und holte das Fernglas aus der Kommode. »So jetzt noch die Decke über den Korb und fertig!«
»Denkst du, es wird ihm gefallen, One?«, fragte ich den Kater, der auf einem der Holzstühle am Küchentisch saß. Er miaute vorwurfsvoll.
Captain One Ear hatte mir die ganze Zeit in der Küche Gesellschaft geleistet und darauf gewartet, dass ein paar Leckereien für ihn übrig blieben. Ich kraulte den Kater und lächelte. »Okay, kleiner Vielfraß, ich gebe dir etwas.« Dann blickte ich aus dem Fenster. Kjell würde sicher bald kommen. Hoffentlich hatte ich noch genug Zeit, das Schlachtfeld in der Küche zu beseitigen. Mit einem Mal zweifelte ich, ob es eine gute Idee gewesen war, für unsere Elchjagd einen Picknickkorb vorzubereiten. Insgeheim hoffte ich jedoch, Kjell damit eine Freude zu machen. Außerdem, wer konnte schon wissen, wie lange wir unterwegs sein würden?
Wieder dachte ich daran, was Lilja gesagt hatte. Ein Date! Vielleicht hatte ich tatsächlich ein Date und roch nach Bratenfett! Eilig lief ich ins Bad und machte mich frisch. Dann zog ich mich schnell um. Kaum hatte ich meine Jacke und eine Taschenlampe bereitgelegt, als es an der Tür klopfte. Wo waren nur meine Schuhe?
Ich öffnete die Tür. Kjell stand direkt vor mir. Sein Haar war feucht. Vermutlich hatte er kurz zuvor noch geduscht. Er musterte mich einen Augenblick von oben bis unten. »Bist du fertig?«
»Sofort, ich ziehe nur noch meine Schuhe an.«
»Lass dir Zeit. Ich warte draußen.« Kjell trat aus dem Lichtkegel der Verandalampe und ging die zwei Stufen zum Kiesweg hinab.
Ich schloss noch einmal die Tür und suchte hektisch meine Schuhe. Dann nahm ich den Picknickkorb, griff nach meiner Jacke und verließ das Haus.
Er wartete im Schatten des Bootschuppens. Als ich raus trat und die Haustür abschloss, konnte ich seine Anwesenheit mehr spüren, als dass ich ihn sah.
Unter meinen Füßen knirschte der Kies, während ich in seine Richtung lief. Kjell löste sich aus dem Dunkel und trat in den Lichtkegel, der einzigen Laterne, die am Weg vor der Holzbrücke zum Wald stand. Nachtfalter umschwirrten die Lampe.
»Was ist da drin?«, fragte Kjell mit einem kurzen Nicken in Richtung des Korbs, den ich mit Mühe trug.
»Ein kleiner Snack, falls wir unterwegs hungrig werden sollten.« Ich fühlte mich seltsam leicht und zwinkerte Kjell zu. Warum war mir selber nicht ganz klar. So eine Nacht im Wald konnte kalt werden. Aber allein der Gedanke, mit ihm zusammen zu sein, löste ein angenehm wohliges Gefühl in mir aus.
»Komm, den nehme ich«, sagte Kjell und nahm mir den Korb ab.
»Hast du uns Steine eingepackt?«, fragte er und hob den Korb höher um seinen Inhalt zu begutachten.
»Hey, nicht spicken! Lass dich überraschen!« Ich blickte zu ihm hoch, um in seine Augen zu sehen.
»Bist du bereit?«, fragte er.
»So bereit, wie man nur sein kann«, meinte ich, während ich den Reißverschluss meiner Jacke schloss. Dabei bemerkte ich wieder einmal, wie unglaublich er aussah. In seinen Augen blitzte es auf. Doch vielleicht war es auch nur das Licht der Straßenlaterne, das sich in seinen Augen spiegelte.
»Dann komm!« Kjell ging zügig voran. Ich folgte ihm so gut es ging. Zuerst überquerten wir die Holzbrücke, unter der die Fledermäuse tief über dem Wasser nach Insekten jagten. Wir folgten einige Zeit lang dem breiten Waldweg, um dann in einen kleinen Pfad abzubiegen. Kjell drehte sich zu mir um. »Ich führe dich zu einem meiner Lieblingsplätze. Dort sieht man relativ häufig Elche. Wenn wir Glück haben, werden auch heute Nacht welche dort sein. Aber vielleicht müssen wir eine ganze Weile warten.«
»Wir haben ja Proviant«, erwiderte ich fröhlich.
»Wenn wir in die Nähe des Platzes kommen, müssen wir ganz still sein. Wie du weißt, sind Elche sehr scheue Tiere. Am besten wir reden schon einige Zeit vorher nicht, sonst könnten wir sie verscheuchen, wenn sie bereits auf der Lichtung sind.«
»Ja, ich weiß. Ich bin
Weitere Kostenlose Bücher