Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen
nicht weinen. Das ist bloß ein Gefühl. Das geht vorbei. Er hat mich gar nicht verdient!‹, betete ich mir in Gedanken vor. Ich würde stark sein. Ich beschloss den Abend zu genießen, Punsch zu trinken, mit Leuten zu reden und Spaß zu haben. Er würde mich nicht zerbrechen!
Mittlerweile lag die Karibik ein ganzes Stück hinter mir und meine Selbsthypnose schien erfolgreich zu sein. Ich fühlte mich schon wieder etwas besser. Ich fuhr immer weiter und umrundete die kleinen einsamen Inseln bis ich Musik hörte, die weit über das Wasser herüberklang. Die Bucht konnte ich noch nicht sehen, da ich noch die letzte Landzunge umfahren musste. Um Sprit zu sparen, gab ich weniger Gas und tuckerte gemütlich der Bucht entgegen.
Endlich hatte ich den letzten Schilfgürtel umrundet, da sah ich zwischen den dunklen Kiefern am gegenüberliegenden Ufer viele Lichter und hörte neben der Musik nun den Partylärm über die Bucht schallen.
Für die restliche Strecke schaltete ich den Motor aus. Ich nahm die Riemen und ruderte an den Bootssteg.
Anscheinend waren die anderen Gäste alle mit ihren Autos gekommen, denn mein kleines Ruderboot war das einzige am Anleger. Das passte zu meiner Vermutung, dass sich zu dieser Zeit niemand mehr in den Sommerhäusern aufhielt. Die Fenster der Nachbarhäuser waren dunkel. Nur das Haus direkt am Anlegesteg war mit Lampions geschmückt. Nachdem ich mein Boot sicher angebunden hatte, lief ich den Steg auf das rote Haus zu. Direkt vor mir sah ich die hölzerne Veranda des Hauses. Sie lag somit direkt zum See hin und man hatte von dort einen herrlichen Blick auf das Wasser. Die Veranda war mit einem weißen Holzgeländer eingefasst, auf dem in regelmäßigen Abständen kleine Kerzen in roten Plastikgläsern standen. Sie tauchten die Szenerie in ein flackerndes, rotes Licht. Ich ging eine schmale Treppe hinauf auf die Veranda und sah mich um. Überall standen Grüppchen mir unbekannter Menschen zusammen. Ihre Gesichter lagen im Halbdunkel des spärlichen Kerzenlichtes. Stimmengewirr und Lachen hüllte mich ein. Die meisten der Partygäste beachteten mich nicht. Einige wenige Gäste blickten kurz neugierig in meine Richtung, um sich dann wieder ihrem Gesprächspartner zu zuwenden. Eine Gruppe Jungs, vermutlich die Studenten, waren in eine politische Diskussion vertieft. Die meisten hielten Becher mit einem dampfenden Inhalt in der Hand, andere tranken Bier.
Links befand sich ein Tisch mit einem großen Topf darauf. Ein Mädchen stand davor und schüttete sich mit einer Schöpfkelle ihren Becher voll. Das war wohl der Topf mit dem Punsch, von dem Lilja gesprochen hatte und den ich auch noch unbedingt probieren wollte. Doch zuerst musste ich Lilja finden. Ich drängte mich an den Jungs vorbei und folgte der Veranda ums Haus. Dort stand ein Pult mit einer Musikanlage und ein blonder Typ mit langen Haaren, die ihm in die Augen fielen, legte Musik auf. Er grinste mich an und winkte mir kurz.
Ich grüßte zurück. Die Beats hämmerten aus den Lautsprechern. Neben mir ging es einige Treppenstufen hinab zum Grundstück – eine größere Rasenfläche, die durch die umstehenden hohen Kiefern des Waldes begrenzt wurde. In Schweden haben die meisten Grundstücke keinen Zaun. Auch hier ging das Grundstück direkt in den umliegenden Wald über. Auf der anderen Seite des Hauses gab es noch drei weitere Sommerhäuser, die an der Bucht lagen, aber an dieser Seite des Grundstückes waren nur der Wald und der See. In der Mitte des Rasens stand eine Feuerschale. Hier drängten sich die meisten Leute zusammen. Am Rand, zwischen den mit Lampions geschmückten Kiefern, standen vereinzelt Pärchen und knutschten.
Ich sah mich um. Links von mir gab es auch einen Tisch mit Punsch und mehreren Getränkekisten. Der Andrang war dort deutlich größer. Zwei Mädchen standen hinter dem Tisch und verteilten die Getränke. Unter den Partygästen, die anstanden und auf ihren Punsch warteten, konnte ich Lilja ebenfalls nicht entdecken.
Ich lief weiter und schaute mich aufmerksam um. Es war mühsam im Halbdunkel zwischen all den Leuten nach ihr zu suchen. Aber irgendwo musste sie ja stecken. Plötzlich hörte ich ein glockenhelles Lachen. Das war unverkennbar Lilja! Ich eilte in die Richtung aus der das Lachen erklungen war und entdeckte sie. Sie stand etwas abseits im Halbdunkel an eine Kiefer gelehnt und war nicht allein. Dicht vor ihr stand ein großer Typ, der Lilja gerade mit einer zärtlichen Geste durch ihr blondes
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