Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen
weitere Gedanken darüber machen konnte, wie sich mein Leben verändern würde, ging ich in die Küche. Von One Ear war nichts zu sehen. Er war seit gestern wie vom Erdboden verschluckt. Ich verstand nun auch, warum er Kjell so angefaucht hatte. Vermutlich hatte er instinktiv die Gefahr, die von Kjell ausging, gespürt. Bestimmt wäre es für mich besser gewesen, ich hätte einen katzensicheren Instinkt. Ich hatte die Bedrohung nur bei seinem Cousin gespürt, aber nicht bei Kjell. Jetzt war es sowieso zu spät. Ich war hoffnungslos verloren. Wie sollte es nun weitergehen?
Ich löste meinen Blick vom Spiegel und beschloss meine Wunderwaffe gegen alle ungelösten Fragen der Welt zum Einsatz zu bringen – Milchkaffee!
Also lief ich in die Küche und füllte die Kaffeemaschine mit dem restlichen Kaffeepulver. Während die Maschine leise vor sich hin gurgelte, fing ich an, den Kühlschrank nach frühstückstauglichem Inhalt zu scannen. Es waren noch ein paar Eier, Butter und Milch da. Ich konnte Pfannkuchen backen, damit würde ich auch meine Nervosität in den Griff bekommen. Glücklich eine Aufgabe zu haben, die durchweg normal und bodenständig war, holte ich eine Rührschüssel, die gusseiserne Pfanne und Mehl aus dem Küchenschrank.
Ich rührte mit einer Leidenschaft den Teig an, als würde der Teufel persönlich hinter mir stehen. Dann heizte ich den Herd an. Während die ersten Pfannkuchen in der Pfanne backten, deckte ich den Küchentisch und stellte die Kaffeekanne nebst Blaubeermarmelade dazu. Danach ging ich zurück zum Herd und widmete mich ganz den Pfannkuchen. Ich drehte und wendete sie bis sie goldgelb waren. Dann stapelte sie auf einem bereit gestellten Teller. Der duftende Berg wuchs und wuchs. Je mehr Pfannkuchen sich auf dem Teller türmten, umso ruhiger wurde ich. Meine Gedanken wurden wieder klarer. Als ich gerade den letzten Pfannkuchen aus der Pfanne nahm, bemerkte ich eine Bewegung hinter mir. Zwei Arme umschlangen meine Taille und eine Stimme fragte mich sanft: »Sofie, was machst du da?«
»Ich bereite ein Frühstück für uns.« Ich löste mich aus seinen Armen und trug den Pfannkuchen-Berg zum Küchentisch. Kjell kam mir nach und zog mich wieder in seine Arme.
»Frühstück?«
»Ich dachte, vielleicht hast du Hunger nach …«, ich stockte und wurde rot. Dann fiel mir ein, dass er bei unserem Date im Elchwald gar nichts von meinem Picknick angerührt hatte. »Ich weiß nicht einmal, ob du überhaupt essen kannst.«
Kjell lachte. »Ja, ich kann essen, auch wenn ich es nicht brauche. So bedeutet es mir also nichts.«
»Oh, wie schade«, entfuhr es mir. »Meine Pfannkuchen sind sehr gut.«
»Nicht nur deine Pfannkuchen, Kleines.« Er schob die Teller und Tassen zur Seite, hob mich hoch und setzte mich auf den Küchentisch.
»Wirklich«, begann ich, »du solltest sie mal probieren.«
Sein Blick wanderte über den Teller.
»Ich habe gehört, Pfannkuchen sind Nachtisch.« Mit diesen Worten drückte er mich auf den Tisch nieder.
Einige Zeit später saßen wir wieder am Tisch. Ich leckte die Blaubeermarmelade vom Löffel und Kjell nahm einen Schluck Kaffee aus dem Becher vor ihm. Mir zuliebe hatte er auch einen Pfannkuchen gegessen.
»Wie geht es nun weiter?«, fragte ich ihn.
Kjell schaute irritiert von seinem Kaffeebecher auf. »Was meinst du?«
»Na ja, wie es mit uns weitergeht? So wie ich es verstanden habe, wird mich deine Familie ja wohl kaum als deine Freundin akzeptieren, oder?«
Er starrte mich an, als ob ich lila Haare und grüne Sommersprossen hätte.
In diesem Moment wurde mir klar, dass trotz allem, was in der vergangenen Nacht geschehen war, Kjell niemals daran gedacht hatte, mit mir zusammenzubleiben.
Ich schluckte bei dieser Erkenntnis.
»Sofie, ich dachte wir hätten das geklärt. Du kannst nicht hier bleiben. Du wärest niemals vor ihnen sicher. Ich kann dich nicht immer beschützen.«
»Geklärt? Nein, nichts haben wir geklärt. Du hast es für dich geklärt – mal wieder. Ich dachte nach allem was war ….«, ich brach ab, weil ich wusste, wie sinnlos mein Einwand war. Zornig stach ich mit der Gabel in ein Pfannenkuchenstück.
Kjell lächelte traurig. »Glaub mir, du bist die, die ich begehre und ich würde alles dafür geben, um in deiner Nähe zu sein. Aber es ist für dich hier viel zu gefährlich.«
»Dann komm mit mir«, forderte ich ihn auf. Ein Hauch von Verzweiflung lag in meiner Stimme. Ich wollte nicht fort von ihm. Nicht jetzt.
»Ich kann nicht,
Weitere Kostenlose Bücher