Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2
Klärung der Frage, welche Superlative diesen herrlichen Geschöpfen gerecht würden, ohne gleich abgedroschen oder übertrieben zu wirken.
Weder die Männer noch die Frauen der Pitar schienen sich unwohl zu fühlen, obwohl ihre ersten Bemerkungen ihre (durchaus verständliche) Nervosität verrieten. Schließlich waren sie, ungeachtet der Reaktion des Begrüßungsteams, hier, um sich einer neu kontaktierten, raumfahrenden Spezies vorzustellen, körperliche Ähnlichkeiten hin oder her. Die Wärme der Begrüßung, die ihnen anschließend entgegenschlug, als die verblüfften Diplomaten die Sprache wiederfanden, beruhigte die Besucher rasch.
Ihre Haut war von einem gleichmäßigen Bronzeton, der durch die ausgesprochen vielen verschiedenen Haar- und Augenfarben besonders unterstrichen wurde. Die Wissenschaftler von der Chagos versicherten dem Begrüßungskomitee, dass die Haar- und Augenfarben der Außerirdischen natürlich seien. Blaues Haar und violette Augen waren bei ihnen nicht ungewöhnlich. Verschiedene Farbkombinationen-Weiß und Gelb, Grün und Rot, Lavendel und Pink -, die bei einem Menschen ausnahmslos erschreckend gewirkt hätten, wirkten bei den völlig perfekten Pitar ganz natürlich. Ihre Stimmen klangen volltönend und honigsüß (während der Plusraum-Reise von Argus hatten die zwölf Pitar bereits die Grundlagen des Terranglo erlernt). Sie bewegten sich mit der mühelosen, panthergleichen Anmut geborener Athleten und tolerierten freundlich, mit großen Augen von den versammelten Reportern und Diplomaten angestarrt zu werden. Nur gelegentlich trübte ein Anflug von Nervosität die Begegnung, ansonsten aber machten beide Spezies ganz den Eindruck, als fühlten sie sich in Gegenwart der jeweils anderen völlig wohl.
Als die Verblüffung nachließ, geleitete man die Besucher in den Empfangsbereich. Während dort das verwunderte Personal damit begann, die pitarischen Repräsentanten einzuchecken, zog man Pranchavit und die ranghohen Mitglieder seines Teams rasch beiseite und drängte sie in einen kleinen Konferenzraum. Ungläubiges Staunen und wilde Spekulationen prägten die Atmosphäre in dem Raum. Der Presse verwehrte man den Zutritt. Das Verlangen gewisser Medienvertreter, der Besprechung beiwohnen zu dürfen, grenzte regelrecht an Hysterie. Inmitten von alledem bewahrte der Leitende Wissenschaftler des Chagos-Teams seine Gelassenheit. Offenbar amüsierte er sich.
»Was für eine Art von Witz soll das sein?« Als Stellvertretende Generalsekretärin, die sich auf die Umgangsformen zwischen Menschen und Außerirdischen spezialisiert hatte, war Dosei Anchpura von größerer Wichtigkeit, als ihre zierliche Gestalt erahnen ließ. Ihr diplomatisches Feingefühl hatte sie offenbar gleich an der Tür abgegeben. Unmittelbar hinter ihr, auf der anderen Seite der schalldichten Wand, kämpften Medienvertreter darum, ihre Aufzeichnungslinsen über die Schultern des unnachgiebigen Sicherheitspersonals hinüberzuheben und auf den Konferenzraum zu richten.
»Witz?« Pranchavit lächelte abwesend, während er über ihre rhetorische Frage nachdachte. »Was für ein Witz denn?« Neben ihm saß Werther Baumgartner, ein rüstiger, nüchterner Xenologe von siebzigJahren, grinste dümmlich und stieß seinen Freund mit dem Ellbogen an. »Das ist kein Witz.«
»Aber das ist doch einfach nicht möglich!« Anchpura sah ihre Kollegen Hilfe suchend an. »Diese Pitar - diese Leute da draußen, die durch die Abfertigungsstationen geleitet werden - sind keine Außerirdischen! Sie sind Menschen. Wo haben Sie sie aufgelesen? In einer Live-Show auf einer der Orbitalstationen, kurz vor Ihrer Landung? Die nicht autorisiert war, möchte ich hinzufügen! Und wieso mussten Sie ausgerechnet hier ankommen, anstatt über die Meerenge zu fliegen und auf Lombok zu landen, wo Sie hingehören? Jetzt, wo ich den Witz verstehen kann, kann ich zwar Ihre Gründe nachvollziehen, aber nicht Ihre Motivation!«
»Genau«, warf Colin Brookstone ein. »Was ist da nur über Sie gekommen? Das ist ein netter Scherz, das gebe ich zu, aber Sie werden der Sache schon bald ein Ende machen müssen!«
»Siringh sagt Ihnen die Wahrheit.« Baumgartner lächelte nicht mehr dümmlich, sondern war todernst, ganz der Wissenschaftler. »Glauben Sie mir, als wir sie zum ersten Mal gesehen haben, konnten wir es noch weniger glauben als Sie - wenn das überhaupt möglich ist.«
Weltbotschafter al-Namqiz, der bislang geschwiegen hatte, ergriff nun das Wort: »Aberwie
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