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Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Titel: Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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heute Abend, Greenwicher Zeit, werden wir die Aufzeichnung von Mr Mallory auf dem ganzen Planeten und auf allen Kolonien ausstrahlen. Zudem strahlen wir detailliertes Zusatzmaterial aus, das den Menschen erklären wird, woher die Aufzeichnung stammt und wie sie zustande kam. Dieser Sendung wird die offizielle Bekanntgabe der Mobilmachung folgen. Reservisten melden sich schon bei ihren Einheiten und Schiffen. Man hat mich gebeten, Botschafter Suin, Sie am Ende unseres Treffens darüber zu informieren, dass Sie und Ihr gesamtes diplomatisches Personal unter Arrest stehen und Sie sich ab jetzt als Kriegsgefangene betrachten müssen!« Dieses Mal war es der hellhäutige Mensch, der das Gesicht zu einem Lächeln verzog.
    »Sie können natürlich im Gegenzug keinen unserer Diplomaten gefangen nehmen, weil Sie uns nie erlaubt haben, eine Botschaft auf den Zwillingswelten zu errichten. Im Lichte dessen, was wir jetzt wissen, stimmen uns solche rätselhaften Entscheidungen Ihrer Regierung noch misstrauischer.«
    »Finden Sie mit Ihren Beleidigungen denn gar kein Ende?« Suin richtete sich zu seiner ganzen beeindruckenden Größe auf. »Ihre eigenen Gesetze gewähren mir und meinen Leuten diplomatische Immunität.«
    »Es tut mir Leid, aber nachdem wir diese Aufzeichnung gesehen haben, neigt in meinem Volk niemand mehr dazu, einem Pitar irgendwelche Immunität einzuräumen; wirklich niemand, ganz gleich, ob Sie die Mitglieder des diplomatischen Korps fragen, die hiesige Hausmeisterei oder die Bevölkerung im Allgemeinen. Und ginge es nach mir, würde ich es, ehrlich gesagt, als Privileg betrachten, Sie gleich hier in diesem Raum zu klitzekleinen Fleischstücken zu zerhacken. Auch auf die Gefahr hin, den sehr kostbaren und historisch bedeutenden Fußbodenbelag zu ruinieren.«
    Suin schritt bereits zur Tür. »Ich weigere mich, mir fortwährend Beleidigungen und Unterstellungen von Ihnen anzuhören.«
    »Das brauchen Sie auch nicht!«, rief Herringale ihm nach. »Sie können ruhig gehen und sich hinterher Beleidigungen und Unterstellungen anhören!«
    Herringale war mit dem Botschafter noch nicht ganz fertig. Als sich dem Pitar an der Tür unversehens vier schwer bewaffnete Sicherheitsleute in Panzeranzügen entgegenstellten, überraschte er sie, indem er eine Waffe unbekannten Typs zog, aus einer versteckten Tasche in seinem linken Hosenbein. Die Tasche musste hervorragend abgeschirmt gewesen sein, denn der Diplomat hatte offenbar alle Sicherheitssysteme überlistet, die das Kommen und Gehen in der inneren Botschaftskanzlei überwachten. Ein Diplomat hat keinen Grund, eine Waffe zu tragen, dachte Herringale, während er hinter einem Stuhl in Deckung ging, es sei denn, er hat etiuas zu befürchten - oder ist besonders paranoid.
    Welche dieser Möglichkeiten auf Suin zutraf, kam nie ans Licht, denn nachdem der pitarische Botschafter zwei der Wachen verwundet hatte, starb er in gleißendem Gewehrfeuer, als er aus dem Gebäude zu fliehen versuchte. Seine Kollegen und Untergebenen im diplomatischen Korps lehnten es hochmütig ab, als Kriegsgefangene in Schutzhaft genommen zu werden. Im Anschluss an die Ausstrahlung, die unter dem Namen ›Der Mallory-Mitschnitt‹ in die Geschichte eingehen sollte, stürmte der Mob das pitarische Botschaftsgebäude in Zürich. Die Pitar verteidigten sich und töteten mehrere Dutzend Menschen, ehe das Militär einschreiten konnte. Die Außerirdischen fanden ausnahmslos den Tod.
    Überall, wo sich Pitar auf der Erde aufhielten, kam es zu ähnlichen Ausschreitungen, ob in ihrem bislang ungestörten Stützpunkt auf Bali oder in den vereinzelten Einrichtungen in Brisbane, Delhi und Lala. Vierundzwanzig Stunden nach der weltweiten Übertragung der ungeschnittenen Aufzeichnung war auf der Erde kein einziger Pitar mehr am Leben.
    Zum Zeitpunkt der Ausstrahlung lagen zwei pitarische Schiffe im Orbit. Beide versuchten zu fliehen: Das eine Schiff wurde in Stücke geschossen, das andere entkam. Da es unmöglich war, ein Schiff im Plusraum zu orten, brachen die Menschen die Verfolgung der Flüchtigen ab, auf halbem Wege zwischen dem Mond und dem fernen Mars.
    Unterdessen sammelten sich Kriegs- und Versorgungsschiffe, nicht nur in der Nähe der Erde, sondern auch um die weit entfernten Kolonien. Von Proycon bis nach Centaurus, von New Riviera bis nach Mantis kamen Schiffe und Soldaten zusammen. Niemand sang patriotische Lieder, und es gab auch keine Massenkundgebungen von inbrünstigen Kriegsbefürwortern.

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