Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2
beherrschte die Kombinationssprache aus Terranglo-Vokabeln und Thranx-Ausdrücken nichtflüssig, die sich unter den jüngeren Generationen beider Spezies zu einer Art eigener Sprache entwickelte, und das konnte man von einem Soldaten seines Alters auch nicht erwarten. Aber dennoch übte er sich darin. Überdies hatte er einen Grundstock an AAnn-Phrasen gelernt und vermochte sich mit einigen knappen Sätzen in der einzigen Sprache der Pitar zu verständigen. Im Vergleich zu ihm war der Feldmarschall vom linguistischen Standpunkt aus taubstumm. Aber MacCunn ist ja schon in seiner Muttersprache nicht gerade ein gewandter Redner, dachte Yirghiz und unterdrückte ein Lächeln.
»Willkommen an Bord.« Der Admiral trat vor und stellte sich und den Feldmarschall vor, ehe er die Hand mit nach unten weisender Handfläche ausstreckte, die abgespreizten Finger leicht nach oben gebogen. Die alte Thranx neigte die Antennen vor und strich damit über seine Fingerspitzen.
»Ich bin die Di-Eint Haajujurprox. Ich überbringe Ihnen die Grüße des Großen Stocks und den Geschmack der Freundschaft.«
»Wir freuen uns, Sie empfangen zu dürfen.« Entzückt winkte Yirghiz die bereitstehende Übersetzerin fort, die sichtlich erleichtert war, dass man ihrer Fähigkeiten nicht bedurfte. Das Terranglo der Thranx-Abgesandten war honigsüß und nur ein ganz klein wenig holprig. Sie hatte deutlich weniger Schwierigkeiten mit der einfacheren Menschensprache als die Menschen mit Hoch-Thranx, das sich aus einer komplexen Kombination von Gesten, Worten, Pfeif- und Klicklauten zusammensetzte.
Yirghiz bemerkte, dass MacCunn neben ihm möglichst unauffällig, aber genüsslich die Luft einsog: In der Nähe der drei Thranx war die Luft erfüllt von ihrem aromatischen, parfümgleichen Körperduft. Offenbar hatte das Alter dem persönlichen Duftbouquet der Abgesandten nichts anhaben können.
»Wenn Sie uns bitte folgen möchten!« Yirghiz wandte sich um und ging voraus.
Während sie in gemessenem Tempo zum Lift gingen, der sie in eine behaglich eingerichtete Privatkabine bringen würde, bemerkte Yirghiz, dass sich die Abgesandte nie auf ihre vier Echtbeine erhob - ganz im Gegensatz zu den Thranx in den Holoprojektionen, die er gesehen hatte. Sie musste offenbar alle sechs Gliedmaßen zur Fortbewegung einsetzen. Obwohl Yirghiz sich fragte, wie alt die Besucherin (gemessen an Menschenjahren) sein mochte, war er so höflich, sie nicht danach zu fragen. Vielleicht empfanden die Thranx eine solche Frage als normal und natürlich, vielleicht aber auch als aufdringlich. Er wusste es nicht. Doch sosehr ihn die Frage nach dem Alter auch interessierte: Sie hatte nichts zu suchen in einer förmlichen Unterhaltung zwischen Diplomaten.
Sie plauderten höflich miteinander, bis alle in der luxuriösen Privatunterkunft des Admirals angekommen waren. Deren Mobiliar hatte man entfernt, und Thranx und Menschen machten es sich bequem. Die Di-Eint ließ sich auf ein behelfsmäßiges Lager aus Kissen nieder, diejemand auf dem Boden zusammengelegt hatte. Ihre Begleiter hingegen blieben stehen - genau wie die vier bewaffneten Soldaten, die MacCunn und Yirghiz eskortiert hatten. Während ihre Vorgesetzten sich unterhielten, beäugten die menschlichen und thranxischen Soldaten einander mit unverhohlenem Interesse.
»Dieses System hier ist kein geeigneter Ort für einen Höflichkeitsbesuch«, begann MacCunn ohne Umschweife. »Ihre Regierung weiß, dass wir gegen die bewohnten Welten dieses Systems eine Blockade verhängt haben, und sie weiß auch, dass wir hier gegen die Pitar kämpfen.« Unvermittelt musste er husten und griff nach einem Glas Wasser. Als sich sein Hustenanfall wieder gelegt hatte, fuhr er fort. »Wir wissen, dass Ihre Schiffe hier nicht zufällig vorbeikommen‹. Niemand reist im Plusraum, ohne ein festes Ziel vor Augen zu haben. Deshalb nehme ich - nehmen wir an, dass Sie eigens hergekommen sind, um mit uns zu reden.« Er vollführte einige Gesten, wobei er sich wünschte, die thranxische Gestik ebenso gut zu beherrschen wie Yirghiz. »Deshalb fragen wir Sie: Warum wollen Sie hier mit uns reden, wo doch bislang der diplomatische Austausch zwischen unseren Spezies auf der Erde oder auf Hivehom stattgefunden hat?«
»Der Rat hat beschlossen«, erwiderte die alte Di-Eint in ruhigem Ton, »dass es am besten sei, direkt mit den Menschen zu sprechen, die unmittelbar mit der höchst unglücklichen Situation hier zu tun haben - denn genau darüber wollen wir
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