Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2
reden.« Ihre Antennen neigten sich ruckartig vor. Ein wenig erschreckt, zuckte MacCunn zurück. Yirghiz hingegen rührte sich nicht.
»Sie wissen, dass wir empört darüber sind, was die Pitar Ihrer Kolonie auf Treetrunk angetan haben. Da die Pitar vernunftbegabte Wesen sind, hat ihre Tat jeden Stock zutiefst entsetzt. Seither hat es in meinem Volk viele Diskussionen darüber gegeben, ob es nicht angebracht sei, unser Missfallen in einer aktiveren Weise zu zeigen als bisher.« Sie wandte den schön geformten Kopf immer abwechselnd Yirghiz und MacCunn zu, obwohl sie dank ihrer Facettenaugen ein ausgesprochen großes Sichtfeld hatte - so groß, dass sie fast den ganzen Raum in Augenschein nehmen konnte, ohne den Kopf bewegen zu müssen. Ihre Kopfbewegung sollte den beiden ranghohen Offizieren vermitteln, dass die Thranx ihren Blick tatsächlich auf sie richtete.
Yirghiz blickte MacCunn an und erkannte, dass dem Feldmarschall noch immer kein Licht aufging. Vielleicht ist er wieder zu sehr mit seinen ständigen Darmproblemen beschäftigt, dachte der Admiral. Doch da irrte er sich. MacCunn hatte schlicht und ergreifend nichts zu sagen und war es zufrieden, seinen Kameraden die passende Antwort finden zu lassen. Das bedeutete indes nicht, dass er nicht aufmerksam zuhörte.
»Könnten Sie vielleicht ein wenig näher erläutern, was Sie mit ›aktiver‹ meinen?«
»Der Große Stock hat mich dazu autorisiert, Ihnen ein militärisches Bündnis mit unserem Volk anzubieten. Wir wollen Ihnen in Ihrem Krieg gegen die Pitar helfen.«
Diesmal kam MacCunn dem Admiral zuvor. »Warum? Sicher, Sie sind empört über die schreckliche Tat auf Treetrunk. Jede intelligente Spezies ist darüber empört. Aber nur Ihr Volk bietet uns Hilfe an. Einfache Empörung ist kein ausreichender Grund, um sich aktiv an einem interstellaren Krieg zu beteiligen.«
»Nicht?« Die Facettenaugen richteten sich auf den Feldmarschall. Als dieser nicht reagierte, vollzog die Di-Eint eine bestätigende Geste. »Nun gut. Es ist, wie Sie sagen. Wir haben andere Gründe. Eine große Gruppe innerhalb des Rats ist der Meinung, dass unsere Empörung Grund genug sei, in den Krieg einzugreifen. Doch bildet diese Gruppe nicht die Mehrheit. Wir mussten erst eine Einigung erzielen, einen logischen Schluss nach dem anderen ziehen.« Sie verlagerte ihre Haltung auf den Kissen.
»Wie Sie wissen, führen wir schon seit langem einen Krieg gegen das AAnn-Imperium - schon lange bevor Ihr Volk das unsere entdeckt hat. Die AAnn sind eine verschlagene, unbarmherzige, expansionistische Spezies.«
»Wir hatten keine Schwierigkeiten mit ihnen«, wandte Yirghiz ein.
»Die AAnn sind außerdem sehr geduldig. Sie werten erst gründlich die Schlagkraft der Menschheit aus.« Die alte Thranx beugte sich vor. »Der Krieg hier interessiert sie besonders. Während sie zu klug sind, den Pitar direkt beizustehen, beobachten sie vergnügt, wie die Menschheit Ihre Ressourcen erschöpft.«
MacCunn runzelte die Stirn. »Wieso sollten die AAnn sich dafür interessieren, wer gewinnt? Wie Sie schon sagten, verhalten sie sich neutral.«
»Oberflächlich betrachtet.ja. Aber die Pitar haben nichts, was die AAnn wollen und stellen für ihre Strategie auch keine Bedrohung dar. Die Pitar gründen keine Kolonien. Menschen hingegen schon. Und die AAnn ebenfalls. Wenn sich zwei Einflussbereiche vergrößern, werden sie sich irgendwann überlappen. Und früher oder später werden sich die expandierenden Spezies wegen eines neuen Planeten streiten, den beide besiedeln wollen. Falls es den Pitar gelingt, Ihre Flotte entscheidend zu schwächen oder zumindest einen Großteil Ihrer Streitkräfte beschäftigt zu halten, werden die AAnn nicht zögern, die daraus resultierende Situation auszunutzen.«
Der Feldmarschall nickte langsam. Diese Argumentation hatte er schon einmal gehört und konnte sie nachvollziehen. »Also wollen Sie uns gegen die Pitar unterstützen, damit unser Militär nicht geschwächt wird und nach wie vor ein Gegengewicht zu den Expansionsplänen der AAnn bildet.«
Die Thranx nickte nicht. Menschengesten zu übernehmen war eine Angewohnheit der jungen Generationen. Stattdessen gestikulierte sie bestätigend. »Wir erwarten von unserer Allianz auch, dass sich beide Parteien gegenseitig helfen.«
»Aber natürlich.« Etwas anderes hatte Yirghiz auch nicht angenommen. »Wenn Ihre Regierung die eigenen Bürger entsendet, damit sie ihr Leben für uns riskieren, wäre es unvernünftig, nicht
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