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Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Titel: Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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bevorzugt. Tief unter der Oberfläche des Amazonasbeckens, verloren in einem Labyrinth aus High-Tech-Stollen der Thranx, hatte er sich längst den Kragen aufgeknöpft.
    In letzter Zeit wünschte er sich oft, viel zu oft, das alles zu vergessen, seinen Status als Geistlicher aufzugeben und woanders nach der Erfüllung zu suchen, die die Kirche ihm nicht länger geben konnte. Er hatte sich im Stützpunkt auf den regulären Sonntagsgottesdienst vorbereitet, als der Notruf eingetroffen war. Im Tumult des anschließenden, untypischen Alarms fand er sich unversehens auf dem landeinwärts fliegenden Transporter wieder. Ein Offizier hatte ihn erblickt und trotz seiner Proteste einfach mitgezerrt.
    »Ich hab das Gefühl, Ihre Dienste könnten gebraucht werden, Padre.« Der Major war nicht sonderlich mitteilsam gewesen, doch Pyreau musste ihm wohl oder übel gehorchen.
    Ehe er sich’s versah, waren sie rasch in ein anscheinend unberührtes Regenwaldgebiet eingetaucht, nur fand Reverend Pyreau sich dann unversehens in einem unterirdischen Flughangar wieder, vor einer wimmelnden Masse aus pfeifenden, klickenden und hektisch brabbelnden Insekten. Nein, keine Insekten, hatte er sich verbessert. Die exotischen Thranx-Besucher waren insekten ähnlich .
    Niemand hatte ihm erklärt, was vor sich ging, nicht einmal, als man ihn nach vorne stieß und er mit dem Rest des hastig aufgestellten Einsatzteams vorstürmte. Die Soldaten ringsum hatten anscheinend nur wenig mehr über den Einsatz gewusst als er, doch nach und nach sprach sich herum, dass eine kleine, fanatische Gruppe von Xenophoben die Kolonie infiltriert habe und jeden Thranx, den sie zu Gesicht bekämen, töteten, zusammen mit allen Menschen, die im Stock zu Gast seien und der Gewaltorgie ein Ende zu machen suchten. Ein Diplomat und mehrere geschätzte Wissenschaftler seien unter den letzten Opfern.
    Als die Soldaten ihn mit hinunter in die Stollen rissen, hatte er Bedingungen vorgefunden, die ihn mehr an das erinnerten, was in biblischer Tradition als Hölle bezeichnet wurde, als an alles andere, was er je gesehen hatte. Bislang hatte sein Beruf ihm nur abverlangt, dass er seinen Glauben vertrat und den Soldaten beistand, die in der friedlichen tropischen Militärbasis stationiert waren; doch dieser Alltag war plötzlich explodiert, zu einer schnellen Folge bebender Gänge geworden, abgerissen herumwirbelnder Körperteile, zu Schreien und Brüllen, hohen Pfeif- und Klicklauten von Verwundeten und Sterbenden. Sowohl mit menschlichem wie außerirdischem Blut besudelt, hatte er sich benommen seinen Weg durch die Stollen des Todes gesucht, den Verwundeten jedweden Beistand geleistet, zu dem er fähig war, und den Sterbenden und Toten die Sterbesakramente erteilt. Das hatte er mit einer Mischung aus Vertrauen und Verzweiflung getan, ungeachtet der tatsächlichen Gesinnung derer, die starben oder getötet worden waren. Atheisten, Agnostiker und wahre Gläubige - er nahm sich allen gleichermaßen an, schließlich hatte der Feldgeistliche keine Zeit, die Kennmarken der Soldaten durch seinen Scanner zu ziehen, um sich ihrer jeweiligen Konfession zu vergewissern. Wirbelnder, beißender Rauch und der scharfe Gestank des Todes waren seine Begleiter, und keine Engel traten aus der Feuersbrunst, um ihm bei seinem Dienst für die Sterbenden und Toten zu helfen oder um seinen persönlichen Schmerz zu lindern.
    Er kümmerte sich noch immer um die Gefallenen, als ihm plötzlich auffiel, dass er nicht mehr von Soldaten umringt war. Abgesehen von den Toten ringsum, war er allein. Allein und verloren.
    Nein, nicht ganz verloren. Noch eine Gestalt taumelte durch den von Rauch erfüllten Gang auf ihn zu. Es war ein Mensch, ein Mann; seine Kleider waren zerrissen und seine nackte Haut zerschrammt. Dunkles Blut klebte ihm im Gesicht und auf den Armen, vermischte sich mit dem Fett der Tarnfarben auf seinem Gesicht. Gegen dieses grässliche, dunkle Geschmiere zeichneten sich die weißen Augäpfel des Mannes ab wie Murmeln aus Marmor. Er trug ein großes, arg mitgenommenes Gewehr und Tarnkleidung. Keine Uniform.
    Er war kein Soldat.
    Als er den Feldgeistlichen erblickte, der neben einem reglosen Thranx und einem toten Corporal kniete, zog der halb verrückte, halb tote Xenophobe seine eigenen Schlüsse. »Dreckiger Käferfreund! Ihr werdet alle sterben! Wir töten jeden von euch Eierschlüpfern!« Er hob die Mündung seines Gewehrs.
    »Ich hab doch nur …«, setzte Pyreau an. Er beendete den Satz

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