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Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Titel: Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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blaugrauen Chitin eingelassen. Selbst im trüben Licht des verwüsteten Gangs schimmerte und schillerte dieser Kreis. »Wissen Sie, was dieses Abzeichen bedeutet?«
    »Ich fürchte nein.« Den jungen Priester verlangte es sehr nach einem Schluck Wasser. »Ich hab nicht besonders genau verfolgt, wie sich die Beziehungen zwischen Ihrer und meiner Spezies entwickelt haben. Darüber wurde in letzter Zeit nicht mehr so viel berichtet.«
    »Ich weiß.« Der Thranx vollführte eine Geste, die der gute Priester nicht als das erkannte, was sie war: als Ausdruck der Resignation. »Ihr Volk ist zu sehr mit den Pitar beschäftigt. Über sie wollen die Menschen alles wissen.« Zwar äußerte der Thranx diese Feststellung leise und ohne anklagenden Unterton, trotzdem fühlte Pyreau sich peinlich berührt.
    »Es ist nicht meine Aufgabe zu entscheiden, was im 3-D gezeigt wird. Ich habe nichts mit den Medien zu tun. Ich würde gern mehr über beide Spezies erfahren.« Zum Beweis, dass er zugehört hatte, deutete er mit dem Kopf auf das schwarze Abzeichen im Panzer des Thranx. »Was bedeutet es?«
    Diesmal zeichnete der Thranx mit allen vier Händen ein komplexes Muster in der Luft. »Das bedeutet, dass wir Kollegen sind.«
    »Wie meinen?«
    »Ich bin … ich kann das Wort nicht übersetzen, denn ich kenne den passenden Terranglo-Begriff dafür nicht. Sie könnten mich als beratenden Arzt für die Seele bezeichnen. Ich bin eine Art Berater. Das ist ein traditioneller Beruf, der schon in unserer prätechnischen Zivilisation existierte. Wenn ein Mitglied des Stocks eine Frage hat, die kein anderer beantworten kann, kein Spezialist oder Lehrer oder Künstler, kommt es zu jemandem wie mir. Wir versuchen, das Unbegreifliche zu begreifen und das zu verstehen, wofür es keine Erklärung gibt. Wir versuchen, Trost zu spenden, wo die Wahrnehmung versagt. Wir sind die letzte Zuflucht, wenn Vernunft und Logik versagen, ein Quell des Erbarmens in einem kalten, gleichgültigen Universum.« Er trat auf vier Beinen vor, um den Körper des Xenophoben zu untersuchen, den Pyreau getötet hatte. »Natürlich machen wir mit unserer Arbeit einiges von der Kälte wieder wett; im Suchen liegt die Wahrheit, und manchmal gelingt es uns, etwas richtig zu machen - zu unserem eigenen Erstaunen.«
    »Sie … Sie sind ein Priester?« Angestrengt versuchte Pyreau sich an das zu erinnern, was über die Thranx bekannt war, oder zumindest an das, was er selbst über sie gelernt hatte. »Ich hätte nicht gedacht… ich wusste nicht, dass es in Ihrem Volk auch Priester gibt. Ich wusste nicht einmal, dass Sie eine Religion haben.«
    »›Was uns Rose heißt, wie es auch hieße, würde lieblich duften‹, wie einer eurer berühmten Schriftsteller einmal erklärt hat.« Mit seinem größtenteils starren, unbeweglichen Gesicht konnte der Thranx zwar nicht lächeln, dennoch hatte Pyreau den Eindruck, als sei der Außerirdische leicht belustigt. »Worte sind belanglos angesichts dessen, was sie bezeichnen.«
    »Glaubt ihr an Gott?«, fragte Pyreau, ohne nachzudenken.
    »Nicht in eurem Sinne, nein. Woran wir glauben, ist … Nun, das ist keine Frage, die sich leicht oder beiläufig beantworten lässt. Meinen Sie nicht?« Der herzförmige Kopf neigte sich zur Seite.
    »Manche meiner Vorgesetzten glauben, diese Frage sei leicht zu beantworten. Ich glaube das nicht. Ich wurde im Glauben erzogen, aber auch dazu, Fragen zu stellen.«
    »Ah, crri.’kk, diese ewigen Widersacher! Machen das Leben immer viel schwieriger und komplizierter, als es uns lieb ist. Aber uns hat keiner gefragt, stimmt’s? Ich heiße Shanvordesep.« Die sanfte Stimme des Außerirdischen klang plötzlich beunruhigt. »Werden Sie die Besinnung verlieren? Sie sehen nicht besonders gut aus.«
    »Bin nur … durstig. Ich heiße Cirey Pyreau«, murrte der Feldgeistliche, während er am Thranx vorbei durch den Gang sah und sich fragte, wann jemand ihn finden würde. Er hatte den Kontakt zum Restseiner Einheit völlig verloren.
    »Im Gegensatz zu elementaren Gottesbeweisen und Daseinsfragen lässt sich dieses Problem leicht lösen.« Mit einer Echthand griff er hinter sich in die Tasche, die er sich um den Thorax geschnallt hatte, nahm einen Zylinder aus einem glänzenden, gesponnenen Stoff heraus und streckte ihn Pyreau entgegen, der ihn unsicher beäugte. So eine gewundene Trinktülle hatte er noch nie gesehen.
    »Man benutzt sie so.« Der Thranx demonstrierte kurz, wie man aus dem Zylinder trank, ehe er ihn

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