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Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Titel: Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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auf Argus V neue Gemeinden aus dem Boden stampfen sollte.
    Als sie das Gewicht des Schockers in ihrer linken Tasche spürte, musste sie grinsen. Auf dem behaglichen, semitropischen New Riviera brauchte man solche gefährlichen Waffen nicht. Dort konnte man alle Lebewesen, die sich ungebeten näherten, für gewöhnlich mit einigen scharfen Worten entmutigen.
    Sie streifte ihren Rucksack ab, klappte zur Stabilisierung die Stativbeine aus und steckte ihren Bebauungssimulator in den dafür vorgesehenen Halter auf dem Rucksack. Als sie den Simulator aktivierte, generierte er ein Head-up-Display, mit dessen Hilfe sie Gebäude und Infrastruktur, ja, eine ganze virtuelle Gemeinde erschaffen konnte, an jedem beliebigen Ort, den sie mit ihrem Bildsucher erfasste. Lagerhäuser, Shuttlehäfen, Zufahrtsstraßen, Kommunikationsanlagen, Wasserversorgung und Kanalisation, Energieübertragungspylonen - alles konnte sie mit einem Tastendruck konstruieren, der Umgebung anpassen und nach Belieben platzieren, ohne auch nur einen einzigen Spatenstich machen zu müssen.
    Während sie Zufahrtsrouten anlegte, die von der wachsenden Stadt Rajput in die geplanten Vorstadtzonen führten, passte sie alles dem Terrain an, benutzte den Simulator, um Felsen und Erde, die an der falschen Stelle waren, an Stellen zu verlegen, wo sie gebraucht wurden. Sie verschonte so viele Bäume wie möglich, obwohl das eigentlich nicht vorrangig war: Zwischen den Tundrazonen hatte Treetrunk einen dicht bewachsenen, gesunden Waldgürtel, und man hatte bereits Vorkehrungen getroffen, um den Großteil dieses Gürtels durch Naturreservate zu schützen. Als erneuerbare Ressource (vorausgesetzt man achtete ordentlich darauf) würden die Wälder den Eebensunterhalt der Kolonisten sichern - ob als exotische Möbelstücke oder als beliebtes Touristenziel.
    Während Wixom die neue Vorstadt anlegte, speicherte sie im Simulator alle Vorschläge ab, die sie dem Planungsamt vorlegen würde. Auf diese Weise verschaffte sie sich Handlungsspielraum, wobei sie gelegentlich in persönlichen Fantasien schwelgte, die das Amt gewiss ablehnen würde. Es war ein Spiel: Sie plante so, wie es ihr in den Sinn kam, das Amt brachte Einwände vor, und dann fanden sie gemeinsam einen Kompromiss. Am Ende bekam Wixom, was sie wollte, während sie zugleich den Beamten des Planungsamts das Gefühl vermittelte, in jedem einzelnen Punkt die Oberhand behalten zu haben. Bei den immer wiederkehrenden Konfrontationen kümmerte sie sich nicht um ihr Ego: Es waren die Ergebnisse, die zählten. Ihre psychologischen Fertigkeiten hatten ebenso viel zu ihrem Erfolg auf New Riviera beigetragen wie ihr Organisations- und Planungstalent.
    Das Planungsamt will die Energieverteilungszentrale bestimmt dorthin bauen, dachte sie. Sie verlegte es sechs Blocks weiter nach Osten. Nach der üblichen Debatte mit den Beamten würde sie dem verlangten Standort zustimmen, was ihr im Gegenzug erlaubte, den Restaurantkomplex mit Aussichtsplattformen exakt an der Stelle zu errichten, die ihr vorschwebte. Das war wirklich wichtig. Wo die Energieverteilungszentrale stehen sollte, war ihr gleichgültig, sollten die Beamten vom Planungsamt ruhig ihr übliches Gnarter-Gejammer anstimmen! »Sie sind sehr gründlich.«
    Zwar fuhr Wixom nicht vor Schreck aus der Haut, als sie die Stimme hörte, doch pochte ihr Herz vorübergehend schneller. Sie fuhr herum, bereit, der Person, die sich an sie angeschlichen hatte, einige angemessene Kraftausdrücke an den Kopf zu werfen. Da sie geglaubt hatte, sie sei allein, hatte sie sich ganz auf die anstehende Arbeit konzentriert. Daher hatte sie nur mit halber Aufmerksamkeit auf ihre Umgebung geachtet. Die Stimme hatte sie völlig überrascht, und dafür würde nun jemand büßen.
    Als sie den Besucher erblickte, der sich so leise an sie angeschlichen hatte, blieb ihr der Schwall an Beleidigungen, der ihr bereits auf der Zunge lag, förmlich im Halse stecken. In der Vergangenheit hatte Wixom die leidige Erfahrung gemacht, dass ihre Kollegen aus Rajput einen Hang zu ausgefeilten Scherzen hatten; deshalb hatte sie nun auch damit gerechnet, einen oder mehrere besagter Kollegen vor sich zu sehen. Doch stattdessen erblickte sie einen Außerirdischen.
    Genauer gesagt: einen Pitar.
    Sie wäre weniger überrascht gewesen, einen angreifenden Hout auf sich zustürmen zu sehen.
    Interessiert starrte der Pitar auf sie herab, seine Miene ausdruckslos, sein Mund eine dünne, unergründliche Linie. Zwar verdeckte

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