Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2
Punkt so zögerlich sind.« Er ließ sich nicht von dem angenehm unbehaglichen Gefühl, das ihn durchwallte, ablenken. »Wenn wahre Freundschaft sich über Parsecs erstrecken soll…«
Sie berührte ihn erneut, und dieses Mal glitten ihre Finger über seine nackte Haut, vom Ellbogen bis zum Handgelenk. »Bitte, Minister Saluafata! Das ist so ein schöner Tag, und eine so gute Gelegenheit, um - wie heißt es doch gleich? - um sich eine Pause von der unbarmherzigen Pflicht zu gönnen. Verderben Sie mir das nicht, indem Sie mich oder meine Kollegen einer Antwort wegen bedrängen, die zu geben wir nicht befugt sind. Ich kann nur wiederholen, dass Ihr Volk ein wenig Geduld mit uns haben muss.« Wieder lächelte sie, und diesmal entschied der Minister, dass ihr Lächeln von Herzen kam. »Schließlich haben unsere Spezies sich erst vor recht kurzer Zeit kennen gelernt. Gönnen Sie uns unsere Privatsphäre!«
Er erwiderte ihr Lächeln. »Es steht mir nicht zu, Ihnen die Privatsphäre zu verwehren. Ich mache nur meine Arbeit, indem ich die Gesuche meiner Vorgesetzten überbringe. Ich persönlich schere mich nicht darum, ob Ihr Volk seine beiden Heimatwelten für immer vom Rest des Universums isoliert, solange Sie uns ab und zu einen Besuch abstatten und wir unsere freundschaftliche Beziehung aufrechterhalten.«
»Sie sind ein gütiger und verständnisvoller Repräsentant Ihres Volks, Minister Saluafata. Ich verstehe, warum Ihr Volk Ihnen ein solch bedeutendes Amt verliehen hat.«
»Mir ist aufgefallen, dass Ihr Volk sich anderen Spezies gegenüber gern förmlich gibt. «Er deutete freundlich auf den Sandstrand, das Meer, den tropischen Himmel. »Aber könnten Sie nicht hier und jetzt mit dieser Tradition brechen, nur für ein paar Stunden? Lange genug, um mich ›Api‹ zu nennen? Das würde mir gefallen.« Sein Lächeln wurde unwiderstehlich. »Betrachten Sie es als diplomatisches Zugeständnis, um die Beziehungen zu verbessern!«
»›Api‹.« Sie betrachtete ihn nachdenklich. »Ein kurzer Name für eine so große Person wie Sie.«
»Das ist ein typischer Name für den sehr kleinen Stamm, dem ich angehöre.«
»Sie allein sind schon ein eigener Stamm, Api.«
Zum ersten Mal erlebte er (oder vielleicht überhaupt jemand), dass ein Pitar einen Scherz machte. Das ermutigte ihn außerordendich.
»Ich habe nichts mit den intensiven biologischen Studien zu tun, die unsere Wissenschaftler über unsere beiden Spezies anstellen. Aber ich habe die verfügbaren Berichte gelesen - zumindest die populärwissenschaftlichen. Ich habe weder die Zeit noch die nötige Ausbildung, um mich in die wissenschaftliche Literatur zu vertiefen. Ich glaube, ein Punkt, der unseren Forschern Probleme bereitet hat, ist der Alterungsprozess. Den scheint Ihre Spezies weit besser in den Griff bekommen zu haben als unsere.«
Sie vollzog eine pitarische Geste des Verstehens. »Wir greifen nicht aktiv in den Alterungsprozess ein. So ist die Biologie nun einmal. Sie bevorzugt niemanden. Glauben Sie mir, der menschliche Körper ist dem unserem in manchen Eigenschaften bei weitem überlegen.«
»Es gibt Millionen von Menschen, die Ihnen widersprechen würden, nachdem sie Sie gesehen haben. Nehmen Sie sich selbst als Beispiel: Im Gegensatz zu den meisten Menschenfrauen, kann man Ihnen unmöglich ansehen, ob Sie schon Kinder geboren haben oder nicht.«
Unvermittelt bedachte sie ihn mit einem derart durchdringenden Blick, dass er erschrak. »Wieso fragen Sie mich das?«
Er beeilte sich, Wiedergutmachung zu leisten. »Aus keinem bestimmten Grund. Ich wollte nur Konversation betreiben« Sein Lächeln schien die Pitar zu beruhigen. »Ich wollte keines Ihrer sozialen Tabus ansprechen oder gar brechen. Vergessen Sie nicht, wir müssen noch immer vieles übereinander lernen!«
»Das stimmt. Bitte entschuldigen Sie! Ich hätte nicht so reagieren dürfen.«
Aber du hast so reagiert, dachte Saluafata, und er konnte nicht umhin, sich nach dem Grund dafür zu fragen. Behutsam tastete er sich weiter vor. »Wenn ich also kein Thema anspreche, dass für Sie tabu ist, dürfte ich Sie dann fragen, ob Sie Kinder haben?«
»Nein, ich habe noch keinen Nachwuchs geboren.« Bei diesen Worten lächelte sie, doch dem scharfsichtigen Saluafata entging nicht, dass ihr bei dem Thema unbehaglich zumute war.
Er wollte weiter in sie dringen, als sie sich plötzlich zu ihm umdrehte und ihm erneut die Hand auf den Arm legte. Dieses Mal jedoch zog sie sie nicht wieder
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