Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2
sie Unatha nannten, nach dem Großen Wesen, das ihrem Glauben zufolge den Ersten ihrer Art erschaffen hatte. Da ihnen die Mittel für lange Forschungsreisen fehlten, entfernten sie sich nie weit von ihrer Heimat und entsandten immer nur wenige Schiffe gleichzeitig, um die Beziehungen zu den weit aktiveren Spezies im gleichen Teil des Spiralarms aufrecht zu erhalten. Die Menschheit hatte fast alle Informationen über die UnopPatha von den Thranx bekommen, die seit über hundert Jahren mit der kleinen Spezies in Kontakt standen.
Die UnopPatha waren weder kühn noch bedrohlich und empfanden selbst die Pflege von förmlichen Beziehungen zu anderen Intelligenzen als Belastung ihrer begrenzten Ressourcen. Zwar war ihre Heimatwelt leicht zu erobern für expansionistische Völker wie die AAnn, doch war diese Welt aufgrund ihrer unzureichenden Vorzüge nicht einmal die Mühe wert, die man hätte in ihre Übernahme stecken müssen. Die eigene Wertlosigkeit sicherte den UnopPatha ihre fortwährende Unabhängigkeit.
Gelegentlich schickten sie eines ihrer wenigen plusraumtauglichen Schiffe auf die Reise. Nicht, damit es nach Ressourcen suchte, die die UnopPatha ohnehin nicht abbauen konnten, oder nach Welten, die zu besiedeln sie außerstande waren, sondern weil die gleiche Neugier sie antrieb wie jedes andere zivilisierte Volk auch (obwohl ihre Neugier eher von Zaghaftigkeit geprägt war). Treetrunk interessierte sie nicht sonderlich, aber nicht etwa wegen der Tragödie, die sich in der Menschenkolonie ereignet hatte, sondern weil der Planet gerade noch innerhalb der Reichweite ihres besten Schiffes lag. Sie hatten natürlich von der Katastrophe gehört. Davon wusste jede Intelligenz in diesem Teil des Spiralarms, die über die nötige Technik für Plusraumreisen und Minusraumkommunikation verfügte.
Die beiden Kriegsschiffe von der Erde, die im Orbit um Argus V lagen, bemerkten das Schiff der UnopPatha augenblicklich, und sogleich setzte sich eines von ihnen mit ihm in Verbindung. Es dauerte einige Momente, bis die Analysten an Bord des Kreuzers Shakasich davon überzeugt hatten, um wen es sich bei den Besuchern handelte. Sie waren bereit, sich nicht von ihrem ersten Eindruck leiten zu lassen, nahmen jedoch das äußere Erscheinungsbild des zerbeulten, anscheinend harmlosen und viel kleineren Schiffs nicht gleich für bare Münze. Alles undjeder in der Nähe von Treetrunk musste gründlich überprüft werden.
Nachdem eine Schiff-Schiff-Verbindung hergestellt und die Identität der UnopPatha bestätigt war, erlaubte man den Besuchern, ihre Forschungen fortzusetzen. Zwar durfte niemand mehr nach Belieben auf Treetrunk landen, doch war es auch nicht verboten - vorausgesetzt, jedes Landungsteam erhielt von den befehlshabenden Offizieren an Bord der Shaka die Genehmigung dazu.
Die UnopPatha akzeptierten diese Restriktion unterwürfig, denn weder wollten sie das weit kampfstärkere Menschenschiff herausfordern, noch neigten sie von Natur aus zu Gewaltakten. Ihr eigenes Schiff war praktisch unbewaffnet; seine Crew verließ sich weniger auf Verteidigungssysteme als vielmehr auf ihre offensichtliche Hilflosigkeit. Nichtsdestoweniger überwachten die Menschen die UnopPatha genau, mit empfindlichen Instrumenten an Bord beider Kriegsschiffe. Obwohl seit der Zerstörung der Kolonie schon fast ein Jahr verstrichen war, hatte niemand vergessen, dass die unbekannten Schlächter der Bevölkerung ihre Gräueltat unter perfekter Ausnutzung des Überraschungsmoments begangen hatten. Gewiss sahen die UnopPatha und ihr erbärmliches Schiff harmlos aus, dennoch würde man sie genau beobachten und regelmäßig abtasten, bis sie das System verließen oder wieder in den Plusraum transitierten.
Die UnopPatha ließen die Gelegenheit ungenutzt, auf Treetrunk zu landen. Dazu standen ihnen nicht die nötigen Mittel zur Verfügung. Ihr einziger Shuttle war nur für wenige Landungen ausgelegt, deshalb wollten sie ihn nicht durch die Landung auf einer Welt verschleißen, deren Schrecken ohnehin allgemein bekannt waren. Stattdessen gaben sie sich damit zufrieden, in eine möglichst niedrige Umlaufbahn zu gehen und ihre Beobachtungen vom All aus zu machen, auch wenn sie das Klima des Planeten angenehm gefunden hätten und die Gravitation hier sogar ein wenig niedriger war als auf ihrer Heimatwelt.
Nach einer Woche waren ihre bescheidenen wissenschaftlichen Bedürfnisse befriedigt. Sie teilten dem für derlei Angelegenheiten zuständigen Offizier an Bord
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