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Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Titel: Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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war alles andere als leicht, die Zahlen zu vergessen - und die Bilder, die man automatisch damit assoziierte. Sechs … -hundert … -tausend. Eine unvorstellbare Zahl, eine irreal anmutende Chronik der Vernichtung.
    Die Identität eines jeden der zweiundzwanzigtausend Vermissten gingen aus den Meldelisten der Kolonie hervor. Für die Vermissten würde es kein Begräbnis geben, und ihre Gedenksteine würden keine Namen tragen. Lee hatte 3-D-Aufzeichnungen gesehen, Dokumente des Lebens, die den Angriff in Schulgebäuden und Wohnungen überstanden hatten. Er sah die Gesichter der Ausgelöschten vor sich: unschuldige Gesichter mit großen Augen, deren Besitzer nicht ahnten, welches Schicksal sie bald ereilen würde. Die Last der Toten war erdrückend.
    Mit einem Mal wollte er fort. Er hatte genug. Sollte doch jemand anders den Helden spielen. Er überließ die Ehre, das große Rätsel zu knacken, gern jemandem, der scharfsinnigerwar als er. Er richtete sich auf und sah den geschäftigen, methodischen Thranx ohne Neid an.
    »Das war’s. Ich habe meinen Teil der Arbeit hier geleistet.
    Ich werde um meine Verlegung zurück nach Hause bitten. Ich halte das hier nicht mehr aus.« Er fixierte seinen Blick auf den Außerirdischen, um nicht die Verwüstung ringsum sehen zu müssen… und um die hilflosen, entsetzten Gesichter der Sterbenden und deren Schreie besser verdrängen zu können.
    Reldmuurtinjak schaute von seiner Arbeit auf, drehte den herzförmigen Kopf dem größeren Mann zu. Im gedämpften Licht, das durch das Loch in der Decke in die Mulde fiel, schimmerte sein Ektoskelett blaugrün. »Macht Ihnen die Psyche allmählich zu schaffen?«
    »Etwas in der Art, ja.« Lee ließ den Blick durch den Raum schweifen, um sich zu vergewissern, ob einer seiner Kollegen zu ihm herüber schaute, und senkte die Stimme. »Ich hoffe, dass einer aus Ihrer Spezies die Antwort findet. Ich hoffe, es wird ein Thranx sein.«
    Reldmuurtinjak vollführte eine Geste der Neugier, obwohl er vermutete, dass der Mensch die thranxische Körpersprache nicht gut genug verstand, um die emotionale Nuance hinter der Geste zu begreifen. »Wieso? Welchen Unterschied macht es für das Ergebnis?«
    »Weil ich einfach nicht glauben will, dass Ihr Volk dafür verantwortlich ist. Nicht einmal eine fanatische Gruppe. Weil ich es genieße, mit Ihnen und anderen Thranx zu sprechen. Weil ich, im Gegensatz zu einigen meiner unsicheren, misstrauischen Kollegen, Freunden und Verwandten sehen will, dass sich die Beziehung zwischen unseren Spezies vertieft.« Er streckte eine Hand aus, den Handteller nach unten gedreht und die leicht abgespreizten Finger auf den glatten, glänzenden Schädel des Thranx gerichtet. »Weil ich Sie mag.«
    Reldmuurtinjak drehte den starren Oberkörper so weit herum, wie er konnte, und neigte den Kopf, bis er mit beiden Antennen die Hand des Menschen berührte. Diese Begrüßungs- und Verabschiedungsgeste setzte sich zwischen befreundeten Menschen und Thranx immer mehr durch: eine Geste, die berücksichtigte, dass die Menschen bedauerlicherweise keine beweglichen Fühler hatten. Lächelnd wandte Lee sich um und gesellte sich wieder zu seinen menschlichen Freunden.
    Reldmuurtinjak sah ihm noch einen Moment lang nach, dann begab er sich wieder an die Arbeit. Sie war so monoton, langweilig und unbefriedigend wie immer, doch, ohne innezuhalten und sich nach dem Grund dafür zu fragen, fand er sie ein wenig erträglicher als bisher.

10
    Im Vergleich zu anderen Sternenschiffen war das zerbeulte, kleine Schiff, dass in der Nähe von Argus VII unelegant aus dem Plusraum torkelte, wenig imposant. Der Parabolfächer, der das Posigrav-Antriebsfeld erzeugte, war ineffizient ausgerichtet und zeugte von minderer Qualität. Das Design des Hauptrumpfes lieferte einen weiteren Hinweis darauf, dass das Schiffeher das Produkt einer rückständigen denn einer fortschrittlichen Technologie war. Jedes von Menschen, Thranx oder AAnn gefertigte Schjff war ihm überlegen.
    Dennoch war es kein Wrack. Das Schiff flog durchs All, gesteuert von seinen Erbauern, die mächtig stolz auf ihr Gefährt waren, repräsentierte es doch die Krone ihrer dürftig entwickelten Wissenschaft. Nicht alle Schiffe mochten gleich sein, und auch nicht ihre Technik, aber die Besatzung des kleinen Schiffs war stolz auf ihre Spezies und ihre zwar begrenzten, aber sehr realen Errungenschaften.
    Die UnopPatha waren nicht sonderlich bekannt. Sie lebten in einem einzigen System, dessen Sonne

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