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Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Titel: Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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war fasziniert. »In meiner Spezies besitzt keine Einzelperson einen eigenen Shuttle. Es gibt private Suborbitaljets, aber nichts, was für Weltraumflüge geeignet wäre. Einzelpersonen fliegen bei uns nicht ins All. Nur ganze Stöcke planen solche Flüge.«
    »In diesem Punkt unterscheiden wir uns von euch«, erklärte Lee. »In meiner Spezies unterhalten private Wirtschafts- und Handelsorganisationen oft eigene Schiffe, die natürlich auch mit Shuttles ausgestattet sind. Es gibt bei uns auch einige sehr wohlhabende Individuen, die sich Privatschiffe leisten können, sogar Sternenschiffe mitsamt der dazu gehörenden Shuttles. Das ist zwar nicht die Norm, aber auch alles andere als ungewöhnlich. Sehr wahrscheinlich handelt es sich bei dem Schiff, das die Quillp gefunden haben, um solch ein Privatschiff. Vergessen Sie nicht die Möglichkeit, die ich Ihnen eben aufgezeigt habe: dass xenophobe Fanatiker aus meiner Spezies theoretisch Angriffe auf Siedlungen durchführen könnten! Der erste Schritt, um etwas Derartiges zu planen, bestünde darin, sich ein nicht registriertes interstellares Transportmittel zu beschaffen. Das würde bedeuten, sie brauchten nicht nur unregistrierte Sternenschiffe, sondern auch unregistrierte Shuttles.«
    Reldmuurtinjak gestikulierte Verständnis. »Gibt es sonst keine Neuigkeiten?«
    Lee schüttelte bedauernd den Kopf. »Nur Gerüchte, dass die Regierung die Aufklärung mit immer weniger Entschlossenheit verfolgt … und dass allmählich das Geld knapp wird, mit dem unsere Arbeit hier finanziert wird. Auf der Erde und den Kolonien gibt es Leute, denen es lieber wäre, die Untersuchung samt der dafür nötigen Mittel in eine andere Richtung zu lenken.«
    »Zum Beispiel in die Suche nach einer Spezies, der man die Schuld für den Vorfall geben kann.«
    Lee widersprach dem Thranx nicht. Wie konnte er auch, wo er doch selbst darauf angespielt hatte? »Ich fürchte ja.«
    »Würde das den abtrünnigen Menschen nicht in die Hände spielen, falls sie tatsächlich die Schuldigen wären?« Mit Echt- und Fußhänden durchsuchte er den Schutt, so gewandt, dass seine Finger den Eindruck erweckten, als tanzten sie ein Ballet.
    »Möglicherweise spielen sie ihnen tatsächlich damit in die Hände. Hoffentlich berücksichtigt meine Regierung das, wenn sie ihre endgültige Entscheidung fällt.« Er erhob sich und sah sich in dem verwüsteten Gebäude um. »Ich selbst würde es gar nicht gern sehen, wenn die letzten Menschen diese wunderschöne Welt verlassen, ohne einige Antworten mitzunehmen.«
    »Sie sagten ›verlassen‹. Wenn ich die Bedeutung des Wortes richtig verstehe, plant Ihre Obrigkeit nicht, die Kolonie wieder aufzubauen?«
    Lee sah das insektengleiche Wesen ungläubig an, begriff jedoch schließlich, dass die Thranx zweifellos anders über derartige Dinge dachten - wie so oft. »Es würde keine Rolle spielen, ob unsere Regierung es plant oder nicht. Kein Mensch würde sich jetzt mehr hier niederlassen, ganz gleich, wie profitabel es für ihn wäre oder wie gut es sich hier leben ließe. Und wenn es hier noch so schön ist, wir Menschen betrachten Treetrunk als Welt des Todes. Wir reagieren … nicht immer mit wissenschaftlicher Nüchternheit auf solche Vorfälle. Bis auch nur ein Mensch überhaupt wieder daran denken würde, das Argus-System neu zu besiedeln, müssten wir zuerst eine eindeutige Erklärung für die Katastrophe finden. Und selbst dann glaube ich nicht, dass viele Leute hier würden leben wollen, mit sechshunderttausend Toten auf der Psyche.«
    »Auf der Psyche? Wo ist das? Ist das irgendwo in der Nähe von Weald?«
    Trotz der ernsten Wendung, die ihr Gespräch genommen 172 hatte, musste Lee lächeln. »Das ist eine Art von Geisteszustand, kein Ort. Glauben Sie mir einfach! Niemand wird hierher ziehen, bis zweifelsfrei feststeht, was die Kolonie vernichtet hat - und vielleicht nicht einmal dann.«
    »Sechshunderttausend Tote.« Reldmuurtinjak wiederholte die Zahl auf Nieder-Thranx. In Lees Ohren klang das schwermütige Mantra wie eine Aneinanderreihung kurzer Hauchlaute, umrahmt von einer Vielzahl melodiöser Pfeif- und Klicklauten. Auf Nieder-Thranx hörte sich die Zahl sogar noch unheilvoller an als auf Terranglo. »Dann hat man alle Toten identifizieren können?«
    »Bis auf knapp zweiundzwanzigtausend, die vermutlich verbrannt oder auf andere Weise ausgelöscht wurden.« Lee und seine Kollegen hatten sich täglich mit derartig zermürbenden Statistiken befassen müssen. Es

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