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Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Titel: Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Sternenschiff, das Treetrunk entdeckt und die erste Erkundung durchgeführt hat. Die Leute, die mich hergebracht haben, sind offenbar nicht auf den Gedanken gekommen, mich mit der Chagos in Verbindung zu bringen, und hier in der Klinik wohl auch keiner. Also, ich bin damals unter dem Namen Alwyn Lleywynth durchs All gereist.« Er grinste. »Irgendwann hatte ich es satt, dass keiner den Namen richtig buchstabieren oder aussprechen konnte, daher habe ich ihn offiziell geändert, als ich mich auf Treetrunk niedergelassen habe.«
    »Das ist interessant«, erwiderte sie und nickte. »Ich glaube, Sie haben Recht: Dass Sie auf der Chagos waren, hat tatsächlich keiner vermutet.« Inzwischen haben Sie’s ganz sicher begriffen, dachte sie, ohne eigens in eine der versteckten Kameras zu blicken. Sie haben ‘s begriffen und versuchen, Schlüsse zu ziehen.
    »Ich war gut in meinem Job. Außerdem bin ich ein perfekter Miesepeter, weshalb ich bei meinen Kollegen wohl nicht allzu beliebt war, fürchte ich. Aber trotz meines ständigen Genörgeis hab ich Treetrunk gemocht. Sehr sogar. Ich hab meine Entlassung beantragt und bin auf Treetrunk geblieben, als die Chagos schließlich abgeflogen ist. Ich hab beim Aufbau geholfen, bei der grundlegenden Entwicklung der Infrastruktur in Weald und einigen viel kleineren Städten. Aber ich habe mich immer von den anderen abgesondert. Ich hab mir einfach nichts aus der Gesellschaft anderer gemacht. Deshalb bin ich überhaupt erst in den Weltraum geflogen und hab mich auf einer neuen Welt niedergelassen, um dort meinen Lebensabend zu verbringen.« Er senkte die Stimme ein wenig. »Das hat sich allerdings jetzt geändert. Wenn ich hier rauskomme, möchte ich mich wohl lieber in New York oder Lala oderjoburg niederlassen. Ich willjetzt Menschen um mich herum haben. Viele Menschen. Ganze Schwärme von ihnen.«
    Ohne Vorwarnung begann er zu zittern, und seine Bettdecke bewegte sich mit, bleicher, sich schnell nähernder Nebel. Der Gegensatz zwischen seiner mit jedem Tag kräftiger werdenden Stimme und dem zerbrechlichen Körper hätte nicht dramatischer sein können. Mallory setzte sich auf und hob beschwichtigend den Arm. »Mir geht’s gut«, wisperte er zittrig. »Mir geht’s gut.« Sein Gesichtsausdruck wirkte flehend. »Würden Sie - ich schwöre, ich hab keinerlei Hintergedanken dabei - würden Sie mich einfach nur festhalten? Für einen Moment. Einfach nur … festhalten?«
    Tse erhob sich von ihrem Stuhl und setzte sich neben ihn auf das Bett. Dann beugte sie sich tief vor und legte ihm die Arme um die Schultern. Sogleich drückte er den Kopf in ihre Armbeuge wie ein Vogel, der sein Nest findet. Zögerlich schwang Tse die Beine aufs Bett und streckte sich vorsichtig neben ihm aus.
    Mehr als eine Stunde war vergangen, als Tse aufwachte und überrascht feststellte, dass sie neben ihm eingeschlafen war. Rings um sie herum tickten und wisperten die medizinischen Geräte. Der Raum war unverändert. Niemand hatte sie gestört.
    Sie drehte den Kopf und sah, dass Mallory wach war und sie anstarrte; seine Augen sogen jeden Zoll von ihr auf, als sei sie ein kühler, belebender Trank, eine stumme Labsal für die Seele. Unsicher und ein wenig verwirrt über ihre Gefühle, setzte sie sich rasch auf.
    »Entspannen Sie sich! Bloß keine Aufregung«, beruhigte er sie. Dann lächelte er wieder. »He, haben Sie gehört, was ich gerade gesagt hab? Dass Sie sich entspannen und nicht aufregen sollen. Soll ich mal Ihre Vitalfunktionen überprüfen?«
    Sie konnte nicht anders, als sein Lächeln zu erwidern. Dieser Mann, der offensichtlich etwas derart Schreckliches miterlebt hatte, dass es jede Vorstellungskraft überstieg, war nicht unterzukriegen. Erstaunt stellte Tse fest, dass sie ihn nicht bloß bemitleidete, sondern mochte. Mallory spürte, dass sich ihre Haltung ihm gegenüber geändert hatte, und freute sich darüber.
    »Sie sind also ein Bürger von Treetrunk geworden.« Sie legte ihm die Hand auf den Oberarm - dieses Mal nicht nur zu therapeutischen Zwecken.
    »Ja«, antwortete er. Sein Lächeln verblasste, und er begann wieder zu zittern. Als er ihren besorgten Blick sah, befahl er seinem Körper, sich zu entspannen. »Ist schon in Ordnung. Ich werde nicht wieder schreien.«
    Sie blinzelte. »Sie erinnern sich daran, dass Sie geschrien haben?«
    »Klar.« Er nickte. »Ich konnte einfach nicht anders. Ich wollte auch nicht anders. Es war so leicht zu schreien. Es hat alles ausgelöscht. Ein wenig.«

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