Klappohrkatze auf Reisen
gibt eine berühmte Geschichte über einen bekannten TV -Produzenten, der in einer Saison gerade einen der größten Flops produziert hatte. Die Sendung wurde nicht nur wegen ihrer schockierend schlechten Qualität verspottet, sondern auch noch nach der ersten Folge abgesetzt (und das ist das Einzige, weswegen TV -Leute sich wirklich nicht verspotten lassen möchten). Als die Nachricht von der Absetzung kam, begann der Produzent vor seinem Partner zu schimpfen und zu toben.
»Das Problem war, wir waren unserer Zeit voraus«, insistierte er. »Die Sendung war zu gut! Das amerikanische Publikum war dafür noch nicht bereit!«
Sein Partner ließ ihn weiterreden, so lange er es ertragen konnte, dann unterbrach er ihn schließlich mit jenen unsterblichen Worten eines echten TV -Realisten:
»Weißt du was, du hast recht«, sagte er. »Wir waren unserer Zeit voraus. Das amerikanische Publikum war einfach noch nicht bereit für totalen Scheiß.«
Überflüssig zu sagen, dass dies das Ende der Partnerschaft war.
Zu unserem Unglück jedoch stand die Sendung, für die David und ich engagiert waren, unter der Leitung eines jener Möchtegern-Genies. Er eröffnete eine unserer ersten Story-Konferenzen, indem er uns erzählte, ein gutes Sitcom-Skript sei so gut wie die beste Poesie. Toll. Er hielt sich nicht einfach nur für Neil Simon oder Arthur Miller. Wir hatten einen Produzenten und Regisseur, der sich für W. B. Yeats hielt. Vielleicht könnten wir eine Sendung machen mit dem Titel I Love Leda and the Swan oder eine Sondersendung zum Thema Gilligan’s Island Sails to Byzantium .
Wir wussten, dass es Ärger gibt, als rund um uns herum Leute gefeuert wurden und das im Anfangsstadium, in dem die ersten dreizehn Folgen geschrieben wurden und die Serie Gestalt annahm. Den ausführenden Koproduzenten traf es als Ersten. Dann flogen zwei Autoren aus dem Rennen (darunter einer, der nach einer Diskussion über eine skurrile Folge rund um eine missglückte Überraschungsparty gesagt hatte:
»Diese Show hat so viel Potenzial, sie könnte von Tschechow sein.«).
Neue Autoren wurden angeheuert und auch wieder gefeuert. Einer wurde als Berater eingestellt, kam zu einer einzigen Konferenz, stritt sich mit dem Boss und wurde prompt gefeuert. Aber nicht so prompt, dass er nicht noch einen dicken Scheck mitnahm, der ihn glücklich machte. Das versetzte die anderen Autoren, die schwer arbeiteten, aber keine dicken Schecks bekamen, in ziemlich üble Laune. Dann, als ob das alles nicht schon schlimm genug wäre, konnten wir uns den weiblichen Star aus der Nähe ansehen. Sie sollte, laut Konzept der Show, hinreißend, sexy und unwiderstehlich sein. Unglücklicherweise war die einzige Person, für die sie möglicherweise unwiderstehlich gewesen wäre, Dumbo, der fliegende Elefant , denn unser Star hatte seit ihren besten Tag gute dreizehn Kilo zugenommen.
Von da an ging es bergab. Aber dass wir wirklich Probleme hatten, merkten wir erst, als wir sahen, was mit unserem ersten Skript passiert war. David und ich tendieren eher zu einer realistischen Einstellung. Uns war klar, dass unsere Beiträge zur Sendung sich nicht gerade auf dem Niveau von Preston Sturges, dem Regisseur und Drehbuchautor eleganter Hollywood-Komödien aus den Dreißigerjahren, bewegten. Wir vertrauten aber darauf, dass unser Vierzig-Seiten-Werk ausgesprochen witzig war. Und auch wenn es vielleicht nicht Yeats war, wussten wir doch, dass es zumindest kohärent war. Als man uns aber eine fertig verfilmte und geschnittene Kassette zur Ansicht gab, wunderten wir uns doch ein wenig, dass man nicht nur unsere sämtlichen Pointen herausgeschnitten hatte, sondern die Sache überhaupt keinen Sinn mehr ergab. Gar keinen! Ich rede von absolutem Quatsch! Unsere Nemesis hatte es geschafft, alles umzuschreiben und dann so zu schneiden, dass ein Fremder, der es sich ansah, nicht einmal ahnen konnte, worum es überhaupt ging. Schlimmer noch, was eigentlich eine leichtfüßige zeitgenössische Comedy sein sollte, hatte jetzt exakt so viel Witz und Stil wie Eva Brauns Amateurfilme. Zu allem Überfluss standen unsere Namen dick und fett über dem Abspann.
So schlimm war das alles: Norton, der gerne am Set herumhing, hatte sich mitten in der Vorführung des ersten Akts der Sendung verdrückt und sich im Büro im Heizungsrohr versteckt. Er hatte beschlossen, dass es wesentlich mehr Spaß machte, in alten, rostigen Rohren herumzukriechen, als zuzusehen, wie die Karriere seines Papas langsam
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