Klappohrkatze auf Reisen
Stadt. Als ich mir den kleinen Norton da draußen in alledem vorstellte, verlor ich jede innere Stärke, die ich jemals zu besitzen geglaubt hatte, und begann einfach jämmerlich zu heulen.
Meine erste Reaktion war, meine Freunde Kathleen und Dominick anzurufen. Kathleen ist eine meiner engsten Freundinnen und würde alles für mich tun. Dominick spricht mit britischem Akzent, also wusste ich, dass er mir nicht emotional werden und einen kühlen Kopf bewahren würde. Unter jämmerlichem Japsen und ersticktem Schluchzen gelang es mir, das Problem zu schildern. Eine halbe Stunde später waren sie in Janis’ Wohnung und halfen mir, die Bude auseinanderzunehmen.
»Norton ist definitiv hier«, sagte Dominick. »Das ist gar keine Frage.«
Seine Zuversicht hob meine Stimmung ein bisschen, aber sie sank sehr schnell wieder auf den Nullpunkt, als wir die Wohnung vergeblich durchsuchten.
Wir verrückten Sofas und nahmen jedes einzelne Stück aus Janis’ Schränken. Wir hoben Heizungsverkleidungen und Dielenbretter ab, verschoben große, unglaublich schwere Küchenmöbel und riefen, so ruhig wir nur irgendwie konnten, Nortons Namen – aber nirgendwo war auch nur eine Spur von ihm zu finden. Und dann sah ich das offene Fenster.
Eines müssen Sie wissen: Wir ließen die Fenster immer bis auf einen kleinen Spalt zu, wenn Norton sich in dieser Wohnung aufhielt. Aber als meine Augen jeden Zentimeter Wohnung absuchten und verzweifelt nach irgendeinem Zeichen kätzischen Lebens Ausschau hielten, entdeckte ich ein Wohnzimmerfenster, das höchstens acht Zentimeter offen stand – und zwar oben, vielleicht vier Meter über dem Boden. Es wäre eine Herkulesarbeit gewesen, ein Sprung auf einen Stuhl, gefolgt von einem weiteren hoch auf ein Bücherregal, dann ein unglaublich schwieriger Satz nach oben und durch einen acht Zentimeter breiten Spalt – aber ich war überzeugt, dass Norton durch genau diesen Spalt entschwunden war. Und der Weg nach unten wäre sogar noch schwieriger gewesen – entweder mit einem gewaltigen Satz hoch aufs Dach und dann weiter Gott weiß wohin oder ein sehr schwieriger Abstieg über die Vorderfront des Gebäudes hinunter auf die Straße. Ich war mir ganz sicher, den Fluchtweg entdeckt zu haben. Also machten wir uns auf die Suche nach dem Flüchtling.
Wir begaben uns sofort auf eine Tour durch das Soho-Viertel, bei einem Wetter, das uns jetzt wie ein ausgewachsener Tornado schien.
Wir drei gingen in jeden Laden, der im Umkreis von zwei Blocks um die Wohnung lag und fragten, ob man eine kleine, graue, nasse Katze mit Klappohren gesehen hätte. Niemand hatte irgendetwas gesehen, außer drei durchnässten, irre aussehenden Leuten auf der Suche nach einer verirrten Katze.
Anschließend durchkämmten wir alle Ecken, Winkel und Gassen im selben Umkreis und schrien Nortons Namen, sobald wir ein potenzielles Versteck für eine abtrünnige Katze erspähten. Aber es tauchte keine abtrünnige Katze auf (und das einzig Positive, was sich aus dieser Übung ergab, war, dass ich Linda Winers Drittes Katzengesetz verinnerlichte. Linda Winer ist Kolumnistin bei Newsday und eine Freundin von mir, die im Laufe ihres Lebens mehrere Dutzend Katzen besaß, darunter eine namens Ishkabibble. Lindas Drittes Katzengesetz ist ganz simpel und in Stein gemeißelt, nachdem Ishkabibble eines Tages verschwunden war und Linda ihn in allen Ecken und Winkeln ihres Viertels suchen musste: Gib deiner Katze niemals einen Namen, bei dem es dir peinlich ist, ihn aus voller Kehle zu schreien.)
An diesem Punkt teilten wir uns auf, nachdem wir Norton in der Nähe der Wohnung nicht gefunden hatten. Dominick und Kathleen erweiterten unseren Radius, zogen etliche Blocks weiter und suchten dort alle Gebäude und Gassen ab, die auf eine verschreckte Katze einladend, warm und trocken wirkten. Meine Aufgabe bestand darin, Janis’ Vermieterin zu bitten, mich in den Hinterhof zu lassen. Sie hatten einen ansehnlichen Garten mit Patio sowie Garage und Werkstatt. Das war, wie ich sah, ein einigermaßen vertrautes Terrain. Norton hätte sich dorthin flüchten und darauf vertrauen können, dass ich ihn schließlich finden würde. Ich hoffte nur verzweifelt, dass ich sein Vertrauen nicht enttäuschen würde.
Janis’ Vermieterin war noch nicht zu Hause, dafür aber deren Mutter, die auch im Haus lebt. Sie war so nett, mich mit ihrem Schlüssel in den Hof zu lassen. Leider beschloss sie auch, mich zu begleiten.
Sie ist eine tolle Frau, diese Mrs. Flaymen,
Weitere Kostenlose Bücher