Klappohrkatze auf Reisen
ablehnte, war mir, als fiele mir eine zentnerschwere Last von den Schultern. Das ist ein Fall, in dem sich vielleicht etwas zum Guten verändert hat.
Janis und ich haben uns nicht sehr verändert. Wir haben immer noch getrennte Wohnungen und unser getrenntes Leben, aber wir haben auch noch ein gemeinsames Leben. Es scheint uns beiden so zu gefallen. Ist es von Dauer? Ist es unveränderlich? Ich habe keinen Schimmer. Aber wir haben so viel zusammen durchgemacht und haben einander viel zu gern, um uns etwas anderes auch nur vorzustellen. Unsere Chancen stehen gut.
Aber wie das Leben uns immer wieder zeigt, verändern sich die Dinge.
Außer einem.
Ich habe viel darüber nachgedacht, was Katzen und unsere Beziehung zu Katzen so besonders macht. Ja, sie sind außergewöhnlich in ihrer Weisheit und ihrer Unabhängigkeit und ihrer Schönheit. Ja, sie bieten uns Trost und Gesellschaft und, natürlich, Freude. Aber es ist mehr als das. Ich glaube, Katzen bieten Beständigkeit.
Katzen verändern sich nicht.
Natürlich werden sie älter, und natürlich sterben sie, aber solange sie da sind, sind sie, was sie sind, und das ist alles , was sie sind.
Ja, Norton hat jetzt einen winzigen Hauch von Arthritis und kann nicht mehr so gelenkig auf den Küchenschrank springen wie früher. Und, ja, manchmal wagt er den Sprung gar nicht mehr, weil er es sich nicht zutraut – und es bricht mir fast das Herz. Und ich glaube, er schläft ein bisschen mehr als sonst und ist nicht mehr so scharf darauf, mit mir spazieren zu gehen – er bleibt lieber zu Hause und spart sich seine Energie auf.
Aber er liegt jeden Morgen unter meiner Wange, wenn ich aufwache.
Er miaut jeden Tag nach seinem Frühstück, sobald ich die Beine aus dem Bett schwinge und meine Füße auf den Boden setze.
Wenn ich abends nach Hause komme, wartet er an der Wohnungstür, sobald ich den Schlüssel ins Schloss stecke.
Wenn ich zu Hause arbeite, weiß ich, dass ich mich nur ein bisschen nach links wenden muss, und er liegt ausgestreckt auf der Rückenlehne des Sofas und rekelt sich in jedem Sonnenstrahl, der durchs Wohnzimmerfenster fällt.
Es gibt absolut nichts, das ich tun könnte – oder jemals tun wollte –, damit er aufhört, mich zu lieben. Und umgekehrt. Es gibt nicht sehr vieles im Leben, wovon man das sagen könnte.
Ich bin nicht alt und er auch nicht, aber wir werden älter.
Damals, um meinen vierzigsten und Nortons zehnten Geburtstag zu feiern, flogen Janis und ich mit einigen unserer engsten und liebsten Freunde nach New Orleans. Wir aßen beignets und oyster po’ boys und unanständige Mengen Flusskrebse und tranken Unmengen würzigen Cajun-Martinis und feierten ein doch verdammt gutes Leben, das, so hoffe ich, sogar noch besser wird. Wir wohnten in einem schönen kleinen Hotel, The Lamothe House, im French Quarter. Als ich anrief, um die Zimmer zu reservieren, fragte ich den Hotelmanager, einen gewissen Brant, ob ich meine Katze mitbringen könne.
»Es tut mir furchtbar leid«, sagte er, »aber bei uns sind Tiere nicht erlaubt.«
»Sehen Sie, ich habe Geburtstag«, fing ich an zu erklären. »Und Norton, mein Kater, geht sozusagen überall mit mir hin und es wird eine große Feier und –«
»Ihre Katze ist Norton ?«, fragte Brant.
»Ja«, sagte ich leicht verblüfft.
»Oh, Norton kann kommen«, sagte er schlicht. »Norton ist etwas anderes.«
Also kam Norton. Er aalte sich in der Sonne im Innenhof des Hotels, bestäubte sich total mit Puderzucker, als er im Café du Monde beignets aß, bezirzte das Zimmermädchen und amüsierte sich ganz allgemein prächtig, als wir in unsere nächste Lebensphase eintraten.
Und auch wenn es scheint, dass ich, mit steigendem Alter, weniger weiß, weiß ich doch eines:
Beim nächsten wichtigen Tag in meinem Leben, was auch immer und wo auch immer das sein wird, wird auch Norton dabei sein – um zu feiern, um mitzumachen, um zu tun, wonach immer ihm der Sinn steht. Aber er wird dabei sein.
Das wird sich nie ändern.
Nachwort
J anis und ich lernten alle möglichen Sachen aus unserem Leben in Frankreich.
Wir lernten alles über Wein, lernten kochen und eine fremde Sprache sprechen. Wir lernten, Arbeit und Leben in Einklang zu bringen und bei den verschiedensten Dingen Prioritäten zu setzen.
Norton hat auch etwas gelernt, wie wir gerade entdeckt haben.
In unserem Haus in Sag Harbor ist die Schlafzimmertür doppelt zu schließen. Es ist eigentlich eine Doppeltür, deren Hälften sich in der Mitte
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