Klappohrkatze auf Reisen
bekamen Briefe von Neunzigjährigen, die mir mitteilten, mein Buch habe sie dazu angeregt, sich vor ihrem Tod noch einmal eine Katze anzuschaffen; Frauen schickten mehr oder weniger eindeutige Fotos oder Aufforderungen sowie Einladungen, jederzeit vorbeizukommen (meine Lieblingseinladung kam von einer Frau, deren Brief endete:
»Ich habe immer eine Dose Pounce griffbereit. Eine in der Küche, eine im Schlafzimmer. Beide stehen Ihnen zur Verfügung.«
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber eine Dose Pounce mit Shrimps neben dem Bett törnt mich an!); Briefe von Aids-Kranken, die mir erzählten, dass ihnen ihre Katzen großen Trost und Freude spendeten; und ein außergewöhnlich bewegender Anruf von einer Frau, die eine geistig behinderte Tochter hat und mir sagen wollte, dass das Einzige, was ihrer Tochter ein Lächeln entlocke, das Foto von Norton auf dem Umschlag unseres Buches sei.
Manche Leute schilderten beredt, wie meine Beziehung zu Norton und seine einzigartige Persönlichkeit sie berührt hätten. Einige schrieben ganz schlicht, um mir zu sagen, dass sie erst durch meine Gefühle für Norton begriffen hätten, wie sehr sie ihre eigenen Katzen liebten.
Ich bekam aber auch mehrere wütende Briefe und Anrufe. Mehrere Leute machten sich Sorgen, dass ich meine Katze allzu vielen Gefahrensituationen aussetzte (mache ich nicht – ehrlich), und ein Mann schrieb mir in einem extrem fiesen Brief, nur weil mein Leben so interessant sei, sei das noch lange kein Grund, ein Buch zu schreiben und ihm unter die Nase zu reiben, wie langweilig sein Leben sei.
Die ASPCA (ein amerikanischer Tierschutzverein) meldete sich bei mir. Sie wollten ein Buch mit Fotos berühmter Tiere herausbringen. Würde Norton dabei sein wollen? Es war für einen guten Zweck, also willigte ich ein. Dann riefen sie wieder an und sagten, der für das Projekt Zuständige habe gerade mein Buch gelesen – und sei schockiert, dass ich Norton Eis und Marmeladendonuts zu essen gab. Er fand das so widerwärtig, dass er in seiner Arbeit nichts mit Norton zu tun haben wollte. Und da wundern sich die Leute, warum manche Organisationen keine Spenden bekommen.
Meine beiden allerliebsten Briefe kamen von kleinen Mädchen (kommen Sie gar nicht erst auf blöde Gedanken!).
Einer kam von einer Dreizehnjährigen aus Greater Manchester, England. Sie versicherte mir, dass Klappohrkatze ihr liebstes Buch aller Zeiten war, und bescherte mir dann solche Perlen wie:
»Wir haben einen Kater namens Floyd, und er ist genau wie Norton, außer (1) er hat blaue Augen, (2) er ist keine Scottish Fold und (3) er ist nicht sehr schlau.«
Davon abgesehen genau gleich. Mein englischer Fan schrieb mir außerdem, sie halte
»das Buch für eines der großartigsten modernen Bücher, das je geschrieben wurde«.
Ah, ja. Die Brüder Karamasow , Der große Gatsby und Klappohrkatze , nicht zwangsläufig in dieser Reihenfolge.
Der allerbeste Brief von allen aber kam von einer Elfjährigen aus Colorado. Und so fing ihr Brief an:
»Lieber Mr. Gethers,
ich wollte Ihnen nur sagen, dass Ihr Buch eins der absolut besten Bücher ist, das ich je gelesen habe (und glauben Sie mir, ich habe fast alles gelesen). Ich bin verliebt in Norton!«
Und dann folgte etwas, was mir ganz besonders gefiel:
»Um ehrlich zu sein, als ich Ihr Buch bekam (zu Weihnachten), dachte ich erst, es wäre wieder so ein ödes Buch (wie wir Kinder sie meistens kriegen). Aber das war es definitiv nicht!«
Was ihren Brief aber unvergesslich machte, das war die Rechtschreibung. Hier einige Beispiele: wirkt (wierkt), glauben (glaupen), normalerweise (normahlerweise), definitiv (definitief), niemals (nimals), perfekt (perfeckt), schreiben (schraiben) und froh (vroh). Am Ende fügte sie noch zwei wunderbare Nachschriften hinzu:
»P.S. Ich bewundere Ihre Arbeit, weil ich auch Autorin werden möchte und hoffe, ich kann so gut sein wie Sie.
P.P.S. Entschuldigung, dass ich nicht ganz richtich schreibe.«
***
Eine der erstaunlichsten Nebenwirkungen des Schreibens über meine Katze ist, wie sehr sich die Leute für Norton interessieren. Sie empfinden für ihn dasselbe wie für ein Familienmitglied. Das Schöne ist, dass die Leute ihn offensichtlich zu würdigen wissen. Sie begreifen, was ihn so besonders macht. Ebenso erstaunlich ist für mich, wie sehr sich die Leute für mein Leben zu interessieren begannen. Es ist ein seltsames Gefühl, sich Hunderttausenden von Menschen zu öffnen und sehr persönliche Geschichten über
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