Klappohrkatze - Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde: "Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde"
Haupthelden sind der Teufel, ein selbstmordgefährdeter Schriftsteller, ein schlechter Dichter, eine zwei Meter große Katze mit Zylinder und Weste, Jesus Christus, Pontius Pilatus und die schönste Frau der Welt. Es gibt brutale Morde, öffentliche Demütigungen, Kreuzigungen und eine Konfrontation mit dem ultimativ Bösen. Es finden sich auch scharfe Satire, zum Schreien komischer Slapstick, politische Parodien, religiöser Revisionismus und erschütternde philosophische Erkenntnisse. Es gibt Geister und Leute, die durch die Luft fliegen, und magische Transformationen. Oh – und es ist auch die größte Liebesgeschichte aller Zeiten. Alles in allem schätze ich, dass es verständlich ist, warum sich die Studios in Hollywood so schwer damit tun, grünes Licht für die Finanzierung zu geben: Wir reden hier nicht wirklich von einer Fortsetzung von Kevin allein zu Haus .
Jedenfalls, nach endlosem Durchsehen, Sortieren, Recherchieren, Kürzen und Verlängern wusste ich schließlich, worum es bei Der Meister und Margarita wirklich geht. Und da wären wir wieder bei Cindy und ihren Abschiedsworten vor vielen Jahren.
Du weißt nicht, was Liebe ist .
Dank dieser Reise nach Paris, dank Janis und unserer wachsenden Beziehung, und vor allem dank einer kleinen grauen Katze mit einem runden Kopf und gefalteten Ohren weiß ich jetzt, was Liebe ist. Ich weiß jetzt nicht nur, was sie ist, ich habe sie gefunden. Ich habe gesehen, wie sie funktioniert, und ich habe gesehen, was sie tun kann.
Einige Tage, bevor ich das Ende des Drehbuchs schrieb, rief Janis mich an. Sie war draußen in Sag Harbor. Es war früh am Morgen nach ihrer Zeit, und früher Nachmittag bei mir.
»Wieso bist du denn schon so früh auf?«, fragte ich.
»Ich konnte nicht schlafen«, erklärte sie mir. »Ich schlafe in letzter Zeit nicht gut.«
»Warum nicht?«, wollte ich wissen.
»Ich vermisse dich«, sagte sie.
Wie Sie vielleicht bemerkt haben, bin ich süchtig nach solchen Sätzen. »Ooohhh«, sagte ich. »Das ist so schön.«
»Aber das ist es nicht nur«, fügte sie hinzu.
»Was denn noch?«
»Ich schlafe nur noch gut, wenn Norton neben mir liegt.«
Und so war es Janis’ Erreichen von Phase vier, das mir den Mut verlieh zu entscheiden, dass es in unserem Drehbuch zu Der Meister und Margarita vor allem um die Liebe gehen sollte. Um die Liebe in ihrer realsten Bedeutung. Um die Liebe zwischen zwei Menschen. Zwei echten Menschen. Um Liebe, die Politik und Unterdrückung und Kunst und Geschichte und Grausamkeit und sogar den Tod überdauert. Das Drehbuch zum Film endet so, wie Bulgakov sein Buch enden lässt. Der Meister und Margarita fliegen davon, nicht in den Himmel, sondern in eine Welt der Zweisamkeit, wo sie der oft grausamen und stets absurden Welt entkommen können, in der wir leben.
Meine Interpretation dieses großartigen Romans war, dass jeder von uns vor allem versuchen sollte, in einer Welt zu leben, in der die Liebe größere Priorität hat als der Schmerz. Nur dass es in meinem Fall, und jetzt auch in Janis’, keine Welt der Zweisamkeit ist. Norton, der in diesem Moment auf meinem Tisch fünfzehn Zentimeter zu meiner Linken sitzt und mir dabei zusieht, wie ich diese Worte schreibe, erinnert mich daran, dass es definitiv eine Welt der Dreisamkeit ist.
9. Kapitel
Die Katze, die nach Los Angeles reiste
E igentlich unterscheiden sich unsere Leben, jedenfalls die derer, die in der westlichen Zivilisation leben, nicht sehr voneinander. Wir sind alle den gleichen Zwängen unterworfen – der Zeit, der Stärke, den Gesetzen, den Erwartungen. In jedem Leben gibt es ganz individuelle Höhe- und Tiefpunkte, wilde Schwankungen zwischen Ekstase und Verzweiflung, großem Triumpf und herben Niederlagen. Aber es gibt auch, wenn man das große Ganze betrachtet, Erfahrungen, die wir alle teilen. Die Höhepunkte, die wir erleben und von denen wir glauben, dass niemand sie jemals wirklich nachfühlen kann, sind Höhepunkte, die jeder erlebt – Liebe, Sex, Erfolg. Die Traurigkeit, die uns auf eine so lebensverändernde Weise einhüllt, dass wir sicher sind, unsere Gefühle seien in ihrer Stärke einzigartig, hüllt uns alle ein – Krankheit, Trennung, Armut, Tod. Es gibt zwei Wege, die man einschlagen kann, nachdem man einen dieser Höhe- oder Tiefpunkte erlebt hat – man kann sich entwe der ganz von der Welt zurückziehen, oder man kann diese Gemeinsamkeit akzeptieren und sie dazu nutzen, mehr über sich selbst und andere zu lernen.
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