Klappohrkatze - Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde: "Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde"
tut. Einerseits findet sie es gefährlich. Andererseits – und das ist der wahre Grund – fährt Norton gelegentlich die Krallen aus, um das Gleichgewicht zu halten, wenn das Auto schaukelt, und ruiniert damit ihre Strumpfhose oder reißt kleine Löcher in ihre Bluse. Also legt sich Norton geduldig nach hinten und beobachtet zufrieden die vorbeiziehende Landschaft, bis Janis einschläft. Dann schleicht er sich vorsichtig nach vorn und macht es sich dort bequem.) Es war ein wunderschöner Tag, ich war in Gedanken versunken und raste dabei offensichtlich wie ein Geisteskranker. Als der Polizist auf dem Motorrad uns anhielt, hatte er bereits seinen Strafzettelblock gezückt, während er mir mitteilte, dass ich hundertzwanzig Stundenkilometer schnell gefahren war. Bevor er den Strafzettel jedoch schreiben konnte, blickte er auf die Rückbank.
»Ist das eine Scottish Fold?«, fragte er.
Ich nickte. Bei Polizisten bin ich im Nicken viel besser als im Sprechen.
»Die ist aber schön«, meinte der Lederjacken-Cop. »Ich habe auch eine Fold.«
Ich werde Sie nicht mit den rührseligen Details langweilen. Es reicht, dass Norton sich von dem Polizisten, der drauf und dran war, mich zu einer Strafe zu verdonnern, auf den Arm nehmen und streicheln ließ – und dass ich für mein Vergehen nie bestraft wurde. Meine Straßenverkehrsakte blieb sauber, und der Strafzettel wurde zerrissen.
Janis war auch bei einer anderen Auto-Konfrontation mit Norton dabei, diesmal eine ohne Happy End.
Ich war an jenem Tag ins Büro gefahren und hatte beschlossen, den Kater mitzunehmen. Er war der perfekte berufliche Begleiter, verbrachte den ganzen Tag entweder schlafend auf meinem Tisch oder auf der Couch in der Ecke.
Manchmal lief er aus meinem Büro und über die Flure, um bei Leuten vorbeizuschauen, die er mochte. Längst überraschte es die Leute im Verlag nicht mehr – auch den Vorstandsvorsitzenden nicht –, wenn eine Katze in ihr Büro kam, um Hallo zu sagen.
Es war ein brutal heißer Sommertag, und natürlich war die Klimaanlage in meinem Auto kaputt. Während wir fuhren – Janis vorne, Norton hinten in der Hoffnung, dass sie einschlief –, hatten wir alle Fenster heruntergekurbelt. In der Innenstadt, im Village, auf dem Weg zur Tiefgarage, hielten wir an einer roten Ampel an. An der Straßenecke stand eine Pennerin. Sie war dreckig, wirkte ein bisschen verrückt und war eindeutig obdachlos. Es war ein langer Tag im Büro gewesen, es war zu heiß – was auch immer der Grund war, jedenfalls beachteten Janis und ich die Frau nicht, als sie an unser Auto trat und um Geld bat. Es war, als wäre sie gar nicht wirklich da, als würde sie nicht existieren. Vielleicht wohnten wir auch einfach schon zu lange in New York, wo Obdachlosigkeit eine Lebensart ist, etwas, an das man sich zu leicht gewöhnt.
Während der Wagen noch stand, stellte die Frau mir eine Frage.
»Ist das eine besondere Rasse?«, fragte sie und deutete auf Norton, der sie ansah, die Tatzen auf der hinteren Tür, den Kopf durch das offene Fenster gesteckt.
Ohne lange nachzudenken – abgesehen von meinem arroganten Entschluss, Nortons Stammbaum nicht mit einer Obdachlosen zu diskutieren –, sagte ich schlicht: »Nein. Er ist eine ganz gewöhnliche Katze.«
»Oh«, meinte sie. »Er sieht aus wie eine Scottish Fold.«
Die Ampel wurde grün. Bevor ich weiterfahren konnte, fügte sie mit einem sehnsüchtigen Seufzen hinzu: »Ich hatte früher sieben Siamesen.«
Sie steckte die Hand durch das Fenster, strich Norton über den Kopf und ging mit erstaunlicher Würde weiter.
Zu Nortons großer Freude ließ Janis ihn für den Rest der kurzen Fahrt zur Tiefgarage vorne sitzen. Sie umarmte ihn sogar. Ich bin sicher, es freute ihn auch, dass wir beide danach Obdachlose mit anderen Augen sahen. Es war ein heilsamer Schock für unsere hochnäsige Überlegenheit.
Janis war auch bei Nortons einzigem Katzenkampf dabei, eine in jeder Hinsicht traurige Sache.
Ich hatte schon lange vermutet, dass Norton kein geborener Kämpfer war. Im Garten schlich er sich manchmal an den einen oder anderen gefährlichen Schmetterling heran, aber das war das ganze Ausmaß seines aggressiven Potenzials. Leider muss man sich als Besitzer einer draußen herumstreifenden Katze der Tatsache stellen, dass sie dort anderen Katzen begegnen könnte.
Uns war ein großer oranger, pelziger Zeitgenosse aufgefallen, der offenbar gerne am späten Nachmittag durch unseren Garten in Sag Harbor streunte. Wenn
Weitere Kostenlose Bücher