Klappohrkatze - Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde: "Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde"
Norton bei seinem Auftauchen draußen war, dann miaute er entweder sofort, weil er reingelassen werden wollte, oder er rannte in den Vorgarten, um sich in eines seiner Geheimverstecke zu verziehen. Wenn dieser grobschlächtige Kater kam, während Norton drinnen in Sicherheit war, stand Norton an der Hintertür und fauchte ihn von seinem geschützten Platz hinter der Fliegengittertür laut an. Er machte einen Buckel, fuhr seine Krallen aus und sah sich anschließend beifallheischend nach uns um. Janis und ich versicherten ihm dann stets, was für ein mutiger Bursche er war und wie stolz wir auf ihn waren. Vielleicht wurde Norton deshalb übermütig.
Eines Nachmittags saß ich oben in meinem Arbeitszimmer und schrieb, als ich plötzlich ein entsetzliches Schreien hörte. Es war ein Laut erfüllt mit Schmerzen und Angst, und er schien ewig anzudauern. Dann schrie Janis. Sie brüllte meinen Namen und dass ich sofort runterkommen sollte.
Ich lief, so schnell ich konnte, aber in den wenigen Sekunden, die es dauerte, hörte ich lautes Fauchen und Heulen, hohes Knurren und etwas, das klang, als würden zwei Sumo-Ringer gegeneinanderprallen. Als ich nach draußen kam, lief das orange Monster triumphierend über die Wiese. Ich schrie und winkte mit den Armen. Das schien den Kater zwar nicht zu beeindrucken – er sah mich an, als sei er sicher, es auch mit mir aufnehmen zu können –, aber er verstand, dass er hier nicht willkommen war. Als er über den Zaun in den Nachbargarten gesprungen war, suchte ich nach Norton.
Mein Kater kommt sonst immer , wenn ich ihn rufe. Immer . Aber diesmal nicht. Janis und ich suchten ihn zwanzig Minuten lang überall. Kein Norton. Ich bekam es langsam wirklich mit der Angst zu tun, als ich schließlich ein ganz leises und sehr klägliches Miauen hörte. Ich blieb stehen und lauschte, hörte es wieder. Janis ebenfalls. Es schien unter meinem Auto hervorzukommen, das auf der Einfahrt geparkt war.
Ich ging runter auf alle viere, und tatsächlich, dort kauerte Norton. Ich brauchte mehrere Minuten, um ihn herauszulocken, doch dann kam er endlich zu mir. Als er zwischen den Autoreifen hindurchschlüpfte, keuchte Janis auf. Norton blutete über der Nase und an der rechten Schulter. Sein Fell war matt und verklebt, und er war so verängstigt, dass er nur noch halb so groß wirkte wie sonst, was ohnehin nicht besonders groß war. Als ich ihn auf den Arm nahm, merkte ich, dass er sich vor lauter Angst eingekotet hatte.
Ich beruhigte ihn, so gut ich konnte, dann trug ich ihn nach oben ins Bad. Ich setzte ihn in die Wanne, drehte das Wasser an, sodass es sanft aus dem Hahn floss, und machte ihn sauber. Er wehrte sich nicht. Als er wieder sauber war, konnte ich erkennen, dass seine Verletzungen nicht schlimm waren. Die körperlichen Wunden waren oberflächlich, aber die emotionalen Narben saßen tief. Nachdem ich ihn abgetrocknet hatte, schlich er zaghaft in mein Schlafzimmer, sprang aufs Bett und kroch unter die Decke. Er wühlte sich seinen Weg bis ans Fußende, und dort blieb er für den Rest des Nachmittags. Immer mal wieder versuchte ich, ihn rauszulocken, aber er schämte sich so sehr, dass er mich nicht einmal ansehen wollte. Am Abend hatte er den Kopf immer noch nicht unter dem Quilt hervorgesteckt.
Da beschloss Janis, dass eine Frau die Sache in die Hand nehmen sollte. Ich sah zu, wie sie sich aufs Bett setzte und die Decke vorsichtig zurückzog. Norton rollte sich zu einem Ball zusammen und versteckte sein Gesicht. Aber während er mich bei meinen Aufheiterungsversuchen nicht mal angesehen hatte, fing er bei Janis langsam an, sich zu entspannen, während sie ihn streichelte und ihm Sachen zuflüsterte. Innerhalb von Minuten kam seine kleine Zunge heraus und leckte ihr die Finger. Als sie ihm sagte, dass es jetzt Zeit wurde, mit nach unten zu kommen und sein Abendbrot zu essen, stand er auf, sprang vom Bett herunter und folgte ihr die Treppe hinunter.
Es dauerte ein paar Tage, bevor Norton wieder ganz auf der Höhe war. Er konnte mir für eine Weile nicht in die Augen sehen. Irgendwie schämte er sich vor seinem Dad mehr für seine Auseinandersetzung mit dem orangefarbenen Chuck Norris als vor seiner neuen Mom. Mir fiel auf, dass Norton und Janis sich danach näherstanden. Irgendwie vertraute er ihr mehr als zuvor. Und irgendwie wusste sie das und tat das Gleiche.
Weil Janis sich so gegen eine Beziehung wehrte, war es leicht, ihre Höhen und Tiefen anhand ihrer Reaktionen auf die Katze zu
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