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Klappohrkatze - Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde: "Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde"

Klappohrkatze - Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde: "Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde"

Titel: Klappohrkatze - Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde: "Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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zusammen schreiben. Nicht etwas umschreiben – dieses Mal wollte er es von Anfang an mit mir machen.
    Wir beschlossen, ein Buch zu verfilmen. Keiner von uns sprudelte nur so über vor Ideen für wunderbare, originelle Geschichten, und wir fanden, dass eine Adaptierung lustig, einfach und vom technischen Standpunkt aus gesehen sehr interessant war. Schon kurz nachdem ich zugestimmt hatte, dachte ich an ein Buch, zu dem ich gerne ein Drehbuch schreiben wollte. Es war brillant, es war dramatisch, es war unglaublich lustig und auf tragische Weise traurig. Ich holte es aus meinem Bücherregal, starrte es für mehrere Sekunden an und stellte es dann an seinen Platz zurück. Zu abgedreht, beschloss ich. Alle würden mich für verrückt halten. Es handelte sich um Der Meister und Margarita von Michail Bulgakov. Ich habe nie jemandem davon erzählt. Roman nicht und auch dem Studio nicht.
    Ich fand kein anderes Buch. Polanski auch nicht. Das Studio schickte uns ständig Thriller. Der Regisseur lehnte sie ständig ab. Dann, ein volles Jahr, nachdem wir unsere Zusammenarbeit beschlossen hatten, rief Roman mich an. »Ich weiß, was ich machen will«, sagte er. »Hast du je von einem Buch namens Der Meister und Margarita gehört?«
    Ich hielt das für einen Scherz. Er versicherte mir, dass es keiner war. Mir ging das Herz auf, und zwei Wochen später saßen Norton und ich in Paris und versuchten, aus einem der größten literarischen Werke des 20. Jahrhunderts ein Drehbuch zu machen. Ich weiß nicht, ob der Film jemals tatsächlich gedreht werden wird. Wahrscheinlich nicht, ist meine Vermutung. Zu teuer und zu abgedreht. Keine Chance auf eine Fortsetzung. Das sind die Unwägbarkeiten und Frustrationen, wenn man im Filmgeschäft arbeitet. Aber eines weiß ich genau: Es war nicht einfach.
    Die Arbeit war qualvoll. (Oder zumindest so qualvoll, wie Schreiben sein kann. Ich möchte das Schreiben eines guten Dialogs auf keinen Fall gleichsetzen mit der Bekämpfung einer brennenden Ölquelle oder dem Ernten von Reisfeldern.) Roman war wie besessen von der Recherche und hielt sich peinlich genau an das seiner Arbeit zugrundeliegende Original. Er las das Buch auf Englisch. Dann las er es noch einmal auf Amerikanisch (es gibt zwei unterschiedliche Übersetzungen). Dann auf Polnisch, Französisch und schließlich Russisch. Jedes Mal, wenn er eine andere Fassung gelesen hatte, kamen ihm andere Ideen, oder alles lief in eine andere Richtung. Mit jeder neuen Idee arbeitete ich eine weitere Nacht – und ich arbeitete allein; die Nacht war für Roman definitiv nicht zum Arbeiten gedacht – bis zwei oder drei Uhr morgens.
    Gott sei Dank hatte ich Norton. Nie habe ich seine Anwesenheit so zu schätzen gewusst wie zu dieser Zeit. Meistens legte ich mich, wenn ich abends von einem Tag bei Polanski nach Hause kam und intellektuell wie emotional völlig ausgelaugt war, für ein oder zwei Stunden aufs Bett, und Norton kuschelte sich an meine Seite. Dann bestellte ich den Zimmerservice oder ging mit Norton irgendwo etwas essen – dann wieder zurück in die Wohnung, wo ich noch mehrere Stunden über die Schreibmaschine gebeugt saß und versuchte, aus den Notizen und Entscheidungen des Tages etwas zu machen. Norton saß dann auf dem Tisch, direkt zu meiner Linken, und sah mir dabei zu, wie ich damit rang, dieses Buch in eine angemessene Filmform zu bringen.
    Während ich versuchte, diesem verworrenen Roman einen Sinn zu entlocken, und während ich mit Roman – wieder und wieder – darüber sprach, machte es bei mir irgendwann klick. Aus dem Morast aus politischen und intellektuellen Theorien, die es in dem Buch im Überfluss gibt, rückte eine Sache in den Vordergrund. Während wir schrieben und diskutierten und stritten und uns anschrien und miteinander rangen, ergab diese großartige und dichte Fantasiegeschichte plötzlich auf eine Art einen Sinn wie noch niemals zuvor. Und merkwürdigerweise – sehr merkwürdigerweise, da mein Leben extrem weit entfernt ist von den im Buch dargestellten – erhielten das Buch und das Drehbuch einen Sinn durch meine sich entwickelnde Beziehung zu Janis. Und, ja, durch meine Beziehung zu Norton.
    Der Meister und Margarita wurde in den 1930er-Jahren geschrieben und wurde nur deshalb 1939 beendet, weil der Autor in jenem Jahr starb, blind und bettelarm und ein Opfer von Stalins Unterdrückung. Es lässt sich leicht erzählen, was in dem Buch passiert. Aber es ist nicht leicht zu sagen, wovon es handelt. Die

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