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Klar Schiff zum Gefecht

Klar Schiff zum Gefecht

Titel: Klar Schiff zum Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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erinnerte sich an Tyrells Zorn, seinen bitteren Angriff gegen den »weiblichen Geschmack«.
    Colquhoun saß am Tisch, hatte sein Kinn in die Hand gestützt und starrte auf einige soeben geöffnete Depeschen.
    Ohne aufzusehen, sagte er: »Nehmen Sie beide Platz, ich muß mich noch mit dieser Angelegenheit befassen.«
    Maulby zwinkerte Bolitho bedeutungsvoll zu.
    Bolitho blickte weg. Maulbys unbekümmerte Haltung ihrem Vorgesetzten gegenüber war beängstigend. »Der kleine Admiral!« Es paßte gut auf Colquhoun.
    Maulby schien die Fähigkeit zu besitzen, sich lässig zu geben, ohne daß man ihm etwas vormachen konnte. Bolitho hatte bemerkt, wie flink sich seine Leute über das Geschützdeck bewegten, wie klar Befehle weitergegeben und befolgt wurden. Bolitho hatte die anderen Kapitäne der Flottille noch nicht getroffen. Wenn sie alle solch ausgefallene Vögel waren wie Maulby, dann war es kein Wunder, daß Colquhoun Zeichen von Überlastung zeigte. Vielleicht fielen solch eigenwillige Charaktere auf kleinen Schiffen auch mehr auf. Er dachte an Pears auf der alten Trojan, an seine zerfurchten Züge, die sich niemals, unter keinen Umständen, je verändert hatten. Im Sturm vor einer Leeküste, unter feindlichem Feuer, beim Auspeitschen oder Befördern eines Matrosen, immer war er zurückhaltend geblieben, und stets hatte er jenseits persönlichen Kontaktes gestanden. Bolitho fand es unmöglich, sich Maulby – seine Gedanken zögerten – oder sich selbst mit solch himmelhohen, gottähnlichen Kräften ausgestattet vorzustellen.
    Colquhoun unterbrach mit scharfer, schneidender Stimme seine Gedanken. »Der Kapitän der Miranda hat ernste Nachrichten gebracht.« Er hielt seinen Blick noch immer auf die Depeschen gesenkt. »Frankreich hat einen Bündnisvertrag mit den Amerikanern unterzeichnet. Das bedeutet, daß General Washington die volle Unterstützung regulärer französischer Truppen und eine mächtige Flotte zur Verfügung haben wird.«
    Bolitho fuhr in seinem Stuhl herum. Diese Neuigkeiten machten ihn betroffen. Die Franzosen hatten schon vorher viel für ihre neuen Verbündeten getan. Aber dies bedeutete, daß der Krieg nun ganz offen geführt wurde. Es bewies auch, daß die Franzosen stärkeres Vertrauen in die Siegeschancen der Amerikaner setzten.
    Colquhoun stand rasch auf und starrte durch die Heckfenster.
    »Die Miranda hat Depeschen und geheime Nachrichten für das Oberkommando in New York an Bord. Sie lief von Plymouth zusammen mit einer Brigg aus, die Duplikate der Depeschen nach Antigua bringen sollte. Kurz nachdem die Schiffe den Kanal passiert hatten, gerieten sie in einen Sturm, und seitdem ist die Brigg verschollen.«
    »Von den Franzosen geschnappt, Sir?« fragte Maulby ruhig. Colquhoun fuhr zu ihm herum. Seine Stimme klang unerwartet zornig.
    »Was, zum Teufel, macht das aus? Geschnappt oder gesunken, entmastet oder von Würmern aufgefressen, für uns macht das keinen Unterschied, oder?«
    Plötzlich erkannte Bolitho die Ursache seines Angriffs. Wäre Colquhoun in Antigua geblieben, bis sein eigenes Schiff fertig überholt gewesen wäre, dann hätte Maulby das Kommando über den Geleitzug gehabt. Der Kapitän der Miranda, der höher im Dienstrang stand als Maulby, mußte seine Neuigkeiten auf schnellstem Wege nach New York bringen. So hätte er Maulby befohlen, Anordnungen zu treffen, damit die Depeschen ohne Verzögerung nach Antigua gebracht würden. Niemand hätte sich auf das Überleben der Brigg verlassen und Tatenlosigkeit damit entschuldigen können. Durch eine Wendung des Schicksals oder durch Colquhouns Auftrag, den Befehl über seine Schiffe auf See zu behalten, hatte der Kapitän der Miranda die Entscheidung an ihn weitergeben können.
    In ruhigerem Ton fuhr Colquhoun fort: »Wir haben Mitteilung erhalten, daß die Franzosen schon seit Monaten Schiffe ausgerüstet haben. Vor einigen Wochen lief von Toulon eine ganze Eskadron aus und schlüpfte durch unsere Patrouillen bei Gibraltar.« Er blickte von einem zum anderen. »Sie könnten nun hier in Richtung auf Amerika unterwegs sein – irgendwo -, das ist alles, was wir wissen. Der Teufel soll sie holen.«
    In der langsamen Prozession durchlaufender Dünungswogen hatte sich die Fawn leicht gedreht. Durch die schwankenden Fenster konnte Bolitho nun die beiden Transportschiffe sehen. Riesig und ungeschlacht warteten sie mit backgebraßten Rahen auf das nächste Signal. Jeder Transporter war bis unter die Decksplanken mit dringend notwendigen

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