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Klar Schiff zum Gefecht

Klar Schiff zum Gefecht

Titel: Klar Schiff zum Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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große Woge glitt, sah er seine Bramsegel wie rosafarbene Muscheln in den ersten Sonnenstrahlen schimmern. Es lag auf einem konvergierenden Kurs sehr hoch am Wind. Seine Rahen waren so hart angebraßt, daß sie fast parallel zum Rumpf standen.
    »Fregatte, Sir«, schrie Graves von oben, und dann nach einer Pause, während der alle zu seiner winzigen schwarzen Silhouette vor dem Himmel hinaufschauten, »englische Bauart!«
    Bolitho stand schweigend. Englische Bauart, vielleicht. Aber wer stand jetzt hinter ihren Kanonen? Er beobachtete, wie die Fawn langsam herumschwenkte. Ihr Stander im Topp drehte sich und spielte teilnahmslos im schwachen Wind. Wieder flogen Signalflaggen an ihren Rahen hoch.
    »Von der Fawn, Sir«, rief Bethune. »Erkennungssignal.« Er suchte in seinem Signalbuch. »Es ist die Miranda, Sir. Zweiunddreißig Kanonen, Kapitän Selby.«
    »Sicher kommt sie aus England«, sagte Buckle zu den Männern auf dem Achterdeck.
    Schon wurde das Licht stärker, und hellere Farbtöne spielten über die See. Bolitho spürte die ersten warmen Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht. Aus England! Wahrscheinlich dachte nun jeder Mann auf der Sparrow an diese beiden Worte, alle außer Tyrell und den amerikanischen Siedlern. Aber alle anderen würden sich nun die längstvergangenen Tage in der Heimat ausmalen, eine Farm oder ein Dorf, irgendein Wirtshaus an einem See oder in einem Fischereihafen, vielleicht das Gesicht einer Frau oder das Greifen einer Kinderhand, bevor die Werber zupackten.
    Bolitho ertappte sich, wie das große Steinhaus unterhalb von Pendennis Castle daheim in Falmouth vor seinen Augen auftauchte. Dort würde nun sein Vater auf ihn warten. Und er würde sich fragen, was wohl aus ihm und seinem Bruder Hugh geworden sei.
    Wie alle Vorfahren der Bolithos war sein Vater Seeoffizier gewesen. Aber nun, da er einen Arm und seine Gesundheit eingebüßt hatte, war er gezwungen, an Land zu leben. Doch immer würden seine Augen über die Schiffe und die See schweifen, die ihn nicht mehr brauchen konnte.
    »Von der Fawn, Sir. An alle! Beidrehen!«
    Anscheinend war sich Colquhoun über die Herkunft des Schiffes im klaren. Zum ersten Mal mußten die Transportschiffe nicht aufgefordert werden, den Signalen zu gehorchen. Offenbar waren auch sie auf Nachrichten aus der Heimat neugierig.
    Bolitho schob das Teleskop zusammen und übergab es einem Bootsmannsmaat.
    »Mr. Tyrell, lassen Sie wie befohlen beidrehen und Segel kürzen.« Er wartete, bis der Leutnant den Befehl an die Toppsgasten weitergegeben hatte, die nun in den Wanten aufenterten, dann fügte er hinzu: »Diese Fregatte ist hart gesegelt worden, sie muß wohl mit wichtigem Auftrag unterwegs sein.«
    Er hatte das Schiff beobachtet, als es sich hoch am Wind zu dem unordentlichen Haufen der Konvoischiffe heraufgequält hatte. Er hatte die großen Schrammen an seinem Rumpf bemerkt, wo die See wie mit einem riesigen Messer die Farbe abgeschabt hatte. Seine Segel waren an vielen Stellen ausgebessert und mit Flicken besetzt worden. All das deutete auf eine schnelle Reise hin.
    »Die Miranda hat wieder ein Signal gesetzt, Sir«, rief Bethune. Er lehnte sich in die Wanten und versuchte, sein großes Fernrohr still zu halten. »An Fawn. Bitten Kapitän an Bord!«
    Wie immer erfolgte sofort die rasche Antwort der Fawn. Ihr großes Beiboot war innerhalb weniger Minuten ausgeschwenkt.
    Bolitho konnte es sich ausmalen, wie Colquhoun zum anderen Schiff eilte und wie dort die Offiziere verblüfft sein würden, wenn sie bemerkten, daß er höher im Dienstrang stand als ihr eigener Kapitän. Was für Folgen das Zusammentreffen auch haben mochte, es mußte sich um eine dringende Angelegenheit handeln und nicht nur um den Austausch von Klatsch, wie es bei solchen Gelegenheiten auf hoher See oft vorkam.
    Bolitho rieb sich das Kinn. »Ich gehe nach unten, rufen Sie mich, wenn irgend etwas geschieht.«
    In der Kajüte wartete Stockdale schon mit Rock und Degen auf ihn. Mit breitem, schiefem Grinsen murmelte er: »Dachte, Sie würden das jetzt brauchen, Sir.«
    Fitch hielt sich am Tisch fest und versuchte mit gespreizten Beinen die Bewegungen der Korvette auszugleichen, die nun ohne die stützende Wirkung der Segel schwer in den Wogen rollte. Mit resigniertem Blick in seinem kränklichen Gesicht starrte er das Frühstück an, das er gerade hereingebracht hatte.
    Bolitho lächelte. »Keine Angst, später werde ich schon Zeit finden, das zu essen.«
    Es war sonderbar, daß allein schon

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