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Klar Schiff zum Gefecht

Klar Schiff zum Gefecht

Titel: Klar Schiff zum Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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»Ich werde Sie in Eisen legen lassen, wenn Sie . . .« Das Ende der Drohung erstickte im tobenden Lärm.
    Die Brigg hatte langsam den Kurs geändert und lag nun schräg zum Achterschiff der Sparrow auf der Backbordseite. Rauchfahnen trieben über Bolitho hin. Er fühlte Musketenkugeln in die Planken klatschen und hörte ein irrsinniges Winseln, als ein Geschoß nur wenige Fuß neben ihm von einem Geschütz abprallte.
    Verzweifelt wisperte Stockdale: »Bewegen Sie sich, Sir! Die Hunde werden Sie sonst abknallen.«
    Bolitho starrte ihn an. Er wußte, daß sein Gesicht zu einem wilden Grinsen verzerrt war. Immer wieder verblüffte es ihn, wie leicht man Zurückhaltung und Vernunft verlor, sobald ein Gefecht begonnen hatte. Später vielleicht... Er schüttelte sich. Wenn sie mit dem größeren Schiff aneinandergerieten, dann würde es kein Später geben.
    »Sie schießen nur blindlings drauflos, Stockdale.« Bolitho wies mit seinem Degen über das Achterdeck. Keiner der Offiziere hatte Zeit gehabt, seinen Uniformrock anzuziehen und den Hut aufzusetzen. Wie er selbst trugen alle nur Kniehose und Hemd, und selbst diese waren vom treibenden Pulverdampf geschwärzt.
    »Schauen Sie her, wie sollen die da drüben den Käptn herausfinden?«
    Ein Seemann an den Besanbrassen stieß einen schrecklichen Schrei aus und wurde, getroffen vom harten Schlag einer Musketenkugel, Bolitho vor die Füße geschleudert. Blut quoll aus seiner Brust, wimmernd wälzte er sich in Todesqualen.
    »Kümmern Sie sich um diesen Mann, Mr. Bethune.« Der Fähnrich zögerte. Unter den Sommersprossen war sein Gesicht kreidebleich. Beißend fügte Bolitho hinzu: »Ihre Mutter ist zu Hause, Junge, Sie müssen also allein flennen. Zuerst aber haben Sie jetzt Ihre verdammte Pflicht zu tun!«
    Bethune kniete nieder, seine Hosen waren blutbesudelt, aber in seinen Zügen zeigte sich plötzlich Entschlossenheit, als der sterbende Seemann nach seiner Hand griff.
    »Der Yankee versucht hinter unserm Heck durchzukreuzen, Sir!« brüllte Buckle.
    Bolitho nickte. Etwas anderes blieb dem Feind nicht mehr zu tun übrig. Die meisten seiner Segel waren durch Geschützfeuer zerfetzt. Durch den wahnwitzigen Angriff der Sparrow zwischen den beiden Transportern heraus schon fast geschlagen, mußte der Kapitän der Brigg entweder achtern vorbeikreuzen oder wenden und dabei riskieren, daß sein Heck unter Beschuß geriet.
    »Klar zur Wende, Mr. Buckle«, schrie Bolitho. »Gehen Sie auf Backbordbug und folgen Sie der Wende der Brigg. Bug zum Heck!« Er grinste immer noch, aber er spürte, daß seine Lippen vor Anspannung rissig wurden, als seine Leute abermals an die Brassen stürzten. Ihre rußgeschwärzten Körper glänzten in der gleißenden Sonne. Wie düstere Dämonen holten sie, die Augen auf die Rahen gerichtet, die Brassen durch.
    »Ree!« Buckle warf sich mit aller Kraft in die Speichen des Ruderrades. Bolitho sah den Bug herumschwingen. Im selben Augenblick brüllten die Kanonen auf. Graves hatte seine frischgeladene Batterie auf den Gegner abgefeuert.
    Hinter dichtem Pulverdampf zeichnete sich das erste Transportschiff als dunkle Masse ab. Es lag jetzt etwa zwei Kabellängen entfernt. »Stütz Ruder, Mr. Buckle!« Bolitho hörte eine Kugel über seinen Kopf sausen, und als er aufschaute, bemerkte er mitten im Besansegel ein sauberes Loch.
    »Richten Sie Ihren Kurs nach der Golden Vleece, Mr. Buckle. Sie ist jetzt besser als jeder Kompaß.«
    Er zuckte zusammen, als sich die Sparrow aufbäumte, einmal, zweimal, dann noch einmal – einige Geschosse waren in ihren Rumpf gefahren. Aber die Brigg war bereits übel dran. Sie trieb mit dem Heck voraus, ihr ganzer Fockmast hing wie ein gefallener Baum über ihrer Seite. In all dem Wirrwarr arbeiteten Männer mit blitzenden Äxten, andere luden die Kanonen und feuerten weiter.
    »Kurs liegt an, Sir! Nordwest zu Nord!«
    Bolitho hob seinen Degen. Mit zusammengekniffenen Augen starrte er in das Sonnengeglitzer und beobachtete die Brigg, die wie betrunken schwankend ihre über Bord gegangene Takelage hinter sich herschleppte.
    »Aufhören!« Der Degen blitzte in der Sonne. »Aufhören, Männer!«
    Nicht ein Geschütz feuerte mehr. Nur dort, wo eine Kanone geladen wurde, war noch Bewegung an Deck.
    Wieder krachte ein Geschoß in den unteren Teil des Rumpfes, und irgendwo schrie ein Matrose in Schmerzen auf, als ihn die surrenden Holzsplitter zu Boden schmetterten.
    Trotz der blendenden Sonne sah Bolitho durch treibenden Qualm

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