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Klar Schiff zum Gefecht

Klar Schiff zum Gefecht

Titel: Klar Schiff zum Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Tyrell ihm in einer guten Stunde erzählen würde, ob alles so stand, wie er gehofft hatte.
    Und dann endlich, fast auf den Tag genau drei Monate nachdem sie zugesehen hatten, wie die französische Fregatte auf das Riff rannte, war die Sparrow wieder seeklar. Mit argwöhnischen Blicken beobachteten die Seeleute den letzten Werftarbeiter, ob er nicht mehr von Bord mitnahm, als er gebracht hatte, dann wurde er an Land gerudert. Nachdem die letzten Wasserleichter und Werftbarken von der Korvette abgelegt hatten, schrieb Bolitho seinen Bericht an den Admiral. Es kümmerte ihn wenig, wie seine nächsten Befehle lauten würden. Ob es sich wieder um einen besonderen Auftrag handelte, ob er Depeschen befördern oder einfach zu Colquhouns Flottille zurückkehren sollte, war ihm gleichgültig. Er wollte nur endlich wieder auf See sein, unabhängig von geschniegelten Flaggoffizieren und umständlichen Schreibereien.
    Als Tyrell die Kapitänskajüte betrat und meldete, daß alle Werftarbeiter von Bord seien, fragte Bolitho: »Wollen Sie heute abend mit mir essen? Vielleicht werden wir in den nächsten Wochen keine Gelegenheit mehr dazu haben.«
    Tyrell blickte ihn düster an. »Mit Vergnügen, Sir.« Seine Stimme klang matt und erschöpft.
    Bolitho starrte durch die geöffneten Heckfenster auf die vor Anker liegenden Schiffe und die fahlen Häuser im Hintergrund.
    »Sie können Ihre Sorgen mit mir teilen, wenn Sie wollen, Mr. Tyrell.« Er hatte mehr gesagt, als er beabsichtigte, aber die Verzweiflung in den Augen des Leutnants hatte ihn alle Vorsicht vergessen lassen.
    Tyrell beobachtete ihn vom Fenster aus. Seine Augen lagen im Schatten. »Ich habe Nachrichten erhalten. Mein Vater hat seine Schoner verloren, aber das war zu erwarten. Die eine oder die andere Seite hat sie beschlagnahmt. Es ist gleichgültig. Außerdem besaß mein Vater eine kleine Farm. Er sagte immer, sie sähe seinem Hof in England sehr ähnlich.«
    Bolitho wandte sich langsam ab. »Ist auch die Farm verloren?«
    Tyrell zuckte die Achseln. »Der Krieg hat vor einigen Monaten dieses Gebiet erreicht.« Seine Stimme klang tonlos wie aus weiter Ferne. »Wir hatten einen Nachbarn, Luke Mason. Er und ich, wir wuchsen zusammen auf. Wie Brüder. Als der Aufstand anfing, war Luke im Norden und verkaufte Rinder. Und ich war auf See. Luke war immer ein bißchen ungezügelt, und ich glaube, daß ihn all das Durcheinander mitgerissen hat. Jedenfalls, er meldete sich, um gegen die Briten zu kämpfen. Aber für seine Kompanie ging die Sache schlecht aus. Sie wurde im Kampf aufgerieben. Luke entschloß sich, nach Hause zu gehen. Ich glaube, er hatte genug vom Krieg.«
    Bolitho biß sich die Lippen. »Er ging zu Ihrem Vater?«
    »Aye. Das Unglück war, daß mein Vater offensichtlich die englischen Soldaten mit Remonten und Futter versorgte. Aber er mochte Luke sehr gern. Er gehörte fast zu unsrer Familie.« Der Leutnant seufzte. »Der Oberst des Standorts hörte davon durch irgendeinen verdammten Spitzel. Er ließ meinen Vater an einen Baum hängen und das Haus vollständig niederbrennen.«
    Bolitho konnte sich nicht zurückhalten. »Mein Gott, das tut mir sehr leid.«
    Tyrell schien nicht zu hören. »Dann griffen die Amerikaner an, und die Rotröcke zogen sich zurück.« Er schaute zu den Decksbalken hinauf und fügte hitzig hinzu: »Aber Luke war in Sicherheit. Er konnte aus dem brennenden Haus entkommen. Und wissen Sie, was? Der amerikanische Oberst hängte Luke als Deserteur auf!« Er sank auf einen Stuhl und stützte sich gegen den Tisch. »Wo, zur Hölle, wo nur ist der gottverdammte Sinn in all dem?«
    »Und Ihre Mutter?«
    Er beobachtete Tyrells gesenkten Kopf. Die Qual schien ihn zu zerbrechen.
    »Sie ist vor zwei Jahren gestorben, so ist ihr all das erspart geblieben. Jetzt bin nur ich noch übrig – und meine Schwester Jane.« Er blickte auf. Seine Augen warfen das Sonnenlicht wie Funken zurück. »Nachdem Käptn Ransome genug von ihr hatte, ist sie verschwunden – Gott allein weiß, wo sie jetzt ist.«
    In dem plötzlichen Schweigen überlegte Bolitho, wie ihm wohl zumute wäre, wenn er so furchtbare Nachrichten erhalten hätte wie Tyrell. Soweit seine Erinnerung zurückreichte, war ihm gelehrt worden, mit der ständigen Möglichkeit des Todes zu rechnen und ihr nicht aus dem Wege zu gehen. Fast alle seine Vorfahren waren auf irgendeine Weise auf See umgekommen. Das Seemannsdasein war gefährlich. Wenn man von dem brutalen Ende im Kanonenfeuer und einem

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