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Klar Schiff zum Gefecht

Klar Schiff zum Gefecht

Titel: Klar Schiff zum Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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von der Fregatte auf die Trojan abkommandiert wurde, hatte es Stockdale fertiggebracht, ebenfalls versetzt zu werden. Er war Bolithos Ordonnanz, im Gefecht Geschützführer, und auf der aufgebrachten Brigg brauchte er die gefangene Besatzung nur anzuschauen, um sich augenblicklich Achtung zu verschaffen. Er sprach sehr wenig und mit heiserer, wispernder Stimme. Seine Stimmbänder hatten in all den Jahren, da er landauf, landab in den Schaubuden auf Jahrmärkten kämpfte, Schaden genommen.
    Und dann, als Bolitho befördert wurde, hatte Stockdale schlicht gesagt: »Sie werden einen guten Bootssteuerer nötig haben, Sir«, er zeigte sein träges, schiefes Grinsen, »was für ein Schiff man Ihnen auch geben wird.«
    So blieb Stockdale bei ihm. Bolitho hatte keinen Augenblick daran gezweifelt. Er wandte sich um, als Bolitho auf die Pier hinausschritt, und legte die Hand an seinen Hut.
    »Alles fertig.« Er ließ seine Augen über Bolithos neue Uniform gleiten und nickte mit offensichtlicher Genugtuung.
    »Nicht weniger, als Sie verdient haben, Sir.«
    Bolitho lächelte. »Das werden wir erst beweisen müssen.«
    Mit eingezogenen Rudern glitt der Kutter sanft gegen die Pfähle. Ein Seemann kletterte mit einer Leine auf die Pier. Stockdale bückte sich nieder und hielt das schwankende Dollbord mit einer Faust fest. Sein Blick ruhte auf den bewegungslos sitzenden Ruderern. »Ein feiner Tag für den neuen Anfang, Sir«, meinte er mit heiserer Stimme.
    Ein schlanker Fähnrich erhob sich im Kutter und zog weit ausholend seinen Hut. Er war ein gutaussehender, etwa achtzehnjähriger junger Mann, braungebrannt wie ein Eingeborener.
    »Mein Name ist Heyward, Sir.« Er wand sich unter Bolithos kühlem Blick. »Ich – ich wurde geschickt, um Sie an Bord zu bringen.«
    Bolitho nickte. »Danke, Mr. Heyward. Unterwegs können Sie mir über das Schiff berichten.«
    Er wartete, bis Stockdale und der Fähnrich seine Seekiste und seine Taschen im Boot verstaut hatten, dann sprang er auf die Achterbank hinunter.
    »Vorne abstoßen! Riemen bei!«
    Heyward schien sich der Nähe seines neuen Kapitäns sehr bewußt zu sein. »Ruder an!«
    Wie ausgebleichte Knochen hoben und senkten sich die Riemen mit regelmäßiger Genauigkeit. Bolitho blickte rasch über die beiden Reihen der Ruderer hin. Sie waren sauber in Paradehemden und weiße Hosen gekleidet und sahen kräftig und gesund aus. Manche Leute behaupteten, man könne ein Schiff immer nach seinen Booten beurteilen. Bolitho war anderer Meinung. Es gab Kapitäne, die ihre Boote wie Schaustücke pflegten, während an Bord ihrer Schiffe die Leute kaum besser als Tiere lebten.
    Die Gesichter der Ruderer – die gewöhnlichen, bekannten Seemannsgesichter – blieben verschlossen und ausdruckslos, um Bolithos prüfendem Blick nicht aufzufallen. Sicherlich war jeder neugierig auf den neuen Kapitän. Für den Seemann war sein Kapitän kaum viel weniger als Gott. Er führte sie und konnte seine Geschicklichkeit im Kampf zu ihren Gunsten anwenden. Genausogut aber konnte er ihr Leben in eine tägliche Hölle verwandeln, und es gab niemand, der sich ihre Proteste und Beschwerden anhörte.
    »Seit drei Tagen liegen wir hier vor Anker, Sir«, sagte der Fähnrich unsicher.
    »Und vorher?«
    »Patrouillendienst vor Guadeloupe. Wir sichteten eine französische Brigg, aber sie ist uns entkommen, Sir.«
    »Wie lange dienen Sie schon auf der Sparrow ?«
    »Zwei Jahre, Sir, seitdem sie auf der Themse bei Greenwich in Dienst gestellt wurde.«
    Stockdale straffte seinen Oberkörper. »Da liegt sie, Sir, genau backbord voraus.«
    Bolitho saß aufrecht im Heck. Er wußte, daß ihn jedermann anstarren würde, sobald er seine Augen vom Kutter abwandte. Kaum konnte er seine Erregung verbergen, als er zu der Korvette hinüberspähte, die jetzt hinter einem schweren Transportschiff in Sicht kam. Sie lag fast bewegungslos über ihrem Spiegelbild in der See. Ihre Flagge tupfte einen roten Farbfleck auf die dunstverhangenen Hügel des Hinterlandes.
    Bolitho hatte während seiner Dienstzeit viele Korvetten gesehen. Gleich den Fregatten waren sie überall und immer im Einsatz. Als Mädchen für alles, als die Augen der Flotte, waren sie in allen Marinestützpunkten üblich. Aber Bolitho bemerkte im ersten Augenblick, daß diese Korvette sich von allen anderen unterschied. Von den sanft kreisenden Masttopps bis zur Linie der geöffneten Geschützpforten war sie eine vollkommene Schönheit, eine hochgezüchtete Miniaturfregatte,

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