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Klassenfahrt zur Hexenburg

Klassenfahrt zur Hexenburg

Titel: Klassenfahrt zur Hexenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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doch
auf die Füße und schwankte, von Harald gestützt, zum Straßenkreuzer, wo er wie
ein leerer Sack auf den Nebensitz fiel.
    Harald grinste über den Rover
hinweg. „War ja nur Spaß, hähäh!“
    Er sprang hinters Lenkrad und
preschte im Rückwärtsgang durch die Kurve. An Brems- und Reifengeräuschen
hörten sie, wie er wendete.
    „Wenn das Spaß war“, sagte Tim,
„habe ich keinen Sinn für Humor. Ist das nicht sonderbar, dass die solche
Anstrengungen machen, um Ihren Wagen zu klauen, Herr Döring? Ist dieses
Fabrikat so selten?“
    „Hm.“ Döring schüttelte den
Kopf. „Selten vielleicht, aber sooo selten nicht. Das heißt, mein Wagen ist
eine Sonderausführung mit Turbo-Motor. Hat 250 PS. Noch mehr, glaube ich. Genau
steht’s im Kfz-Brief. Jedenfalls“, wieder schüttelte er den Kopf, „sind die
Typen nicht aus unserem Club. Sind das wirklich Spaßvögel, die mir einen
Streich spielen wollen?“

    „Bestimmt nicht!“, sagte Tim.
„Das waren ganz ordinäre Autodiebe. Aber jetzt sind sie weg. Wollen wir
weiterfahren?“

13. Belagerung
     
    Der Hochsteupen, bewaldet vom
Fuß bis zum Gipfel, hatte sich einen steifen Hut aufgesetzt: einen Felskegel
mit steilen Wänden. Darauf hatte man vor 700 Jahren die Burg errichtet.
    Die Ringmauer, der sogenannte
Zingel, umschloss das Burggelände. Mauertürme an allen Ecken. Durch
Schießscharten sah man den Himmel. Die Zugbrücke am Torhaus war
heruntergelassen. Sie funktionierte — wie Tim und Gaby später erfuhren — und
wurde nachts hochgezogen. Ebenso konnte man das dahinter angebrachte Fallgitter
benutzen.
    Hoch ragte der Bergfried ( Hauptturm )
auf. Gaby entdeckte das Türmchen der Burgkapelle. Äußerlich war alles erhalten.
Im Innern hatte man die meisten Gebäude erneuert: die Kemenate ( Frauenhaus ),
das Zwerchhaus, das Mushaus ( Vorratshaus ), das Wirtschaftsgebäude und
den Palas ( Hauptgebäude ). Dort befanden sich — hinter meterdicken Mauern
— die Gästezimmer.
    Der Rover rumpelte durchs
Torhaus.
    Hier, im Schatten, roch die
Luft nach Moder und uraltem Stein.
    Der Wagen rollte in den
Burghof, den Sonnenlicht übergoss. Etliche Fahrzeuge parkten, säuberlich
aufgereiht, unter den Wehrgängen.
    Döring stellte seinen
Turbo-Rover dazu.
    „Himmlisch!“
    Gaby sprang ins Freie und
drehte eine Pirouette auf der linken Sommersandale.
    Auch Tim war hingerissen,
vergaß aber keinen Moment, weshalb sie hier waren.
    „Echt romantisch!“, stellte er
fest. „Wenn man bei Mondschein hier wandelt, muss das ein starkes Feeling sein.
Vielleicht sind wir 700 Jahre zu spät dran, Pfote. Du als Burgfräulein, ich als
Ritter Kuno... das wäre eine Schau gewesen. Aber jetzt ist es sicherlich
komfortabler.“
    Womit er Recht hatte.
    Der Hausdiener eilte herbei und
übernahm das Gepäck. Am Hotelempfang gab sich Hubert von Zachwang, der
Burghotel-Manager, die Ehre. Für Döring war alles reserviert — für das Pärchen
auch. Zachwang staunte zwar etwas, als er gewahrte, wie jung die beiden waren,
hielt sich dann aber streng an die telefonische Reservierung. Auch ein
Begrüßungs-Cocktail stand bereit. Doch die beiden machten gleich klar, dass sie
von Alkohol nichts halten — so wenig wie von Nikotin und Drogen.
    Die Zimmer.
    Die Fenster hatten
Butzenscheiben. Der Blick reichte weit übers Land, über endlose Wälder. Nur
kräuselnder Rauch in der Ferne verriet, dass dort Häuser waren.
    In Gabys Zimmer stand ein
Ritter, vielmehr: seine Rüstung. Er selbst hatte schon vor Jahrhunderten das Zeitliche
gesegnet, aber seine Nahkampf-Uniform hinterlassen, einen blitzenden Harnisch
mit Helm, Helmglocke, Visier, Kinnreff, Kehlstück, Halsberge, Brechrand ( Stoßkragen ),
Vorderflug, Bruststück, Armbeuge, Armkachel, Bauchreifen... Alles komplett bis
runter zum Bärlatsch, den Eisenschuhen.
    „Aber dass du mir ja in deiner
Ecke bleibst, Ritter Kuno“, redete sie ihn an. Er blieb.
    Nachdem Gaby ausgepackt und
sich erfrischt hatte, klopfte sie bei Tim an die Tür. Er wohnte nebenan. Kein
Ritter zierte sein Schlafgemach, aber an den Wänden hingen Lang- und
Rundschilde, außerdem wetterfeste Kopfbedeckungen von damals: wie Eisenhut,
Sturm- und Kesselhaube.
    Grinsend probierte Tim eine
Sturmhaube auf. Aber sie passte nicht. Die Altvorderen hatten kleinere Köpfe
gehabt.
    „Liegt bestimmt an der
Gehirngröße“, meinte Tim. „Wir haben uns weiter entwickelt.“
    „Das kann’s nicht sein. Sonst
kämst du mit einem Eierwärmer aus.“
    „Hahah, Gabriele! Hüte

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